Pi-Hole: Der ultimative Internetschrott- und Werbeblocker

Ende Juni habe ich ein kleines Projekt umgesetzt, das ich schon länger vor hatte: Einen Pi-Hole.

Das ist ein kleiner auf dem Raspberry-Pi laufender Server, der unerwünschte Zugriffe ins Internet blockiert.

Es ist ja so, dass der Inhalt einer Website heutzutage in Wirklichkeit aus den Inhalten vieler Server, teilweise dutzende, besteht. Werbebanner, Tracker, alles Mögliche befindet sich da und auf diese Weise verfolgen hunderte Dienste, was wir so machen, wenn wir uns online bewegen.

Gegen Werbung an sich habe ich eigentlich nichts. Ich finde das Konzept werbefinanzierter und dafür kostenfrei zugänglicher Inhalte prinzipiell sehr sympathisch. Ich habe auch nicht viel dagegen, dass man dabei versucht, mir Werbung zu zeigen, die mich auch wirklich interessiert.

Das Niveau allerdings, auf dem das mittlerweile passiert, geht mir einfach zu weit. Die schiere Masse der Werbung ebenfalls. Seiten wie Welt oder Spiegel sind kaum noch vernünftig lesbar. Und auf diesen Seiten verfolgen mich nicht nur ein oder zwei Tracker, sondern zig Server.

Pi-Hole blockt das einfach alles. Es verbietet schlicht meinem Router, Daten von bestimmten Servern abzurufen. Diese Server stehen in Listen, die man einfach über Pi-Hole abonnieren kann und diese Listen werden auch immer mal wieder aktualisiert.

Ich habe zusätzlich zu den üblichen Werbeservern auch noch alles geblockt, was in China, Kolumbien, Russland und Vietnam gehostet wird, weil von hier viel Mist kommt, der über normale Werbung hinaus geht.

Da Pi-Hole direkt über den Router läuft und so regelt, worauf über den Router eigentlich zugegriffen werden darf, funktioniert das auf sämtlichen Geräten, die ans WLAN angeschlossen sind. Auf diese Weise wird auch einer guten Anzahl von Malware, sollte man sich doch mal eine einfangen, einfach das Arbeiten verboten. Sowas wie Bitcoinschürferei ohne mein Wissen zum Beispiel.

Man kann über das System auch Zeug wie Pornoseiten blocken oder zum Beispiel auch komplett Facebook, Instagram, TikTok. Für mich nicht so interessant aber eventuell für Leute mit Kindern.

Meine Blockliste umfasst aktuell über 300.000 geblockte Domains. Das ist eine ganze Menge und ja, es kommt vor, dass mal eine dabei ist, auf die ich doch zugreifen will. Zum Beispiel brauchte die App meiner chinesischen Webcam kurz Zugriff auf chinesische Server, um meinen Account anzulegen. Wenn man sowas versucht, kriegt man erstmal eine Fehlermeldung. Über die API des Pi-Hole habe ich allerdings eine Verknüpfung angelegt, die die Blockfunktion für 5 Minuten deaktiviert und danach selbständig wieder einschaltet – was für die meisten solchen Fälle ausreicht. Wenn nicht, kann man die benötigte Domain auch in die Whitelist kopieren und alles ist wieder gut.

Pi-Hole ist jedenfalls geiler Scheiß. Es macht das Onlineleben unbeschwerter, sicherer und hält alle Möglichen Nervereien einfach fern.

Vor allem aber sind es regelmäßig etwa die Hälfte aller Zugriffe, die bei mir geblockt werden – und da ich keinerlei Einschränkungen in der Nutzung des Internets dabei merke, kann man davon ausgehen, dass das alles irgendwelche Werbebanner, Tracker und anderer Schrott ist, den kein Mensch braucht.

Die Hälfte unserer Online-Aktivitäten besteht also aus Müll. Dass es so schlimm ist, hätte ich, auch wenn ich mir da nie großartig Illusionen gemacht habe, wirklich nicht erwartet.

Pi-Hole auf Raspberry-Basis kostet vielleicht 60 Euro Anschaffung. Die Software selbst kostet gar nichts und ist mit Anleitung relativ schnell und einfach eingerichtet, wenn man ein bisschen was von der Sache versteht.

Aber ehrlich gesagt würde ich es geiler finden, wenn einfach stumpf jede Fritz Box sowas interegiert hätte. Denn dort kann man zwar auch Blockierlisten anlegen. Aber der Charme des Pi-Hole ist es ja insbesondere, dass diese Listen nicht selbst angelegt werden müssen, sondern man bereits vorhandene, die tausende andere auch nutzen und sogar pflegen, nutzen und automatisch aktualisieren lassen kann.