Corona-Tagebuch: Warum die Warn-App 20 Mio. kostet

…diskutieren die hauptberuflichen Nerds aus der heute morgen erschienenen Freakshow. Nicht, dass sie es wirklich anhand von vorliegenden Informationen beurteilen könnten aber es wird einfach mal aufgezählt, was da so an Kosten angefallen sein könnte. Und es kommt raus: Das die Kosten durchaus gerechtfertigt sein könnten – insbesondere, wenn die Entwickler halt nicht nur für die Entwicklung bezahlt worden sind, sondern auch für die weitere Entwicklung und Pflege der App für die kommenden Monate, wovon wohl auszugehen ist.

Heute ist Freitag und das seit einem Vierteljahr zweite Wochenende seit man wieder Menschen treffen darf steht vor der Tür. Das Wetter verspricht eher mittelprächtig zu werden, so dass eine erneute Biernacht an der Elbe ausfällt. Ohnehin muss man rückblickend sagen, dass es eine gute Idee war, dass wir das Freitag und nicht Samstag gemacht haben, denn Samstag war abends Wolkenbruch. Der Abend hätte wahrscheinlich nach einer hastigen Flucht im Tunnel bei Sievers Gasthaus geendet, bis der Regen etwas weniger sintflutartig gefallen wäre… so aber war es ein sehr cooler Abend, den alle Beteiligten gerne wiederholen würden. Aber das Wetter diese Woche gibt das nicht wirklich her, auch wenns heute relativ trocken bleiben soll. Aber die Sonne, die wir letzte Woche die ganze Zeit hatten, gibts dieses Wochenende nicht und strandwarm ist es auch nicht. Von daher plane ich eher was in Richtung Garten. Mal sehen, ob sich Mistreiter finden.

An der Coronafront sieht es währenddessen so aus wie immer: Es pendelt halt auf extrem niedrigem Niveau. Seit 6 Wochen gibt es zudem keinen neuen Todesfall im Landkreis, es sind also nach wie vor 13.

Zumindest hier im Landkreis. Aber auch, wenn man sich die bundesweite Kurve ansieht, sehen wir einen nur noch sehr flachen, stetigen Anstieg, der sich nicht großartig in irgendeine Richtung bewegt.

Die Zahl der Neuinfektionen sinkt deutlich, das Tönnies-Event verliert nämlich langsam wieder an Einfluss. Jedenfalls, was Corona betrifft – von der Sache her ist es im Moment ein gern beackertes Diskussionsthema, wobei man inzwischen aber vor allem mal wieder lieber über „Tierrechte“ und Arbeitsschutz diskutiert. Während, wie üblich, noch gar nicht klar ist, dass gegen irgendwas davon verstoßen worden wäre. Ich habe ja gar nichts dagegen, dass man da mal genauer hinguckt, wenn man von außen den Verdacht kriegt, dass da manche Sachen nicht in Ordnung sind. Aber faktisch nimmt man den Coronaausbruch dort zum Anlass, zum drölfzigsten mal mit der pöhsen Fleischindustrie abzurechnen. Und das kann es ja irgendwie auch nicht sein. Zumal es den Laden ja nicht erst seit März 2020 gibt und die mit Sicherheit auch nicht erst seitdem so arbeiten, wie sie eben arbeiten.

Davon abgesehen bin ich irritiert, dass man die ganze Zeit von „Billigfleisch“ gesprochen hat, bis ausgerechnet Greenpeace, ja, der Gaunerverein Greenpeace eine Kachel um sich zu werfen begonnen hat, die mal die ganzen Marken aufzählt, für die Tönnies demnach produziert:

Das sind ja ausschließlich Marken und zwar keine billigen, auch wenn das unten drunter steht. Aber da steht ohnehin ein ziemlich bunt zusammengewürfelter Kram, der eigentlich mit dem Thema auch wieder nur am Rande zu tun hat.

Jedenfalls ist das Problem eigentlich nicht „Billigfleisch“, sondern Massenware. Die kann auch teuer sein (ob sie ihr Geld immer wert ist, steht auf einem anderen Blatt).

Wie dem auch sei: Wir haben hier einfach nur den neuesten Fall einer Instrumentalisierung von Corona zur Durchsetzung der eigenen Agenda. Wie die ganze Zeit schon.

Das nervt. Aber in Zeiten, in denen gefühlt außer Corona sowieso nichts zum Thema taugt, muss man wohl alles daran aufhängen.

Auf der anderen Seite kann man glaube ich auch einfach mal festhalten, dass das Jammern auf hohem Niveau meinerseits ist, denn dass wir uns hier den Luxus leisten, über in Pandemiezeiten eher randständige Sachen zu diskutieren, unterstreicht nur noch einmal, wie angenehm entspannt die Situation trotz aller nach wie vor geltenden Einschränkungen doch ist.

Während die Pandemie weltweit gesehen offenbar beinahe exponentiell wächst. Während die deutsche Kurve bundesweit abgeflacht ist, befindet sich der Rest der Welt in jener Ungewissheit, in der wir uns im März und April gesehen haben.

Und auch das wird immer wieder mal diskutiert: Warum stehen wir eigentlich so grandios da? Warum haben wir das bisher so gut hingekriegt?

Besonders heftig geht es in Amerika zu. Warum gerade dort?

Ich habe den Verdacht, dass es wirklich vor allem am Gesundheitssystem liegt. Viele sind schlecht versichert, Lohnersatz bei Krankheit gibt es selten.

Das bedeutet, dass man nicht nur den Test im Zweifel selber zahlen muss, obwohl der vor allem andere schützen könnte und weniger einen selbst (weswegen es eigentlich auch bei uns weniger eine Versicherungsleistung als vielmehr verdammte Staatsaufgabe sein sollte), sondern vielleicht bei nur schwachen Symptomen lieber trotzdem arbeiten geht, weil man die Kohle einfach braucht. Und entsprechend lustig Leute ansteckt.

Ich kritisiere ja gerne und oft den realexistierenden Sozialstaat an allen möglichen Ecken und Enden. Aber in Pandemiezeiten jedenfalls, scheint er sein viel zu teures Geld tatsächlich mal wert zu sein.

Was natürlich trotzdem nicht bedeutet, dass man als Regierung in einem Land ohne einen vergleichbaren Sozialstaat nicht dennoch ähnliche Maßnahmen ergreifen könnte. Wenn man will. Was in Amerika zumindest auf Bundesebene nicht zu erwarten ist.

Ein bisschen schade finde ich, dass wir nie erfahren werden, ob Trumps Amtsvorgänger das so gehandhabt hätte. Halte ich nämlich keinesfalls für ausgemacht.