Wie die Regierung Umweltschutz ideologisch statt logisch betreibt

Ich finde Elektroautos geil. Die rasante Beschleunigung ist das Eine, dass die Teile so schön leise sind das Nächste und dass da keine Abgase rauskommen, ist gerade für Großstädte mit Sicherheit auch ein großer Vorteil. Zudem bauen Hersteller wie Tesla da einfach mal serienmäßig richtig brauchbare Bordcomputer ein, die ich eigentlich im Jahr 2019 von jedem verdammten Hersteller erwarten würde.

Wie dem auch sei: Elektrische Autos finde ich eine faszinierende Neuerfindung der Mobilität, auch wenn das Konzept selbst ja bekanntlich so alt ist wie das Automobil, denn Elektromotoren gibt es natürlich schon sehr, sehr lange.

Elektroautos werden gefördert ohne Ende. Es gibt Zuschüsse vom Staat beim Kauf, man spart die immensen Steuern auf Sprit und anders als bei Tankstellen bauen viele Kommunen, sprich: der Staat, massenweise Ladestationen auf. Die Bundesregierung hat jüngst erst das Ziel von einer Million Ladestellen bundesweit verkündet.

Die Zahl elektrischer Autos ist in den letzten drei Jahren stark gestiegen. 2017 waren es 34.000, jetzt, im Dezember 2019 sind es mehr als doppelt so viele, nämlich 83.000.

Das klingt jetzt erstmal nach einer positiven Entwicklung. Für sich betrachtet ist es das ja auch. Die Zahl benzingetriebener Autos ist allerdings im selben Zeitraum um über eine Million Fahrzeuge gewachsen. Es gibt also heute verglichen mit 2017 12 mal so viele Benziner mehr, als insgesamt Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. 83.000 Elektroautos stehen also 31 Millionen Benzinern und 15 Millionen Diesel-PKW gegenüber.

So toll elektrisches Fahren also sein mag, die Realität sind nach wie vor vor allem Benziner und Diesel, wenn wir über PKW reden. So ist das einfach. Trotz aller Förderung, trotz aller technischen Vorteile, trotz auch dieses ganzen Hypes, der um Elektroautos derzeit gemacht wird.

Die Bundesregierung hat beschlossen, dass elektrisches Fahren die Zukunft ist. Deswegen gibt es diese ganzen Förderprogramme für Elektroautos und Ladeinfrastruktur. Da ich ein Verfechter der Marktwirtschaft bin, sehe ich sowas immer eher skeptisch und meine, dass sich die besseren Technologien auf einem freien Markt auch von alleine durchsetzen. Aber die Regierung möchte natürlich auch, dass das schneller geht. Ihr geht es vor allem darum, CO2 und andere Schadstoffemissionen einzusparen. Genau damit begründet sie ihr Plädoyer für Elektromobilität. Und da hat sie auch insofern Recht mit, dass elektrische Autos einfach keine Emissionen freisetzen, wenn sie fahren und sofern man den Strom regenerativ erzeugt, fallen sogar dabei keine an.

Elektrisches Fahren kann eine sehr saubere Sache sein, das ist unstrittig – auch wenn man immer wieder liest, dass bei der Herstellung angeblich gigantische Umweltsauereien veranstaltet werden. Wer mag, kann ja mal Brent Spar googeln und dann noch mal überlegen, ob die Verbrennertechnik wirklich so viel besser ist. Ich habe da so meine Zweifel, ob unter dem Strich elektrisches Fahren wirklich schmutziger sein soll, als die gesamte Erdölindustrie mit allem, was da so dran hängt. Zugegebenermaßen würde ich davon allein aber ohnehin nie die Qualität eines Antriebskonzeptes abhängig machen.

Ich würde das nicht tun. Die Bundesregierung gibt hingegen durchaus vor, genau das zu tun. Und sie belügt uns dabei recht schamlos.

Denn Diesel ist nicht zwingend etwas, dass man aus Erdöl mit viel Dreck und Aufwand herstellen muss, sondern den gibt es auch synthetisch. Hergestellt aus Bioabfällen. Farblos, geruchlos, einfach sehr sauber. Komplett ohne fossile Brennstoffe. Die deutsche Firma Bosch hat mit synthetischem Diesel experimentiert und fährt damit mit 65% weniger CO2-Emissionen und auch insgesamt mit weniger und sauberen Abgasen versuchsweise durch die Gegend.

Warum wir das nicht alle tun, sofern wir denn einen Diesel fahren? Weil Kraftstoffe genormt sind und zugelassen werden müssen. Der dreckige Diesel aus fossilen Brennstoffen ist zugelassen, der saubere synthetische jedoch nicht. Warum? Weil die Regierung das ablehnt.

Die Bundesregierung hat sich nämlich dummerweise auf eine konkrete Technologie eingeschossen, eben die Elektromobilität. Eine Technologie, die mir, wie erwähnt, durchaus sehr sympathisch ist aber trotzdem ist sie letztlich relativ willkürlich gewählt. Man wollte ein Symbol für die Rettung der Welt haben anstelle der Rettung der Welt.

Denn wenn die Priorität das Vermeiden von Emissionen und ganz besonders von CO2 wäre, dann gäbe es eben nicht nur elektrisches Fahren als Lösung, sondern auch synthetische Krafstoffe oder auch die Wasserstofftechnik, an der ja auch seit vielen Jahrzehnten geforscht wird.

Die Priorität der Regierung ist leider nicht die Vermeidung von Emissionen, sondern einfach nur elektrisches Fahren zu pushen. Das tut sie seit Jahren schon.

Vorläufiger Erfolg von all dieser Förderung einer – objektiv gesehen – geilen und für viele Leute mit Sicherheit gut geeigneten Technik ist, dass auf jedes Elektroauto in Deutschland 554 Diesel und Benziner kommen.

Die CO2-Emissionen allein der 15 Millionen Diesel-Autos könnten mit aktueller Technik um 65% gesenkt werden, würde die Regierung – von mir aus zusätzlich zu all den teuren Anstrengungen, Elektroautos in den Markt zu drücken – synthetische Kraftstoffe zulassen. Alle möglichen Klimaziele im Bereich Verkehr wären damit leicht zu erreichen.

Stattdessen verbietet die Regierung diese Kraftstoffe ganz bewusst – weil sie ja beschlossen hat, dass Verbrennungsmotoren – die übrigens nach wie vor die wichtigste Säule der gesamten deutschen Industrie bilden, auch wenn das nicht jeder ideologisch statt logisch geprägten Ministerin gefallen mag – keine zukunftsweisende Technologie zu sein haben.

Die Regierung maßt sich Allwissenheit an, statt offen Technologien gegeneinander antreten zu lassen, um die umweltfreundlichsten Varianten sich durchsetzen zu lassen.

Zum perfekten Kasperkram wird das Ganze, wenn wir uns klar machen, dass die Regierung ja gerade erst beschlossen hat, CO2 ab 2025 mit 55 Euro pro Tonne zu bepreisen, so dass dreckiger Diesel entsprechend teurer werden wird.

Die Regierung kassiert also bei dreckigem Diesel ordentlich ab, während sie uns gleichzeitig verbietet, mit sauberem zu fahren. Das ist kein Umweltschutz, das ist perverse Abzocke.