Corona-Tagebuch: Wie gründe ich eigentlich eine Kirche?

Zu einer der größten Absurditäten dieses Landes nicht nur während Pandemien gehört zweifellos der geradezu lächerlich wirkende Sonderstatus, den Kirchen und Religionsgemeinschaften genießen.

Denn während wirklich, WIRKLICH relevante Dinge wie zum Beispiel sämtliche sozialen Kontakte lustig kriminalisiert werden dürfen, sind religiöse Zusammenkünfte grundgesetzlich dermaßen heftig geschützt, dass man sie partout nicht verbieten kann, so sehr sich Landesregierungen auch darum bemühen.

In jeder Zusammenfassung neuer Regeln sind sie sogar explizit als Ausnahme aufgeführt. Als wäre das so extrem wichtig.

Ist möglicherweise ein Bild von Text „Ansammlungsverbot über Ostern Über die regional geltenden Kontaktbeschränkungen hinaus sind keine Ansammlungen von Karfreitag bis Ostermontag erlaubt. Das Verbot gilt unabhängig davon, ob der Mindest- abstand eingehalten werden kann oder ob das Treffen im Freien oder in geschlossenen Räumen stattfindet. Ausgenommen sind Gottesdienste und Warte- schlangen vor Geschäften. *Quelle: Staatskanzlei, 29.03.2021 NDR1 Niedersachsen Hallo NIEDERSACHSEN“

Ich mein, ja, mir ist schon klar, dass fast die Hälfte der Bürger irgendwelchen Religionsgemeinschaften angehört. Aber der Anteil darunter, der regelmäßig Gottesdienste besucht und dies auch in einer Pandemie nicht ausfallen lassen möchte, der dürfte wirklich äußerst gering sein.

Daran werden auch lustige, sehr verzweifelt wirkende Aufrufe irgendwelcher Bischöfe, doch bitte trotz Corona quasi unter Lebensgefahr eine Kirche aufzusuchen, wenig ändern.

Ich frage mich gleichzeitig, ob es denn nicht an der Zeit wäre, eine Kirche zu gründen. Nichts großes, eher so eine Art Naturreligion, die die Geschenke der Natur in Form stundenlanger Gottesdienste verehrt. Vorzugsweise Naturprodukte auf Basis vergorener Gerste. Gegen Ende solcher Gottesdienste wird gelegentlich auch gesungen und etwas getanzt. Unter Coronabedingungen würde man so einen Kreis, so verantwortungsbewusst muss man als Religionsgemeinschaft schon sein, natürlich klein halten. Aber das macht nichts, denn meine Naturreligon könnte problemlos Gottesdienste mit drei bis fünf Gläubigen abhalten, das täte unserem Glauben keinerlei Abbruch.

Ich habe kurz etwas gegoogelt und die Gründung einer Glaubensgemeinschaft ist relativ fix gemacht. Wenn man es wasserdicht machen will, macht man einen eingetragenen Verein draus. Das erfordert ironischerweise eine Präsenzveranstaltung von sieben Personen, wenn ich es richtig verstanden habe. Nicht so schön in diesen Zeiten aber wenn es so sein muss, muss es wohl so sein, soll ja alles seine Richtigkeit haben hier.

Aber alles in allem steht der Gründung des naturreligiösen Gambrinus-Ordens jedenfalls nichts im Wege.

Im Namen des Wassers, des Malzes und des Hopfens. Amen.