Corona-Tagebuch: Telebier

Wir erleben grade das erste richtige Corona-Wochenende. Letzte Woche sah das alles noch halb so wild aus, diese Woche ist nun alles dicht und die Politik mahnt recht deutlich, dass Party zu unterbleiben hätte, weil man sonst andere Saiten aufziehen müsste oder so, jedenfalls wird das wohl das außergewöhnlichste Wochenende seit Jahrzehnten werden.

Damit sich langsam mal rumspricht, dass „social distancing“ eigentlich nicht das sein sollte, worum es geht, sondern man durchaus noch ein Sozialleben führen sollte, nur eben möglichst mit etwas physischer Entfernung, habe ich zu heute Abend zum Telebier über Videokonferenz geladen. Es gibt auch einige Zusagen. Mal gucken, wie das so wird.

Heute war ich das erste Mal seit vorletzter Woche einkaufen. Es war – für einen Samstag – einigermaßen wenig los und man kam ganz gut durch.

Manche Regale waren leerer als man es gewohnt ist. Tiefkühlgemüse ist Mangelware geworden, Toilettenpapier ohnehin. Auch Industriebrot. Da ich seit Kurzem wieder einen Sandwichtoaster besitze, hat mich das kurz traurig gemacht – bis ich festgestellt hatte, dass das einzige Brot, dass noch da war, exakt das war, was ich ohnehin kaufen wollte: Das billige No-Name-Buttertoastbrot, das ich vorzugsweise für meine Sandwiches nutze. Ein kurzer aber intensiver Moment der Euphorie – in der Krise lernt man die kleinen Dinge zu feiern!

Hauptsächlich war ich deswegen einkaufen, weil ich ein paar gute Biere wollte. Vorzugsweise von kleinen Brauereien, denn die brauchen grade jetzt meine Unterstützung. Ich will nicht erleben, dass die nach der Krise alle dicht sind. Beim Edeka wurde ich fündig und kaufte einige.

Verstörend war allerdings der anschließende Besuch im Getränkemarkt. Ich dachte, ich unterstütze auch solche kleinen Läden und ihre bisher immer recht gute Bierauswahl. Aber was ich dort gesehen habe, war besorgniserregend. Die Auswahl war extrem begrenzt, was Craft Beer und Biere aus Bayern betrifft. Riesige Lücken in den Regalen! Es gab noch zwei Flaschen Crew Republic Barley Wine aber das war mir dann doch zu heftig. Ansonsten ein bisschen Auswahl in Richtung Störtebeker, ein paar ausländische Biere, die ich auch nicht wollte – das war es dann aber auch.

Ich behalf mir mit dem Weizenregal und besorgte mir von Schneider einen Weizenbock und ein Kristall, hatte ich beide noch nicht. Werden schon schmecken – aber wegen sowas bin ich eigentlich nicht zum Fachhandel gefahren.

Fazit: Man kriegt so ziemlich alles. Industriebrot, Toilettenpapier, Tiefkühlgemüse und gute Biere scheinen allerdings entweder erhöht nachgefragt oder schlecht geliefert zu werden.

Oh und Zucker. Ich habe im Ernst das letzte Paket Zucker ergattern können. Damit werde ich kommende Woche dann selber Bier brauen. Die übrigen Zutaten liegen bereits seit letzter Woche bereit aber zum Abfüllen brauche ich nunmal Zucker, denn daraus wird später die Kohlensäure. Bier geht mir so schnell jedenfalls nicht aus!

Ich habe übrigens bar bezahlt aber das scheint wohl wirklich aus der Mode zu kommen dieser Tage. Im Getränkemarkt gab es einen gigantischen Bargeldautomaten, damit die Leute an der Kasse das Geld nicht anfassen müssen. Ich hatte nicht mal drüber nachgedacht, dass Bargeld jetzt irgendwie auch geächtet ist, auch wenn ich es natürlich so halb wusste. Aber drei Euro quietsch mit Karte bezahlen hat der Mensch an der Kasse hoffentlich auch selbst nicht wirklich erwartet…