Corona-Tagebuch: Jetzt ist die Alltagsmaske für den Mülleimer

Soeben endete die Pressekonferenz der Ministerpräsidentenrunde. Also jener im Wochentakt tagenden Runde, die neue Verbote beschließt und verkündet.

Spekuliert worden war auf Dinge wie Ausgangssperren, heraus kam, dass man jetzt zwingend FFP2-Masken tragen soll.

Wenn die gleichen Leute, die das heute beschlossen haben, nicht im letzten April beschlossen hätten, dass man sogenannte Alltagsmasken tragen soll, hätte ich mir diese wohl nie gekauft, sondern wenn, dann gleich solche. Jetzt habe ich locker ein dutzend solcher Masken aus Stoff rumliegen, die kein einziges Mal benutzt worden sind. Geil.

Und bevor nun die Preise explodieren, habe ich noch vor Beginn der Pressekonferenz, als es durchsickerte, dass jene Masken, deren Tragen bis heute so wichtig war, dass ein Nichttragen 250 Euro Bußgeld gekostet hätte, ab sofort komplett nutzlos seien, 20 Stück für einen Euro das Stück bestellt.

Wie man diesen rasanten Umschwung glaubwürdig verkaufen will, ist mir ein Rätsel. In der Corona-FAQ des Landes Niedersachsen heißt es zur Stunde jedenfalls noch recht deutlich:

Nehmen wir nicht denen die Masken weg, die sie dringend im Beruf zum Schutz brauchen (Pflege, Krankenhaus etc.)?
Nein – ganz bewusst gibt es keine Maskenpflicht in Niedersachsen und erst Recht keine Pflicht, eine medizinische Maske zu tragen. Vorgeschrieben ist bewusst nur eine einfache Mund-Nasen-Bedeckung. Der Einsatz von qualifizierten Schutzmasken (FFP-Masken) soll den Beschäftigten in den besonders betroffenen Berufsgruppen vorbehalten bleiben. FFP2- und FFP3-Schutzmasken sind für medizinisches und pflegerisches Personal überlebenswichtig.

FAQ Niedersachsen

Wer sich auf die offiziellen Verlautbarungen seiner Regierung verlässt, wird also sauber verarscht.

Ich habe mir die Pressekonferenz fast komplett angesehen. Ich glaube, die haben den ganzen Tag bis nach 22 Uhr getagt. Ich verstehe ja bis heute nicht so richtig, wozu eigentlich. Warum muss immer alles gleich geregelt werden in allen Ländern? Und wenn das angeblich so wichtig ist, warum tun sie es dann am Ende ja doch nie?

Selbst in der Pressekonferenz hat Bayerns Markus Söder noch darauf hingewiesen, dass bei ihnen selbstverständlich weiter die Ausgangssperre gilt. Und dann wurde von Inzidenzen von über 100 und bis 200 gesprochen und so. Niedersachsen hat unter 100, mein Landkreis irgendwas bei um die 60. Die reden da von Verhältnissen, die mit denen in meinem Land nichts zu tun haben.

Ja ich weiß, da ist diese neue Virusvariante, ja ich weiß, zum Lockern wäre es zu früh. Alles okay, kaufe ich alles.

Aber hier wird eine Gleichheit herbeigeredet, die nicht existiert. Wenn das das einzige Argument für diverse Maßnahmen ist, dann sind sie jedenfalls hier folgerichtig überflüssig.

Es sei denn, man findet eine sinnvollere Begründung. Um die bemüht man sich nicht mal. Ist denen egal. Und das akzeptiere ich nicht. Wenn man so tief in meine Grundrechte einschneiden will, dann habe ich ein Recht auf eine sachliche Begründung. Und die bekommt man hier eben nicht.

Aber der Eindruck zieht sich ja für mich schon seit vielen Monaten durch: die Regierenden in Bund und Ländern sind komplett entrückt. Die schnallen gar nicht, dass das Allerwichtigste an ihrem Job gerade wäre, die Bürger mitzunehmen. Und zwar insbesondere die, die diese Pandemie eben ernst nehmen, die verstehen, dass wir eine besondere Situation haben, die besondere Maßnahmen nötig macht. Die grundsätzlich einsehen, dass auch drastische Verbote ihren Sinn haben können.

Leute wie mich eben. Aber mich verlieren die grade mal wieder komplett – und damit bin ich auch nicht allein.

Es wirkt da fast wie bestellt, dass es in meinem Landkreis heute mal eben 23 Infizierte mehr als gestern. Netto versteht sich. Die Inzidenz stieg entsprechend wieder auf 67 und es gab den Toten Nummer 60.

Allerdings sind das im Vergleich zur Vorwoche immer noch knapp 70 aktuell Infizierte weniger. Von daher sieht es kurzfristig wieder mal dramatischer aus, als es eigentlich ist. Wie so oft muss man halt mal gucken, wie es die nächsten Tage weitergeht.

Kleine Pointe noch zum Schluss: Die heute vereinbarten Regeln gelten jetzt bis 14. Februar. Kitas und Schulen bleiben damit weitere acht Wochen geschlossen. Aber keine Sorge: Gottesdienste sind weiterhin kein Problem.

Prioritäten wie aus dem Mittelalter.