Corona-Tagebuch: Die Impfpatenschaft

Meine Gemeinde sammelt nun Impfpaten. Man kann der Verwaltung relativ formlos oder auch über ein PDF-Formular melden, dass man bereit stünde, älteren Leuten zu helfen, wenn sie Probleme haben, zur Impfung zu gelangen, sich dafür anzumelden, sich darüber zu informieren und so weiter und so fort.

Als jemand, der sowieso grundsätzlich der Meinung ist, dass möglichst alles ehrenamtlich zu organisieren ist, was irgendwie ehrenamtlich organisierbar ist, habe ich mich dafür gemeldet. Anders, als unsere Regierung, bin ich bereit, alles zu tun, was ich kann, um einen Beitrag zu leisten, diese Pandemie zu beenden. Und es entspricht natürlich auch meinem moralischen Anspruch an mich selbst, nicht immer nur das permanente Versagen der Regierungen in Land und Bund zu kritisieren, sondern eben bereit zu sein, selbst Dinge zu verbessern, wenn ich es denn kann.

Es ist vielleicht nicht viel aber eine solche Impfpatenschaft – oder zumindest meine Bereitschaft dazu – ist damit eben jetzt mal mein Beitrag.

Der Aufruf zu Impfpatenschaften wurde auch in den Sozialen Medien und genauer gesagt einschlägigen lokalen Gruppen geteilt. Und es kam, wie es kommen muss, die üblichen Impfgegner treten auf den Plan und erleuchten die Welt mit Erkenntnissen wie dieser hier:

Wir befinden uns im Lockdown, Stichwort: Kontaktverbot. In diesem Zusammenhang halte ich es für den falschen Weg, gefährdete Personen durch die Gegend zu fahren und sie damit einem unnötigen Risiko auszusetzen. Aber es wurden ja schon sehr viele falsche Entscheidungen getroffen!!! Vermutlich müssen sich dann die Paten/Patinnen/Patinnes erstmal zwangsimpfen lassen!? Da bin ich raus.

Plötzlich nimmt der Covidiot Kontaktverbote ernst, plötzlich tut er so, als läge ihm auch nur irgendwas am Leben anderer Menschen. Und natürlich glaubt sofort jeder, dass ihn ernsthaft die Sorge umtriebe, dass Mögliche Impfpaten „zwangsgeimpft“ werden könnten.

Diese Menschen sind so unglaublich dumm, es ist unfassbar. Und sie merken selber nicht, wie debil, widersprüchlich und absurd ihre „Argumentation“ in Wirklichkeit ist.

Natürlich ist es auch so, dass das Schlimmste, das man diesen Leuten antun kann, völlig Ignoranz wäre. Wenn sie einfach nur dummes Zeug in die Welt blasen würden, könnte und sollte man das auch wirklich tun.

Allerdings gehen Hirsehitlers Jünger hier auf potenzielle ehrenamtliche Helfer für eine gute Sache los mit ihren Lügengeschichten. Wer sowas macht ist entweder doof oder böswillig und mir geht beides gegen den Strich.

Außerdem sollte ihr Gehetze, Geweine, Gelüge einfach nie unwidersprochen bleiben. Man muss diese Clowns vorführen.

Eine Vorführung anderer Art erleben wir derweil von der Politik. Während die Infektionslage sich vielerorts entspannt, diskutieren unsere Regierungen nämlich plötzlich über nächtliche Ausgangssperren. Keiner weiß, wieso. Es wirkt wie ein schlechter Witz, wie eine weitere Idee aus dem Tollhaus, für die es keine sachliche Erklärung gibt.

Wenn ich raten soll, dann ist der Grund folgender: Es gibt solche Ausgangssperren in einigen Ländern, vor allem in Süddeutschland. Und weil die sich dort dafür vor ihren Bürgern – zurecht – rechtfertigen müssen, weil der zivilisierte Teil Deutschlands ohne solche absurden Mittel klar kommt, hätten die Söders dieses Landes es gerne, dass das „endlich“ bundesweit kommt.

Quelle: RKI

Kein einziges Bundesland hat eine geringere Inzidenz, als aktuell mein Landkreis, der aktuell bei Mitte 60 liegt. Reihenweise Länder liegen deutlich über 100, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg sogar über 200.

Die Inzidenzen variieren also heftig, weswegen man schon kräftig gegen die Wand gelaufen sein muss, um bundesweit einheitlich extreme Maßnahmen überhaupt nur in Erwägung zu ziehen.

Ich habe den Verdacht, dass weite Teile der Bundesregierung aber genau das für eine geile Idee gehalten haben, ebenso viele Ministerpräsidenten (vornehmlich aus den besonders katastrophal aussehenden Ländern).

Heute ist Montag und vielleicht sind wieder mal ein paar Daten noch nicht komplett eingetragen worden. Obwohl das hier im Landkreis meistens funktioniert. Falls es kein Fehler ist, haben wir heute verglichen mit letzter Woche Montag 110 weniger Fälle absolut und verglichen mit gestern sind es kreisweit 79 aktuelle Fälle weniger. Das wäre mit 174 aktiven Fällen nicht nur seit Oktober das erste Mal wieder eine Zahl von unter 200 Infizierten – und damit ein Wert, der unter dem Höchstwert vom letzten Frühjahr liegt. Sondern wir hätten damit jetzt wieder das Niveau erreicht, das wir hier vor dem Lockdown im November hatten.

Parallel dazu ist die Inzidenz leicht angestiegen. Was einmal mehr die Frage aufwirft, ob dieser Blick auf die Inzidenzen allein wirklich immer eine sinnvolle Aussage zum aktuellen Infektionsgeschehen zulässt.

Aber da ist der Sägezahn jetzt vielleicht wieder mal einem Tiefpunkt angelangt. Der liegt unter dem letzten, wenn auch noch nicht ganz auf dem des vorletzten. Bedeutung? Keine Ahnung.

Aber jedenfalls sieht die Situation einigermaßen entspannt aus. Mal sehen, ob das so bleibt oder warum auch immer jetzt wieder alles etwas nach oben geht.

Meine zentralen Thesen für die nähere Zukunft bleiben:

  • Es ist immer noch Winter, also sind Infektionen immer noch leichter möglich.
  • Lockdown endet sowieso nicht vor Ende März.

Hinzu kommt: Die neue Virusvariante hat noch gar nicht damit angefangen, uns unsere Statistik zu versauen und solange sollte man sich vielleicht nicht allzusehr über positive Entwicklungen freuen, sondern die Sache ruhig weiter beobachten.

Ruhig weiter beobachten. Als könnte man mit den ganzen Zahlen und Statistiken noch irgendwas anderes anstellen.