Corona-Tagebuch: Flacher als eine Linie kann eine Kurve eigentlich nicht werden

Heute ist der 10. Tag in Folge, an dem es keine Neuinfektionen im Landkreis gibt. Weitere Lockerungen sind vor dem 8. Juni trotzdem nicht zu erwarten. Und ob nach dem 8. Juni das Treffen von mehr als einer Person zur Zeit legal sein wird, ist weiterhin fraglich. Gelesen habe ich bisher nichts entsprechendes. Zum Kotzen.

Erinnert sich noch jemand an die Parole Flattenthecurve von vor ein paar Monaten? Die Curve ist jetzt eine Linie. Flacher kann eine Kurve eigentlich nicht mehr werden. Jaja, es wird auch noch hin und wieder ein paar Infizierte geben und so. Aber es ist jetzt einfach flach wie sau und gemäß der Vorstellungen der Regierung haben wir eigentlich alles erreicht, was erreicht werden sollte. Ist es verwunderlich, wenn man dann einfach mal wissen will, was denn nun ist?

Ich habe mich derweil, nachdem es Gerüchte über eine Insolvenz von Eventim gab, damit beschäftigt, wie ich eigentlich meine Kohle von den vor Monaten erworbenen Theaterkarten wiederkriege.

Was soll ich sagen? Eigentlich alles an dem Prozess wirkt, als sollte man lieber auf das Geld verzichten. Man klickt sich in so ein Formular, das dringend den Login empfiehlt. Warum, ist mir nicht so richtig klar geworden. Eigentlich hätte man mittels dieser hippen Technologie namens Software sehr leicht automatisch Tickets einfügen können, die betroffen sind. Stattdessen hat man sich entschieden, König Kunde dazu zu bringen, die Barcode-Nummer einzugeben. Das geht seitens des Formulars natürlich nicht mittels Scan, sondern sie möchten, dass man alle 22 Ziffern manuell eintippt. 22 Ziffern bei vier Tickets. 88 Ziffern.

Statt, dass anschließend einfach diese Tickets für ungültig erklärt (die Veranstaltung wäre im April gewesen, sie sind also ohnehin für nichts mehr zu gebrauchen) und die 60 Euro zurück überwiesen werden, wird ein PDF runtergeladen, dass man ausdrucken und zusammen mit den Tickets per Post verschicken soll.

Das ist zwar kundenunfreundlich – aber zumindest eleganter, als darum zu betteln, dass man auf sein Geld einfach verzichten sollte. Mir egal, ich zieh das jetzt erst Recht durch, ha!

Meanwhile in Hannover: Ministerpräsident Weil bringt eine Verdoppelung einer offenbar an alle Eltern zu verschenkenden Summe x ins Spiel, die demnach bisher 300 Euro pro Kind betragen sollte.

Soweit ich weiß, haben die Kommunen währenddessen immer noch keine Sicherheit darüber, ob sie eigentlich auf den Kinderbetreuungskosten jetzt ganz oder teilweise sitzen bleiben oder das Land seinen Job macht und diese übernimmt, damit man sie sich eben nicht von den Eltern wiederholen müsste muss. Die nachvollziehbarerweise wenig Verständnis dafür haben, für Betreuung zu zahlen, die gar nicht stattfinden darf, weil das Land diese verboten hat… im Büro Weil scheint man auf die Idee gekommen zu sein, dass es doch viel cooler aussieht, alberne Summen zu verschenken, statt die Kommunen die Lorbeeren für die von fremdem Geld (in diesem Fall ironischerweise finanziert aus Krediten, die die betreuten Kinder höchstpersönlich noch abzahlen werden) einheimsen zu lassen.

Corona war ja von Anfang an völliger Irrsinn in wirklich jeder Hinsicht. Das meiste an dem Irrsinn war vernünftig begründbar und verständlich. Wir scheinen in eine Phase einzutreten, in der vermehrt Quatsch gemacht wird. Diese eigenartigen Summen, die einfach nur kriegen soll, wer Kinder hat, gehören definitiv dazu. Denn während dieses Geld fließt, geht um uns herum alles Mögliche kaputt. Unser drängendstes Problem derzeit ist sicher nicht, dass Eltern 600 Euro fehlen.