Corona-Tagebuch: Corona-Ausbruch an Winsener Schule

An der Kurve konnte man es bis gestern noch nicht erkennen aber Corona hat (mindestens) eine Winsener Schule erreicht.

Naja, kann auch nicht, denn es betrifft – jedenfalls so der aktuelle Stand – lediglich einen Schüler. Die Schule schreibt dazu auf Ihrer Website:

Aufgrund eines positiv getesteten Corona-Falls eines Schülers sind alle drei Klassen der Fachoberschule Wirtschaft, Jahrgang 12 in die häusliche Quarantäne mit Distanzunterricht bis zum 23.9.2020 entsendet worden. Alle Unterrichte in den anderen Schulformen unserer Schule finden regulär statt! Das gilt auch für die weiteren Schwerpunkte der Fachoberschulen, Jg. 12 – Gesundheit und Pflege, Gestaltung, Technik.

Steht hier.

Wir haben aktuell die 27. Coronawoche und zählen – Stand gestern – 42 Fälle im Landkreis. Die Situation hat sich also nicht wesentlich dramatisiert, die Fallzahlen pendeln aber jetzt seit Mitte August um die knapp 50 Infizierten.

Und bundesweit sieht das von der Entwicklung her verblüffend ähnlich aus:

Positiv ist, dass es jetzt schon länger keine größeren Infektionsereignisse mehr gegeben hat, wie es scheint. Es gab immer mal Meldungen irgendwelcher Schlachtbetriebe aber zu größeren Ausbrüchen ist es dort nie gekommen. Es scheint, als würde immer sehr entschlossen und schnell reagiert und vielleicht macht das ja schon den Unterschied zu Ereignissen früher.

Es soll wohl die Bundesliga-Saison wieder starten und das jetzt sogar mit Publikum. Nur Heim-Publikum allerdings und wohl auch nur ein paar hundert Leute. Aber wo sonst dürfen im Moment denn auch nur ein paar hundert Leute zusammenkommen?

Natürlich fast nirgends. Einzige mir bekannte Ausnahme sind Parteitage – wenn dort gewählt wird, jedenfalls.

Es ist interessant, wie Parteien damit umgehen. Ich habe jetzt noch nicht weiter recherchiert, wie andere Parteien das so machen aber von der FDP kann ich berichten, dass sie den programmatischen Teil eines Parteitages vom Wahlteil abkoppelt, sowohl auf Landesebene, als auch beim Bundesparteitag, der am Wochenende nachgeholt wird.

Man hat beide Veranstaltungen auf einen Tag gekürzt, zieht dort die Wahlen durch (und wird vermutlich auch wahnsinnig wichtige Vorsitzendenreden genießen dürfen) und das wars dann. Das Ganze natürlich mit gebotenem Abstand uns so weiter.

Die Programmatik soll jedoch nachgelagert per Videokonferenz stattfinden und das hat in meinen Augen großes Potenzial.

Denn Programmatik ist meiner Meinung nach der eigentlich viel wichtigere Teil eines Parteitages – wird aber oft behandelt, als wäre er eine irgendwie auch nötige aber eigentlich nicht sehr angenehme Folklore. Man stopft die Antragsberatung zwischen Gastredebeiträge oder Wahlgänge und ansonsten an den Schluss. Wenn es ein Wahlprogramm zu beschließen gibt, zieht man das bis zum Schluss durch aber ob für Sachanträge, die viel Beitrag zahlende Basismitglieder über Monate entwickelt haben, überhaupt noch in die Beratung gelangen, ist komplett vom Zufall abhängig. Ich habe Parteitage erlebt, auf denen kein einziger Sachantrag beraten wurde, weil die Zeit einfach nicht reichte.

Die Zeit reicht zum Beispiel deswegen nicht, weil diese inhaltlichen Teile gern von Selbstdarstellern genutzt werden. Denn zu Inhalten darf jeder reden und nicht nur Leute, die für irgendwas kandidieren oder so.

Allein schon dieser Effekt fällt bei einer Videokonferenz vermutlich tendenziell sehr viel geringer aus. Aber auch ansonsten wird man wohl fokussierter sein, als auf einem Parteitag. Es ist mehr „Arbeitsatmosphäre“.

Und: Keiner muss anschließend noch 4 Stunden nach Hause fahren. Man kann also bis abends um 8 konferieren, wenn man will, scheißegal.

Ich bin sehr gespannt, wie das wird. Die Termine dafür kenne ich noch nicht aber ich sehe da durchaus ein Potenzial dafür, dass Corona der Demokratie wenigstens an der Stelle doch noch einen echten Dienst erweisen könnte.

Oder ich täusche mich und es arbeitet sich per Videokonferenz noch viel schlechter programmatisch, als bei einer Präsenzveranstaltung.