Corona-Tagebuch: Lockdowndämmerung

Die allsonnabendlichen Telebier-Sitzungen haben zwar auch schon mehr als einmal zu einem veritablen Vollbrand meinerseits geführt. Aber gestern hatte ich das erste Mal seit Anfang März wieder das Erlebnis, in realer Gesellschaft so richtig betrunken geworden zu sein.

Wir waren zwar nur zu zweit aber zumindest dieser Kollege und ich haben es auch in der Vergangenheit schon des öfteren hinbekommen, uns „nur“ zu zweit einen recht netten Sabbelabend zu organisieren.

Und wenn man schon genügend Themen findet, wenn man sich mal zwei Wochen nicht gesehen hat, dann ist das nach fucking zehn Wochen erst Recht kein Problem. Gerade diesen Typen habe ich wahrscheinlich in den letzten 15 Jahren noch nie länger nicht mal auf ein paar Bier getroffen.

Gefühlt haben wir zehn verlorene Wochenenden an nur einem Abend nachgeholt. Es waren nachher eher 20 als 10 Bier und wir reden hier von größtenteils Halbliterflaschen. Diskussionsthemen von Politik über Religion, Technik, aktuelle Film- und Serientipps bis hin zu absolutem Schwachsinn und Albernheiten. Und Corona. Eigentlich war alles wie immer. Und es tat irgendwie gut, nach so langer Zeit mal wieder einen Abend zu erleben, als wäre alles wie immer. Es wird wirklich Zeit, dass sowas wieder möglich wird.

Unsere Zweierrunde hat so an die 8 Stunden gedauert. So um 4 rum beschloss ich dann, mich mit ein paar Bier bewaffnet einen kleinen Spaziergang durchs Dorf zu machen. Hauptsächlich wollte ich meine Bier-Verschenktour fortsetzen, denn ich hatte eigentlich jemandem schon letzten Samstag noch zwei Flaschen bringen wollen, dass dann aber nicht mehr geschafft. Und mir schwante, dass wenn ich bis 4 Uhr morgens saufe, ich vermutlich auch heute nicht wirklich Lust habe, noch mal loszulatschen. Außerdem dämmerte es schon und ich dachte mir, diese Option auf einen netten Sonnenaufgang an der Elbe räume ich mir doch einfach mal ein jetzt.

Das Bier habe ich im Garten versteckt, fotografiert und dem Beschenkten per WhatsApp geschickt. Es sollte so eine Art Ostereiersuche werden, so hatten wir das letzte Woche schon vereinbart. Dafür war die Uhrzeit natürlich auch perfekt, tagsüber hätte das wahrscheinlich irgendwer gesehen. Wer weiß, wie lange dann mein im Gebüsch verstecktes Bier dort geblieben wäre… so hat ers gleich morgens dann gefunden. Eigentlich ein sehr witziges Spiel, dass man echt öfter machen könnte, vielleicht auch ohne vorherige Absprache. Filter, der Bierhase.

Ich bin dann noch weiter bis zum Elbstrand. Hab ein paar Fotos gemacht aber keine wirklich besonderen. Der Sonnenaufgang war auch nicht so dolle. Schade eigentlich, denn ich hatte mir sogar ein Stativ mitgenommen für eine Zeitraffer. Dann aber die Lust verloren. es gab auch dort, wo ich die Aufnahme hätte machen müssen, um einen ordentlichen Sonnenaufgang zu kriegen, keinerlei Sitzgelegenheiten.

Im Nachhinein besser so, denn für den Fall, dass ich diese Zeitraffer aufgenommen hätte, hätte ich mir nebenbei noch ein paar Whisky eingeschenkt (das Fläschchen Jameson war für diesen Zweck nämlich auch im Rucksack) und dann wäre ich heute vermutlich absolut im Eimer.

So bin ich fit, nur etwas müde. Bedingt durch den spontanen doch etwas ausgeuferten Bierkonsum gestern werde ich für das heutige Telebier unter dem hoffnungsvollen Motto „Lockdowndämmerung“ auf jeden Fall noch mal etwas einkaufen fahren müssen.

Vorher allerdings muss mein Selbstgebrautes in die Gärung. Das wird mein bisher interessantestes Heimbrau-Produkt. Eventuell versaue ich das völlig aber vielleicht wird es auch richtig geil. Dazwischen ist eigentlich alles drin.

Coronamäßig gibt es eher wenig zu erzählen. Außer, dass es jetzt Vermutungen gibt, dass das Virus eventuell auch über Sperma übertragen werden könnte. Das ist so ungefähr die schwachsinnigste Information der Welt, jedenfalls aus Sicht eines potenziellen Überträgers. Denn für gewöhnlich trage jedenfalls ich keinen Mundschutz oder so beim Sex, so dass eine mögliche Übertragung via Sperma ziemlich egal ist und wirklich gar keinen Unterschied mehr machen würde.

Aber dieses Beispiel zeigt, dass wirklich alles mit Corona zur Schlagzeile wird. Wir reden dabei ja auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht über eine so richtig felsenfest bewiesene Theorie, sondern, wie immer, um mehr oder weniger seriöse Hinweise. Aber reicht halt, um interessant genug für eine Meldung zu sein. So ist das in diesen Zeiten.