Corona-Tagebuch: Klopapierberge

Montag sollen ja Restaurants wieder öffnen. Ich bin gestern noch einmal auf nen Hamburger durch den Drive-In bei McDonalds gefahren. Nicht nur, weil ich spontan Bock auf einen Hamburger hatte, sondern auch, weil ich ein Foto von den Absperrungen machen wollte, bevor sie dann wohl morgen entfernt werden.

Mit dem Flatterband ist ringsrum der ganze Parkplatz abgesperrt aber besonders hübsch finde ich die Verzierung des Haupteingangs.

Es ändert sich momentan so Einiges. Von Leuten, die Klinkpersonal beklatschen, hört man ja schon wochenlang nichts mehr.

Diese Banner sieht man überall in der Stadt, doch die ersten verschwinden bereits.

Aber auch von den – albernen – Solidaritätsbannern verschwinden bereits die ersten.

Das Wetter war bombig bei gut über 20 Grad. Wir hatten ja schon häufiger gutes Wetter und zumindest tagsüber auch sehr angenehme Temperaturen. Aber da war trotzdem kaum jemand zu sehen. Gestern aber war der Deich voller Menschen. Also wirklich voller Menschen. Ich habe glaube ich noch nie so viele Menschen am Deich und an der Elbe gesehen. Die Leute haben keinen Bock mehr darauf, unter sich zu bleiben. Irgendwo verständlich. Und da ansonsten immer noch Vieles zu hat oder beschränkt ist (wer hat schon Lust, sich beim Zoo stundenlang in eine Schlange zu stellen und dann vielleicht trotzdem nicht reinzukommen?), ist so ein Ausflug an die Elbe wahrscheinlich viel attraktiver als sonst gewesen.

Ich war auch wieder einkaufen. Habe dabei einen Klopapierüberschuss festgestellt. Im Edeka stehen palettenweise große Stapel davon rum.

Zwei hoch gestapelte Paletten Klopapier. Aber links von mir stehen weitere Paletten. Irre.

Ich habe mehrere Erklärungsansätze dafür. Vielleicht wurde tatsächlich die Produktion etwas hochgefahren, wäre einer. Muss aber nicht der Grund sein. Vielleicht wurde in der Phase großer Knappheit auch entsprechend viel nachbestellt seitens der Läden und das ist nun halt mal eingetroffen. Da aber alle Hamsterkäufer genug Klopapier für die nächsten 20 Jahre zuhause haben, kaufen die schonmal nichts mehr und auch jeder andere hat ja in der Folge dieser Vollidioten sicherheitshalber jedes Paket gekauft, dass er ergattern konnte, damit er vielleicht 1-2 davon schon mal parat hat, solange man nie so genau weiß, wann und wo man was kriegt.

Diese Hamsterei bei Toilettenpapier gehört für mich nach wie vor zum Verstörendsten an dieser ganzen Coronageschichte. Sie zeigt, wie bekloppt die Leute einfach sind. Und, wie Massenhysterie funktionieren kann, denn ernsthaft gehamstert haben ja wahrscheinlich nur sehr wenige am Anfang, nur hat sich das Problem dann wellenartig über Wochen selbst am Leben erhalten, weil selbst Leute ohne jede Panik und Hysterie irgendwann mal Klopapier brauchten und es nirgends was gab, sie also im Zweifel sofort gekauft haben, wenn sie was gesehen haben, egal, ob sie zuhause vielleicht noch 10 Rollen vorrätig hatten.

Ich habe übrigens gar keins gekauft und immer noch 3 Rollen auf Vorrat. Ich werde also demnächst mal welches kaufen müssen – aber das geht jetzt ja herrlich stressfrei. Manchmal zahlt es sich einfach aus, die Nerven zu behalten.

Generell sehen die Supermärkte langsam alle wieder normal aus, wenn man von den Maskierungen und den Abstandsmarkierungen auf dem Boden absieht. Allerdings war es diesen Samstag ziemlich voll im Laden. Das war neu, das war die Samstage davor überhaupt nicht so. Aber die Samstage vor Corona war das halt schon ab und zu so.

Alles normalisiert sich langsam. Interessanterweise ist aber vor allem Hefe weiterhin extreme Mangelware. Dafür habe ich keine echte Erklärung. Ja, es wird immer noch viel gebacken, auch viel mehr als vor Corona. Aber genug, um eine Hefe-Knappheit zu erklären? Keine Ahnung, ich verstehs nicht.

Dabei gibt es allerdings bereits Berichte, wo sich punktuell Infektionen drastisch häufen und der 7-Tage-Trend ist ausgerechnet in den Ländern mit den meisten Infektionen, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen, wieder steigend.

Bundesweit nimmt der Trend jedoch weiterhin ab. In Niedersachsen gibt es eine handvoll Landkreise (Wesermarsch, Lüchow-Dannenberg, Gifhorn, Uelzen), die überhaupt keine Infizierten mehr haben. In meinem Landkreis sind es jetzt noch 106 und jeden Tag werden es weniger. Allerdings ist gestern Todesfall Nummer 11 gemeldet worden. Aber 11 Tote sind natürlich immer noch so eine Zahl, die man schulterzuckend zur Kenntnis nimmt, statt in Alarmismus zu verfallen.

Bei unserer gestrigen Telebierrunde haben wir festgestellt, dass sie eine gute Möglichkeit ist, hin und wieder mit Menschen ein Bier zu trinken, die man ansonsten nur selten sehen würde. Wir wissen noch nicht, wie viele solcher Runden noch aus der Not heraus, dass man einfach am Wochenende keine Leute treffen soll, stattfinden werden. Mein persönliches „Ziel“ wäre, die 10 voll zu machen und egal, ob man dann wieder Leute treffen darf oder nicht zumindest die Frequenz etwas runter zu schrauben. Wenn es bis Telebier 10 – was gestern in 14 Tagen stattfinden wird – so weitergeht, wie bisher, wird man dann auf jeden Fall absehen können, wann man wieder Leute treffen darf. Telebier 10 wäre am Samstag nach Himmelfahrt. Ich schätze, vor Himmelfahrt wird man eher nicht erlauben, dass Leute sich zum Feiern treffen, sonst hätte man wohl an Himmelfahrt einen bundesweiten Superspreader geschaffen. Aber kurz danach wäre es eigentlich an der Zeit, lockerer zu werden, was private Feiern betrifft.

Und wenn es dann doch noch ein 11. Telebier gibt, ist das ja auch in Ordnung. Aber ich glaube, danach langt es wirklich erstmal. Die Runde wird sich trotzdem noch gelegentlich treffen. Aber dann vielleicht alle paar Monate statt alle paar Tage. Und natürlich ist auch die Realversion längst lose in Planung, auch wenn wir noch nicht wissen, wann das passieren darf.

Alles in allem sieht es einfach danach aus, als würde sowas wie ein Alltag wieder zurückkehren können. Natürlich mit Einschränkungen. Urlaubsreisen mit dem Flugzeug oder ne Kreuzfahrt, sowas wird noch eine Weile keine gute Idee oder sogar verboten bleiben. Die gesamte Festivalsaison ist ja sowieso schon abgesagt. Dieser Sommer wird also ohnehin ganz anders als alle anderen. Aber ehrlich gesagt: Solange ich mich alle 1-2 Wochen mit Freunden treffen kann, ist in meiner Welt immer noch alles okay. Nur dieses ewige alleine rumklucken, das darf jetzt echt mal wieder aufhören. Und es scheint auch so, als wäre das der Fall.

Heute ist Muttertag und Omas Geburtstag. Wir wagen es tatsächlich, sie zum Kaffee zu uns zu holen. Ich glaube, auch der Kontakt zu Oma wird sich noch eine Weile nicht komplett normalisieren, beziehungsweise wäre das auch einfach nicht klug. Die Gefahr mag gering sein aber sie besteht ja und da muss man dann schon fragen, ob es das wert ist. Früher war wirklich jede Woche mindestens einer von uns mal bei ihr oder wir haben sie zu uns geholt. Ganz so häufig wird das auch in Zukunft nicht passieren – aber öfter als jedenfalls die letzten 10 Wochen ist glaube ich vertretbar.

Kommt aber auf die weitere Entwicklung an.