Corona-Tagebuch: Das amtliche Vatertagsverbot ist da

Spätestens heute habe ich die Erosion der Achtsamkeit in Bezug auf diese ganzen Coronaregeln bei mir selber festgestellt. Denn ich war ohne Wagen im Getränkemarkt. Weil der Laden halt nicht sehr groß ist, ich da immer nur ne handvoll einzelner Flaschen kaufe und dafür keinen Wagen brauche, der Laden sowieso nur ganz wenige davon hat und, last but not least: beim letzten Mal auch ohne Wagen drin war, was da anscheinend okay war. Das ist nun ein paar Wochen her aber jedenfalls dachte ich aus irgendeinem Grund, dass das da nach wie vor egal ist.

Heute wurde ein leichter Anstieg der Fallzahl festgestellt.

Und da haben wir eben den Unterschied, denn bis vor kurzem hätte ich eher auf Verdacht einen Wagen mitgenommen, als auf Verdacht ohne da rein zu marschieren. Anscheinend habe ich nun also umgestellt von ständig drüber nachdenken, was man eigentlich unter welchen Umständen noch darf oder auch nicht zu: Ich mach erstmal so, wie ich denke.

Später war ich noch im Supermarkt. Wenn ich im Supermarkt Personal mit Maske sehe, macht mich das jedes Mal ein bisschen sauer. Die Leute da müssen vom Gesetz her keine Maske tragen. Tun sie es doch, dann vor allem, weil die Kunden doof sind und offenbar erwarten, dass die Leute an der Kasse überflüssigerweise Masken tragen. Hinter ihren Glasscheiben. In einiger Entfernung zum Kunden.

Heute sah ich eine Kassiererin, die eine Maske trug, welche aber nur das Kinn bedeckte. Das fand ich schon fast wieder sympathisch, wenn auch bekloppt.

Aber es ist heute auch relativ warm, an die 20 Grad und in der Sonne sind es deutlich mehr. Ich wollte erst vorbildlich sein, beziehungsweise das Thema Maske einfach mal schon ab Auto abhaken, hab mir das Teil also schon auf dem Parkplatz vor dem aussteigen aufgesetzt und nach dem Einkauf auch erst im Auto wieder abgesetzt. Also einfach mal supervorbildlich gemacht, wie es eigentlich sein soll.

Und festgestellt, dass das jetzt schon sehr unangenehm wird. Keine Ahnung, wie das im Hochsommer aussehen soll. Da könnten, wenn es warm wird, wahrscheinlich reihenweise Leute umfallen, wenn die Maskierungspflicht bis dahin immer noch besteht, denn mit dem Lappen vor der Fresse wird nunmal alles gleich relativ anstrengend – und man blockiert sich gleichzeitig einen wichtigen Teil der körpereigenen Wärmeabfuhr.

Zu meiner Schande muss ich bei der Gelegenheit einräumen, dass ich doch noch ein paar Bier gekauft habe. Was soll ich machen, ich habe einfach interessante Sachen gesehen und wollte sie haben. Zum Beispiel ein Emmer-Bier. Also ein Bier aus jenem uralten Getreide. Wie soll ich sowas bitte stehenlassen?

Meine kurze Inventur ergab, dass ich aktuell 31(!) verschiedene Biere in zwei Kühlschränken habe. Fünf davon selbstgebraut, der Rest zum sehr überwiegenden Teil sehr sorgfältig ausgesucht und fast alles Einzelstücke. Aber zum Beispiel auch mehrere Exemplare Schneider Weisse, Ratsherrn Pils oder Astra Urtyp.

Angenommen, ich würde von denen pro Woche drei probieren, dann hätte ich genug für weitere 10 Wochen Coronatäne. Das ist einerseits beruhigend, andererseits vielleicht doch ein wenig Overkill.

Auch bundesweit gab es eine Steigerung bei den Neuinfektionen.

Innenminister Pistorius hat unterdessen folgende Hiobsbotschaft verkündet:

„Haben Sie einen schönen Vatertag, genießen Sie das schöne Wetter, aber bleiben Sie auf Abstand“

Übersetzt heißt das:

Schönen Vatertag, Vollidiot. Ich behaupte zwar, dass Du das schöne Wetter genießen kannst, verbiete Dir aber jede sinnvolle Form, dies zu tun, denn Du müsstest es wenn dann halt schon alleine tun, muahahahar!

Gut, war jetzt nicht überraschend und dass die Regeln sind, wie sie sind, das ist auch nicht erst seit heute bekannt. Trotzdem mies. Vor allem, weil das Wetter offensichtlich ideal zum im Garten sitzen und sich Volllaufen lassen wäre.

Er hat aber ebenfalls eine gewisse Erosion bei der Ernsthaftigkeit der Befolgung der Regeln festgestellt. Interessanterweise scheint er den Fehler vor allem darin zu sehen, dass die Regeln gelockert worden sind. Das nehme ich andersrum wahr: Die Regeln wurden gelockert, weil die Leute sie immer weniger einsehen, was eigentlich auch verständlich ist. Bevor alle durchdrehen und nur noch Regeln befolgen, die sie wollen, öffnet man lieber das Ventil. Gleichzeitig hat man mit Unsinn wie der Maskierungspflicht erreicht, dass die Abstände nicht mehr eingehalten werden, man hat also durch die eine Regel in der Praxis eine andere eliminiert, auch wenn sie eigentlich nach wie vor gilt.

Es bereitet mir jetzt irgendwie doch einige Sorge, dass ausgerechnet der Innenminister die Situation dermaßen falsch interpretiert (sofern ich denn Recht habe).