Corona-Tagebuch: Stufenplan

In Lockdownwoche 12 zählen wir in meinem Landkreis noch 23 Infizierte. Es sind also einige genesen, während wieder mal kein neuer Fall hinzugekommen ist.

Bundesweit kommt es aber offenbar immer noch zu Neuinfektionen. In zwei Bundesländern sogar immer noch in dreistelliger Höhe.

Von den gut 400 neuen Fällen, die heute dazu gekommen sind, kommt die Hälfte aus Bayern und Nordrhein-Westfalen.

Gut, die haben zusammen auch gute 30 Millionen Einwohner, das sollte man dabei berücksichtigen.

Allmählich sind das aber Fallzahlen in einer Höhe, in der man gucken könnte, wie sie denn passiert sind – und vor allem: wie nicht. Letzteres sollte scih doch zumindest bei einer Vielzahl an Dingen, die inzwicshen wieder erlaubt sind, mal grob sagen lassen.

Man hat aber auch weiterhin nicht wirklich das Gefühl, dass es vorrangiges Anliegen der Regierungen wäre, die soziale Isolation so schnell es geht zu beenden oder wenigstens abzumildern.

Es ist schon grotesk, dass Kindergärten wieder öffnen, dort Hygieneregeln praktisch nicht durchsetzbar sind, gleichzeitig aber private Zusammenkünfte mit mehr als zwei Personen unter Beachtung sämtlicher Regeln weiterhin mit hohen Bußgeldern belegt sind.

Der „Stufenplan“ des Landes Niedersachsen

Ich habe mir unterdessen mal den „Stufenplan“ des Landes Niedersachsen angesehen. Und festgestellt, dass der im Detail an vielen Stellen wunderbar schwammig ist. Konkrete Bedingungen, die für die nächste Stufe erreicht werden müssen, sind nicht erkennbar.

Der Termin für die nächste Stufe wurde anscheinend auch mal kurz spontan vom 6. auf den 8 Juni geändert. Mit dem verbunden wäre eine nicht näher definierte „Neubewertung“ gewesen, was die Zwei-Personen-Regel betrifft.

Die gilt nämlich eigentlich nach wie vor, auch wenn sie jetzt Zwei-Haushalte-Regel heißt. Ob ich eine Person oder eine aus einem anderen Haushalt treffen darf, das ändert in der Praxis so gut wie nichts an der Zahl der Personen, die ich so treffen könnte.

Und an der Stelle ist der Plan eben auch so praktisch unkonkret. Wenn diese Neubewertung darauf hinausläuft, dass man halt Personen aus zwei Haushalten treffen darf, werden zwar Skatrunden wieder legal, das aber als geilen Fortschritt zu feiern, auf den man dann drei Monate hingearbeitet hätte, fällt mir ehrlich gesagt schwer.

Ich frage mich auch, ob eigentlich irgendwer im Hinterkopf hat, dass die Leute sich jetzt sukzessive anfangen, illegal zu treffen. Im Zweifel drinnen – wo es infektionstechnisch zwar schlimmer, erwischtwerdenstechnisch aber eben fast absolut sicher wäre.

Verbote schaffen Bedarf nach Umgehung. Insbesondere, wenn es um Lebensnotwendiges geht. Und soziale Kontakte sind letztendlich lebensnotwendig. Man hört es allerorten und ich empfinde es auch selber so: Die Isolation schlägt immer mehr aufs Gemüt.