Was will der eigentlich in Brüssel?

Wir schreiben das Jahr 2000, es ist ein Samstag Anfang Oktober, etwa 23 Uhr. Mein Kumpel und ich sitzen auf dem Weinfest des örtlichen Turnvereines zusammen und, da wir Wein nicht wirklich vertragen, sind wir schon ganz gut angetütert, wie man so schön sagt.

Wie schon in vielen Wochen und Monaten zuvor diskutieren wir über Politik. Wir haben uns in den letzten Wochen sämtliche Wahlprogramme der unterschiedlichen Parteien angesehen und auch das ein oder andere Grundsatzprogramm gelesen, nachdem wir beschlossen hatten, dass wir uns politisch irgendwo engagieren wollen. Nur wo? Das muss man mit 18-19 Jahren erstmal rausfinden. Viele wissen das mit 40 oder 60 nicht. Daher also unsere monatelange Recherche, stetiges Abgleichen von eigener Meinung, ethischen Fragen und dem, was es auf dem Markt der Demokratie damals eben so gab.

Am Ende – und dieser Zeitpunkt war eigentlich auch schon vor diesem Abend erreicht – stand dann der Entschluss, dass wir zusammen in die FDP eintreten würden. Im Jahr 2000 kein selbstverständlicher Schritt, denn die Partei erlebte damals eine ihrer vielen tiefen Krisen und galt als maximal uncool. Selbstverständlich denkt man als Teenager dreimal drüber nach, ob man mit so einem Verein in Verbindung gebracht werden will.

Haben wir aber gemacht. Praktischerweise wohnte ich direkt gegenüber jenes Weinfestes und so füllten wir, der eine ein paar Minuten vor Mitternacht, der andere ein paar Minuten danach, das Onlineformular zum Beitritt aus. 

Fast auf den Tag genau 18 Jahre und einen Monat später verbringen wir einen kompletten Sonntag am Elbdeich, um den folgenden Spot zu drehen:

Kommenden Samstag wählen nun die Delegierten aus ganz Niedersachsen ihren Spitzenkandidaten. Wenn es gut läuft, könnte Nino das werden.