Thunbergisierung

Vorhin las ich irgendwo, dass die thunbergschen Freitagsdemonstrationen sich angeblich gegen Plastik richten würden. Dem wurde aber umgehend widersprochen: Um Artenschutz ginge es eigentlich. Natürlich ist beides falsch. Thunberg geht es um nichts Geringeres als das Verhindern des Weltuntergangs, dessen Eintreten sie offensichtlich unmittelbar erwartet.

Man muss kein Psychologe sein, um zu sehen, dass das Mädchen ernsthaft krank ist. Thunberg geht offensichtlich davon aus, dass sie in Kürze sterben wird. Weil es Klimawandel gibt.

Das wiederum sagt so freilich nicht mal die zuständige Wissenschaft. Die sagt: Der Klimawandel wird oberhalb von 2° Klimaerwärmung möglicherweise unkontrollierbar und oberhalb von 1,5° Klimaerwärmung für gewisse Länder bereits ernsthaft schwierig, weswegen die sicher faire Forderung lautet, alles zu tun, um eine Erwärmung von mehr als 1,5° zu verhindern. Das sind soweit die Fakten – und die bestreitet eigentlich so auch niemand. Jedenfalls niemand Relevantes.

Was auch immer Thunbergs Phantasie aus diesen Fakten gemacht haben mag, Auftritte wie der oben gezeigte tun schon beim Zuschauen weh, weil eigentlich jeder erkennen kann, dass hier umfassende psychologische Behandlung hilft und nicht das stetige Zerren eines für derartige Auftritte wirklich noch viel zu jungen Mädchens in die Öffentlichkeit.

Dieses Zerren in die Öffentlichkeit betreiben bekanntlich genau die Herrschaften, die sich da so herzlich von Thunberg beschimpfen lassen. Es sind Merkel & Co, die Thunberg immer wieder bestellen und auch prompt mit teilweise absurdem Aufwand* geliefert bekommen.

Und das passiert, Überraschung, nicht etwa, weil Angela Merkel so eine Masochistin wäre. Oder irgendeiner der anderen Staatschefs. Das passiert, weil unsere Staatschefs uns genau diese Showeinlage präsentieren wollen. Um uns sturmreif zu schießen.

Die Thunbergshow in der UN, im Europaparlament und wo auch immer sie sonst noch so auftreten musste, richtete sich in Wahrheit natürlich nie an diejenigen, die tatsächlich dort waren. Nie an die eigentlichen Entscheider in allen mit der Klimapolitik verbundenen Fragen. Das echte Zielpublikum sind wir alle. Man will uns darauf vorbereiten, dass der Staat uns in Zukunft leider, leider noch viel stärker ausnehmen müssen wird und uns noch viel mehr verbieten müssen wird, als ohnehin schon.

Das muss er, damit Greta „Jesus“ Thunberg nicht länger für uns alle leiden muss. Und das ist es, was uns hier immer wieder vorgeführt wird. Statt dem Mädchen einfach endlich mal zu helfen – und einfach mal Klimapolitik zu machen.

Das ist selbst für internationale Spitzenpolitiker reichlich schäbig. Aber der Nutzen ist natürlich gewaltig.

Es ist selbstredend insgesamt keine völlig bescheuerte Idee, den Klimawandel bremsen zu wollen. Und auch, wenn ich große Zweifel daran habe, dass das praktisch auf eine Weise gelingen kann, die wirklich eine große Mehrheit der Menschen auf der Welt mittragen würde (nur dann hat es ja überhaupt einen Effekt auf das Weltklima), sehe ich eine gewisse politische Notwendigkeit dazu, dass auch Deutschland seinen Teil beiträgt.

Und sei es nur, um die deutsche Industrie auf sich offensichtlich in bestimmte Richtungen ändernde Weltmärkte vorzubereiten, Stichwort: emissionsfreie Fahrzeuge. Wenn in absehbarer Zeit nix Anderes mehr in x Ländern zugelassen wird, spielt es echt keine Rolle, ob Deutsche weiterhin gerne Diesel oder Benziner fahren möchten, die Industrie muss nämlich weltweit erfolgreich verkaufen können.

Was die Regierung aber stattdessen macht – obwohl Konzepte auf dem Tisch lägen, die wirklich die Deckelung der CO2-Emissionen zum Ziel hatten, statt nur die Bürger abzuzocken – ist Einnahmenmaximierung im Hause Scholz.

Der Merkelregierung ist das Klima aber eigentlich scheißegal. Die möchten einfach nur Argumente, den Bürgern noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen.**

Und die ultralinken Kräfte missbrauchen den Klimawahn bei der Gelegenheit dann auch noch gleich für Kapitalismuskritik. Dass Kapitalismus bisher mehr fürs Weltklima getan hat, als zum Beispiel die Merkelregierung, die man trotzdem jahrelang „Klimakanzlerin“ nannte, traut sich natürlich keiner laut zu sagen. Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass Deutschlands bisherige Verdienste in Sachen Emissionsverringerung (und Umweltschutz insgesamt) maßgeblich mit dem Untergang der letzten sozialistischen Diktatur auf deutschem Boden zu tun haben.

Das alles – und ganz besonders das schamlose Benutzen eines sich offensichtlich nicht wohlfühlenden, jungen Mädchens durch die mächtigsten Menschen dieser Welt – ist nicht nur schäbig, sondern ein bewusstes Ausnutzen der gezielt geschürten (und inzwischen in gruselige Sphären getriebenen) Ängste der Bürger. Es ist ironischerweise ziemlich genau das, was viele der heutigen hauptamtlichen Klimaparanoiker noch vor kurzem zum Beispiel der AFD beim Flüchtlingsthema vorwarfen. Und was damals wie heute – zurecht – jedem vernunftbegabtem Menschen die Fußnägel aufrollt.

Gestern brachten in meinem Beisein die Die Grünen im Stadtrat Winsen (Luhe) (35.000 Einwohner) ihre bereits seit Monaten landauf landab vorgetragene Resolution ein, einen „Klimanotstand“ auszurufen. Stimmen aus FDP und CDU erinnerten in diesem Zusammenhang dankenswerterweise daran, dass „Notstand“ gerade in der deutschen Geschichte die Vorbereitung widerwärtigster Diktaturen bedeutet hat. Die Redner der Die Grünen mochten sich dennoch nicht auch nur von diesem schlimmen Begriff distanzieren. Wenig verwunderlich, denn vermutlich wünscht sich ein nicht unbedeutender Teil ihrer Mitläufer genau das: Ein Klimadiktat, eine Politik, die absolut alles dem Klimaschutz unterordnet.

So wie das auf anderen Gebieten übrigens teilweise schon gelungen ist. Auch daran erinnerte ein Redner auf der Ratssitzung: Der Deichschutz (der im Gegensatz zum Klimaschutz nicht abstrakt sondern ganz direkt und praktisch Menschenleben schützt) wird schon jetzt auf Kreisebene gegen einen angeblichen Artenschutz auf eine Weise ausgespielt, die selbst mancher Naturfreund nicht mehr nachvollziehbar findet.

Die Thunbergisierung fand in Winsen jedenfalls am Ende dann doch keine Mehrheit. Die Gruppe aus Grünen und SED sowie (glaube ich) auch Teilen der SPD stimmten den Winsener Notstandsgesetzen zu und hatten offensichtlich null Bauchschmerzen mit dem Begriff, für eine Mehrheit reichte das aber nicht.

Was ich in dem Moment applaudierend zur Kenntnis genommen habe. Denn es immerhin bedeutet das, dass wenigstens in meiner Stadt immer noch eine Mehrheit der Bürger Klimaschutz sinnvoller findet als Klimasymbolik und die damit verbundene Panikmache.

Es bedeutet aber auch, dass die Thunbergisierung von ihren Strategen und Vorantreibern fortgesetzt werden wird, bis auch das letzte Bürgerhirn sturmreif geschossen wurde von Thunbergtränen, Fake News und der ganzen angeflanschten Empörungs- und Panikindustrie. Die nicht mal vor wirklich heftigen und historisch sehr belasteten Begriffen wie „Notstand“ zurückschreckt.

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* Thunberg ist mit einem Segelboot nach Amerika gefahren worden. Man zeige mir einen normalen Menschen, der das zeitlich oder auch nur finanziell auf die Kette kriegt, wenn er beruflich oder privat mal in die Vereinigten Staaten wollte aber das nur am Rande.

** War übrigens auch nie anders. Die erste Amtshandlung von Merkel war die krasseste Erhöhung der Mehrwertsteuer, wie sich die Älteren unter uns sicherlich noch erinnern werden. Man kann über das Verhältnis zwischen CDU und SPD ja sagen, was man will aber wenn es darum geht, den Kleinen Mann zu schröpfen werden sie sich jedenfalls immer schnell einig.