Star Trek: Picard – leider nur so mittel

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Ich habe mir nun bis zur heute erschienenen Folge 7 Zeit gelassen mit einem Urteil über die neueste Star-Trek-Serie. Beziehungsweise hatte ich bisher gar nicht wirklich das Bedürfnis, darüber eines zu fällen. Das ist jetzt anders – weil mich diese Folge dann doch genervt hat.

Oder besser gesagt: Sie hat dafür gesorgt, dass ich mich so sehr geärgert habe, dass mir viele Kleinigkeiten, die mich in den vorhergehenden Folgen auch schon gestört hatten, die mir aber relativ egal waren, wieder in den Sinn kamen. In Summe mit der gerade „erlebten“ neuesten Folge hat das meinen Frust groß genug gemacht, um darüber schreiben zu wollen.

Die Serie ist dabei insgesamt nicht wirklich scheiße oder so. Ich guck sie mir gerne an und werde das auch weiter tun. In Folge 7 hatte ich aber irgendwann das Gefühl man, jetzt kann aber auch mal der Abspann kommen. Das lag nicht daran, dass sie eine Viertelstunde länger lief, als die meisten vorher, sondern dass sie so furchtbar banal war.

Mein Problem: In dieser Folge passiert einfach fast gar nichts bezüglich der Haupthandlung. Dafür erleben wir ein extrem schmalziges Treffen zwischen Commander a.D. Riker und Captain a.D. Picard auf dem Alterssitz des Erstgenannten, der angeblich – und schon das kommt irgendwie schräg – der einzige Ort in der gesamten fucking Galaxis sein soll, der Picard auf seiner Flucht vor romulanischen Killerkommandos als sicherer Ort eingefallen sein will.

Selbstverständlich lebt Riker dort mit seiner ebenfalls ehemals zu Picards Crew gehörender Ehefrau Troi. Selbstverständlich weist diese völlig überflüssigerweise sogar auch noch mit einer Textzeile im Nebensatz darauf hin, dass sie das ja mal war. Riker und Picard benehmen sich die ganze Zeit übertrieben herzlich miteinander, wie man es dummerweise aus der Serie, wo sie zwar stets freundlich bis freundschaftlich miteinander umgingen aber eben doch mit einer gewissen professionellen Distanz, nicht kannte. Das wirkt etwas seltsam, hätte man aber vielleicht noch verzeihen können. Dieses überreferenzielle Getue in Richtung Star Trek TNG jedoch – Highlight: Troi sagt sowas wie „lassen sie uns unseren Esstisch zum Bereitschaftsraum machen“ – nervt einfach. Und es nervt eigentlich die ganze fast volle Stunde lang, die diese Folge geht.

Zumal eben einfach nichts passiert! Picard flieht mit seiner Androidin, sein Schiff versucht ihm zur Hilfe zu eilen, wird aber von den Romulanern verfolgt, was hier die einzige Nebenhandlung ist, die aber auch nur einen albern winzigen Schritt vorankommt. Ansonsten besteht die Folge aus viel Fanservice, weil Enterprise-Crew und so und, auch das einfach nur ärgerlich, daraus, wie Picard Riker noch mal die gesamte fucking Story der bisherigen Serie erzählt!

Hallo! Wir gucken die Serie grade, wir waren bei all dem dabei und es ist wirklich erst wenige Wochen her, dass wir das alles gesehen haben und ihr bringt vor jeder Folge noch mal eine Zusammenfassung der gesamten Story!

Mir ist schon klar, dass es in der Handlung logisch ist, dass Picard seinem Kumpel erklärt, warum er überhaupt auf der Flucht war und was sonst so passiert ist. Von mir aus hätte man das auch gerne ein bisschen andeuten können. Aber diese Folge handelt eigentlich von nichts Anderem, als dass uns, als wenn wir doof wären, die Story von vorne bis hinten noch mal erklärt wird.

Die übrigens zu allem Überfluss von Riker auch noch zu 90 Prozent erraten wird, bevor Picard sie noch mal erzählt! Was soll dass?

Eine ganze, ziemlich lange, Folge Fanservice. Ich habe nichts gegen Fanservice, der zieht sich hier auch wirklich schon durch die komplette Serie. Aber normalerweise kam die Story halt dabei auch immer noch etwas voran. Hier einfach gar nicht. Hier sollte uns anscheinend wirklich nur gezeigt werden, wie es Riker heute so geht und wie er lebt und was er so macht. Das ist nett – aber hätte man auch in 10 statt 60 Minuten wunderbar erzählen können. Wenn man sich schon eine ganze Stunde und eine ganze Folge Zeit dafür nimmt, hätte man ihm vielleicht eine andere Rolle zuschreiben müssen, als einfach nur – nach 7 von 10 Folgen – die komplette Story noch mal zu erzählen, beziehungsweise erzählt zu bekommen.

Das war irgendwie gar nichts. Außer, dass diese eine Folge im Grunde alles zusammenfasst, was an der Serie nervt: Zu dünne Story, zu sehr Fokus auf TNG-Referenzen, so charmant die wohldosiert auch wären, zu viel und zu ausführlicher Fanservice, zu langsamer Fortgang der Handlung.

Das ist so schade. Die Charaktere sind toll, die Schauspieler machen ihre Sache gut, die Effekte sehen gut aus, die Story ist, wenn auch zu dünn, auch in Ordnung.

Es ist eigentlich nicht so einfach, es hinzukriegen, mich trotzdem mit einer Folge so zu nerven. Episode 7 ist ein echter Tiefpunkt und man kann nur hoffen, dass die drei letzten Folgen dieser ersten Staffel deutlich besser werden. Das Potenzial ist an sich da.