Filtersche Biermanufaktur: Jahresrückblick 2019

Vor ungefähr zweieinhalb Monaten habe ich angefangen, Bier zu brauen. Seither viel dazugelernt und reichlich Gäste gehabt, die zum Probieren vorbeigekommen sind. Die größte dieser Probierrunden fand vergangenen Freitag statt, wo wir zu zehnt einfach mal gut 20 Liter Bier getrunken und viel Spaß und Austausch über das Thema Bierbrauen, Craftbiere und natürlich eine waschechte Brauereiführung meinerseits gehabt haben.

Auf Etiketten habe ich bisher verzichtet, den Spaß, trotzdem welche zu entwerfen, habe ich mir allerdings nicht nehmen lassen. Ich habe daraus erstmal ein paar Bierdeckel drucken lassen. Können sich sehen lassen, finde ich.

Heute habe ich noch einmal 16 Liter Bier in Flaschen gefüllt. Das wird wohl die letzte Charge sein, die ich in diesem Jahr braue. Es ist aber auch bereits mein achter Sud, was glaube ich in so kurzer Zeit auch ne Leistung für sich ist. Tatsächlich habe ich meine „Anlage“ fast durchgehend ausgelastet gehabt. Heißt: Es war eigentlich fast immer ein Bier im Gärtank oder zumindest in der Reife. Und sobald Bier fertig war, habe ich mir auch immer große Mühe gegeben, dass es möglichst bald ausgetrunken wird, damit ich das nächste in die Flaschen füllen kann.

Auf diese Weise bin ich dann also in den 10 Wochen, die meine Brauerei bisher existiert, auf insgesamt doch recht stolze 74 Liter Bier gekommen. Gut die Hälfte davon ist auch bereits ausgetrunken worden.

Ich habe dabei die Rezepte variiert und verschiedene Stile ausprobiert. Dabei aber auch festgestellt, dass irgendwie doch die bodenständigeren Rezepte ohne großartig abgefahrene Zusatzstoffe oder Rohfruchtzugabe schon noch besser sind. Das relativ aufwendige „Minzbier“ zum Beispiel, bei dem ich für fünf Minuten frische Minzblätter mitgekocht habe und für die ich außerdem extra noch Gerstenflocken gequetscht hatte, entpuppte sich als doch relativ durchschnittliches, fast langweiliges Bier, während mein „Altdeutsches Helles“, das das erste Rezept war, dass ich ausprobiert hatte und das ich inzwischen ein zweites Mal gebraut hatte und auf dem auch das „Faslamsbier“ basiert, das ich heute als letzte Brautätigkeit dieses Jahres abgefüllt habe, vergleichsweise simpel zu brauen ist und zudem auch nur drei Wochen braucht, bis es trinkfertig ist.

Ich habe auch erste mutige Versuche gemacht, eigene Rezepte zu kreieren. Ich habe dazu allerdings eigentlich auch nur bestehende Rezepte leicht abgewandelt. Das Rezept für das „Minzbier“ habe ich zum Beispiel einfach mit Citrahopfen statt Mittelfrüh noch einmal gebraut und statt der Minze eben eine normale zweite Hopfengabe gemacht. Das Ergebnis hat mich umgehauen, es schmeckt nämlich fast so geil wie ein gekauftes IPA und wurde ein Highlight, eines meiner besten Biere bisher – vielleicht sogar das beste.

Wobei ja das richtige IPA, das eben auch nach IPA-Rezept gebraut ist (hier kamen Maisflocken, also praktisch Cornflakes als Rohrfrucht zum Einsatz), noch bis Ende des Monats reifen muss und es schon beim Abfüllen richtig geil gerochen hat, so dass ich hier mit einem guten Produkt rechne, auf das ich sehr gespannt bin.

Das ganze Abenteuer Hobbybrauerei hat mich bisher knapp 500 Euro gekostet. Wobei aber auch noch nicht alles verbraucht ist, ich habe zum Beispiel noch einmal die komplette Menge an Hopfen auf Lager, die ich bisher auch schon verbraut habe und auch noch einen halben Kanister Malzextrakt, der locker für ein weiteres Bier reichen sollte.

Billig ist das alles nicht, wenig Arbeit auch nicht. Wenn man nicht grade das Equipment reinigt, wartet man darauf, dass Gärung oder Reifung abgeschlossen sind. Und um mit meinen bescheidenen Mitteln in so kurzer Zeit dann trotzdem so eine Menge Bier zu produzieren, braucht es außerdem eine gute Planung und entsprechende zeitliche Flexibilität. Und besagte durstige Menschen, die einem zielsicher helfen, genügend Flaschen rechtzeitig auch wieder leer zu trinken, damit sie wieder neu befüllt werden können – hätte ich Freitag nämlich nicht knapp zwei meiner Bierkisten geleert bekommen, hätte ich jetzt ein Problem in Form von 16 Litern fertig vergorenem Jungbier gehabt, für das mir die Flaschen gefehlt hätten…

Allerdings war das jetzt eben auch meine große Probierphase. Ich habe unterschiedliche Mengen probiert, geguckt, wie viel ich maximal in eins brauen kann, ich habe verschiedene Rezepte probiert, diese auch variiert, habe mit unterschiedlichen Flaschengrößen experimentiert, verschiedene Hopfensorten versucht, vier verschiedene Hefen ausprobiert und so weiter. Und ich weiß jetzt so ungefähr, was sinnvoll ist und was vielleicht weniger, habe außerdem eine gewisse Routine für den ganzen Brauvorgang entwickelt. Und ein spannendes, cooles Hobby für mich entdeckt, dem ich mit Sicherheit auch 2020 treu bleiben werde – nur vielleicht nicht ganz so intensiv wie die letzten Wochen.

Ein interessanter Nebeneffekt ist, dass ich mich in das Thema Bier insgesamt noch wieder ganz anders reingenerdet habe. Mein ganzes bisheriges Leben lang war Bier zwar irgendwie immer dabei aber wirklich Ahnung davon, was ich da eigentlich trinke und was es da noch für eine verdammt große Welt drumherum gibt, hatte ich einfach nie, das kam erst im Laufe des Jahres 2019. Denn da begann ich nicht nur selber Bier zu brauen, sondern auch immer wieder ein paar spannende Flaschen aus dem Getränkehandel oder Supermärkten, die immer mehr Craftbiere anbieten, mitzunehmen. Während Bier bis letztes Jahr für mich vor allem eine leckere Methode war, um lustig zu werden, trinke ich es jetzt immer öfter ganz bewusst und mit großem Interesse am Geschmack.

Wie geht es nun aber weiter in der Filterschen Biermanufaktur?

Vermutlich werde ich erst mal ein wenig Braupause machen. Zum Einen habe ich nun eine Menge Bier vorrätig, das nicht ewig hält. Zum Anderen naht die Faslamszeit und da wird naturgemäß das Trinken wieder etwas mehr im Mittelpunkt stehen als das Selberbrauen. Kann sein, dass ich trotzdem im Januar oder Februar noch mal einen Sud mache. Spätestens im Frühjahr geht es aber weiter.

Mein nächstes großes Ziel wird es sein, das Maischen auch mal selbst zu machen. Ich wollte möglichst simpel starten und habe das bisher immer ausgelassen, dafür dann aber mit Malzextrakten gearbeitet. Zum wirklichen Selbstbrauen gehört aber eigentlich das Maischen mit dazu. Was nicht bedeuten muss, dass ich irgendwann nur noch so brauen möchte aber ich will es zumindest mal gemacht haben.

Auch gibt es immer noch einige interessante Rezepte, die ich ausprobieren möchte.

Eine wesentliche Erkenntnis aus der ganzen Brauerei ist auf jeden Fall, dass man bemerkenswert leckere Ergebnisse mit relativ einfachen Mitteln hin bekommt. Das beeindruckt mich selbst immer wieder am Meisten. Und es ist nicht so, dass nur mir mein Bier schmecken würde, sondern auch meine Gäste haben sich bisher jedes Mal schwer begeistert gezeigt. So soll es doch sein – und so macht das erst richtig Freude.