Corona-Tagebuch: Wie läufts denn so mit der App?

Irgendwie ein bisschen aus dem Fokus geraten ist, wie sich die Nutzung der Corona-Warn-App eigentlich so entwickelt.

Es gibt eine hübsche Statistikseite, die einfach alles, was man so öffentlich an Zahlen kriegt, darstellt und aufbereitet. Die beantwortet diese Frage eigentlich vollumfänglich. Ein paar Eckdaten:

  • Die App wurde bisher über 15 Millionen mal installiert (Stand: 6. Juli)
  • Es wurden um die 16.000 Diagnoseschlüssel gemeldet
  • Am 30. Juni war der krasseste Tag bezüglich Diagnoseschlüssel, da wurden 2680 davon gemeldet.
  • Bis zu 6% der positiv Getesteten nutzen die App, um ihren Positiv-Schlüssel zu teilen.

Es läuft also. Die App wird runtergeladen und auch benutzt. Ja, da geht auch noch mehr aber jedenfalls funktioniert das Ganze.

Und wie läuft es so mit den Infektionen im Landkreis Harburg? Wie immer. Es pendelt halt. Meine Grafik hier zeigt, wie sich die jeweils aktuellen Fallzahlen so entwickelt haben (blaue Kurve) und wie die Differenz zur Situation vor 7 Tagen aussieht (rote Kurve), also wie die Entwicklung jeweils aussieht. Wenn die rote Kurve über der Nulllinie ist, sind es also mehr Fälle geworden, wenn sie unter der Nulllinie ist, sind es weniger geworden.

Es geht also immer hin und her. Im Prinzip zwischen 15 und 5 Fällen. Jetzt grade sind es wieder ein paar mehr (9) und das Pendel ist im positiven Bereich, es geht aber allmählich schon wieder runter. Und 7-10 Tage später wahrscheinlich wieder ein bisschen rauf, wenn es so weitergehen sollte, wie bisher.

Die bundesweite Kurve sieht wahrscheinlich so ähnlich aus, denn die Linien der Fallzahlen (rot) und der „Genesenen“ (grün) laufen halt relativ parallel.

Das ist die Situation, in der halb Deutschland über eine Aufhebung des Maskenzwanges und seine Umwandlung in freiwilliges Tragen diskutiert.

Das ist natürlich wieder Ländersache, auch wenn die üblichen Verdächtigen die ganze Zeit so tun, als sei Merkel sowas wie der Antrieb der „die Maske muss bleiben“-Leute.

Ich selbst glaube, man kann die Pflicht langsam streichen und halt gucken, wie sich die Zahlen dann entwickeln. Wenn sie hoch gehen, kommt der Zwang eben wieder zurück. Glaube ich nur nicht, denn die Einführung des Maskenzwanges hat nunmal an der Entwicklung nichts spürbar positives ändern können.

Allerdings gibt es Medienberichte aus Österreich, wo die Maskenpflicht grade abgeschafft wurde, und tatsächlich die Fallzahlen explodieren. Stellt sich die Frage, warum. Wirklich wegen der Masken? Oder wurde vielleicht, wie überall, gleichzeitig dieses oder jenes erlaubt, war auf einmal geiles Wetter? Oder gab es einzelne größere Infektionsereignisse, wie es sie ja auch in deutschen Ländern immer wieder mal gibt, die auf einmal die ganze Statistik versauen, weil die Zahlen halt so niedrig sind, dass 1000 Fälle mehr auf einmal aussehen wie eine Katastrophe?

Weiß ich alles nicht, habe ich auch keine Lust zu recherchieren. Weil es wahrscheinlich sowieso egal ist, denn beim Thema Masken scheint es ähnlich faktenfrei zu laufen, wie bei den ganzen anderen Beschränkungen: Es mag gute Argumente dafür und dagegen geben, im Prinzip wird aber am Ende sowieso nur danach gehandelt, was man meint, was mehrheitlich gewünscht ist. Als wären wir wirklich ein Volk von Virologen, dass den Sinn von Masken beurteilen könnte.

Wieder werden dumme Fragen gestellt: „Wie finden Sie die Maskenpflicht im Einzelhandel?“ will im Ernst der NDR auf Facebook wissen. Ja, wie findet man sie? Wer hier die Option „Notwendig – sie schützt“ klickt, tut das, weil ihm irgendwer erzählt hat, dass das so ist und nicht, weil er es irgendwie selbst beurteilen könnte. Wer „Weg mit dem Ding“ klickt, ist ehrlich, denn es gibt garantiert niemanden, wirklich niemanden, der das Ding grundlos tragen würde, weil er es modisch oder bequem findet.

Man fragt also eigentlich ab, ob die Leute in der Lage sind, gut nachzuplappern oder ob sie bereits hinreichend die Schnauze voll (haha) haben von den Masken. Erkenntnisgewinn null. Es spielt verdammt noch mal keine Rolle, ob nennenswert viele Leute von den 100 Prozent, die keine Masken tragen wollen, dies auch offen zugeben mögen oder ob die Mehrzahl sie wenig genug störend findet, um sie gar als „notwendig“ einzustufen.

Nervig genug, wenn Medien solche Umfragen veranstalten. Parteien tun das übrigens auch, eigentlich noch schlimmer.

Das Problem ist aber, dass man wirklich den Eindruck hat, dass solche Umfragen (hoffentlich ein bisschen repräsentativer, als mittels Facebookposting zu fragen) wirklich sowas wie die Grundlage irgendwelcher Entscheidungen sein könnten. Und das ist einfach strunzdoof.

Ich wollte diese bescheuerten Masken nie, ich will sie auch jetzt lieber heute als morgen nicht mehr tragen. Ich trage sie ausschließlich, weil ich es muss und reiße mir das Ding sofort runter und schmeiße es angewidert auf den Beifahrersitz, sobald ich im Auto sitze.

Ich akzeptiere aber, wenn die Wissenschaft nach aktuellem Stand meint, dass das irgendwo seinen Sinn hat. Ich stelle den in Frage aber ich weiß auch, dass ich absolut keine Ahnung von der Materie habe. Ich kann den Eindruck aber nicht abschalten, dass nach der Logik, nach der diese Masken insbesondere jetzt grade, also bei fast keinen Infizierten, sinnvoll sein könnten, eine Maskenpflicht in jeder verdammten Grippesaison angeordnet werden müsste, wenn dort die gleichen Maßstäbe gelten würden. Denn auch wenn eine Grippe weniger heftig ansteckend als diese Geschichte hier ist, würden Masken dort dann genau so einen Effekt zeigen.

Es ist einfach das alte Lied: Die Wissenschaft kann gar nicht anders, als Masken zu empfehlen, denn der jeweilige aktuelle Stand der Wissenschaft kennt üblicherweise keine Grautöne bei sowas. Etwas nützt oder es nützt eben nichts, ganz genau weiß man es eigentlich nicht aber der Stand ist eben dieser oder jener.

Und dann kommt es darauf an, was die Politik macht. Und weil die Politik auch nicht so recht weiß, fragt sie die Leute.

Und am Ende haben wir eine Maskenpflicht, weil Leute mit ähnlich wenig Ahnung wie ich zu dem Schluss kommen, dass Masken „notwendig“ sind.

Nach ähnlicher Logik müsste in Kürze die von mir zu anderen Themen immer wieder scherzhaft ins Spiel gebrachte Helmpflicht für Fußgänger kommen. Helme schützen, sie sind notwendig!

Tatsächlich ist mir persönlich fast egal, ob die Maskenpflicht nun bestehen bleibt oder nicht. Meine Einschränkungen dadurch stecke ich schon weg. Ja, es nervt. Aber von allen Dingen, die an der ganzen Corona-Zeit nerven, steht das halt auch nur einfach irgendwo einer langen Liste.

Hätte ich einen Laden oder so, wo der Umsatz niedrig ist, weil man den Leuten nicht nur sagt, dass sie bitte Kontakte meiden sollten, sondern eben auch, weil man ne Maske aufsetzen muss, bevor man reingeht, wäre ich allerdings ganz anders betroffen. Ich denke, dass durch diesen Effekt unsere gesamte Gesellschaft irgendwo ganz anders betroffen ist aber ich sehe, dass das wiederum keinen der Umfragenklicker beim NDR großartig interessiert. Ist nicht ihre Welt und man ist als NDR-Konsument vermutlich sowieso viel zu egoistisch, als sich hin und wieder mal die Frage zu stellen, welche Auswirkungen bestimmte Dinge eigentlich gesamtgesellschaftlich haben.

Man überlegt stumpf, ob einem selber das wirklich soviel ausmacht oder eben nicht und dann antwortet man entsprechend. Nach mir die Sintflut.

Das nervt mich aktuell sehr viel mehr, als die scheiß Maske. Und es zeigt noch einmal, wie verlogen dieses dämliche Solidaritätsgesäusel vom Beginn der Krise war, als man allen Ernstes Klinikpersonal nach Feierabend beklatscht hat, irgendwelche albernen Solidaritätsbanner in der Stadt aufgestellt hat, den Begriff „Alltagshelden“ geprägt hat. Und jetzt, ein halbes Jahr später, sind die gleichen Leute zu denkfaul, auch nur ein kleines bisschen über den eigenen, winzigen Tellerrand zu blicken.