Corona-Tagebuch: Regierendenverdrossenheit

Wie ineffizient der Staat arbeitet, wird in dieser Pandemie an so vielen Stellen so schmerzhaft deutlich, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt. Selbst, wenn man sich darüber bisher wenig Illusionen gemacht hat.

Ein Beispiel: Angeblich kosten die – natürlich fälschungssicheren – Gutscheine für Risikopersonen, mit denen sie FFP2-Masken gegen 2 Euro in Apotheken bekommen können, soviel, dass man mit dem Gegenwert pauschal jedem(!) Bundesbürger 16(!) solcher Masken hätte schenken(!) können. Stattdessen wird jede dieser Masken auch noch mit 6 Euro subventioniert.

Man hat es also vorgezogen, statt einfach und unbürokratisch jedem Bundesbürger 16 solcher Masken zu schenken und dabei auch noch sowohl dem Maskenempfänger 2 Euro pro Maske und dem Staat die 6 Euro pro Maske, die er jetzt halt zahlt, einzusparen.

Vor dem Hintergrund, dass diese Masken selbst jetzt, bei hoher Nachfrage, etwa einen Euro im Einkauf kosten, fragt man sich einmal mehr, in was für einer merkwürdigen Parallelwelt eigentlich diejenigen Leben, die sich so einen Bullshit mit diesen Gutscheinen und komischer und sowieso nicht funktionierender Zuteilung ausdenken.

Eine andere aktuelle Debatte dreht sich um die Preisverhandlungen um den Impfstoff zwischen Biontech/Pfizer und Kommissionspräsidentin Ursula v.d. Leyen. Es wurde nämlich bekannt, dass Biontech eingangs 54 Euro pro Impfdoses haben wollte, was dem Vernehmen nach auf irgendwas unter 20 runtergehandelt wurde.

Wohl aber um den Preis, dass bei der Lieferung die EU möglicherweise nicht die gleiche Priorität hat, wie zum Beispiel Israel (wo aktuell über 60 Prozent der Menschen geimpft sind, während Deutschland bei unter 2 Prozent liegt)

54 Euro pro Impfdosis hätte bedeutet, dass wenn man die vollen 500 Millionen Dosen, die Biontech der EU angeboten hatte, gekauft hätte, 27 Milliarden Euro dafür hätte zahlen müssen.

27 Milliarden ist ungefähr die Hälfte dessen, was eine Woche Lockdown kostet. Und zwar, was es ausschließlich die deutsche Volkswirtschaft kostet, nicht etwa die der gesamten EU. Eine halbe Woche Lockdown.

Die albern langsame Impferei verlängert unseren Lockdown mutmaßlich um Monate. Auf jeden Fall aber für länger als eine Woche. Kein Mensch versteht, wo das verfluchte Problem gelegen hätte, einen solchen Witzbetrag auszugeben – zumal man ja locker zumindest auf 30 oder 40 Euro hätte runterhandeln können. Hätte man am Ende einen Preis gefunden, wie ihn die Israelis zahlen, wären die Kosten bei um die 15 Milliarden Euro gewesen. Man fragt sich, was für Prioritäten eigentlich unsere Damen und Herren Elfenbeinturmbewohner noch setzen.

Fragt mans ich bekanntlich auch, bei der Frage, was man jetzt verbieten und was erlauben soll. Auch hier wird schnell offenbar, dass es jedenfalls nicht um auch nur irgendwie wissenschaftlich fundierte Prioritäten gehen kann.

Quelle Internet

Unterdessen wird es langsam Frühling. Während wir vorgestern noch irrsinnig viel Schnee und Eiseskälte mit zweistelligen Minusgraden hatten sind wir nun relatig stabil zweistellig im Plus und für nächste Woche wird was in Richtung 18 Grad angesagt.

Ob das jetzt wirklich schon der Frühling ist oder nur mal ne kurze Schönwetterwelle, weiß der Geier. Aber jedenfalls naht die Zeit, in der man theoretisch zusammen mit zwei, drei Leuten draußen sitzen könnte, in Riesenschritten. Im letzten Jahr wurde erst Wochen zu spät erlaubt, dass man sich mit Menschen trifft und je wärmer es wird, desto mehr frage ich mich, ob dieser Fehler in diesem Jahr wiederholt wird.

Dass die Entscheider seitdem irgendwas dazugelernt hätten, kann ich auch angesichts oben genannter Fails derzeit nicht erkennen, so dass ich befürchte, dass sie wirklich warten wollen, bis die Inzidenzen bei 35 angekommen sind, auch wenn vorher monatelang 50 die angebliche magische Grenze gewesen ist.

Das ist insofern blöd, als dass diese 35 völlig unerreichbar scheint. Im Landkreis stehen wir immer noch wieder über 50. Gleichzeitig nehmen die Infektionen in absoluten Zahlen seit Tagen deutlich zu statt ab, so dass die Inzidenz möglicherweise schon in Kürze wieder deutlich darüber liegen könnte. Wie soll man da jemals auf eine 35 kommen können?

Zumal es sowieso albern ist, an jeden Landkreis mit sehr unterschiedlichen Bevölkerungsstärken und mit sehr unterschiedlichen Pendlerströmen und zig anderen äußeren Faktoren, die nichts mit der konkreten Gefahr zu tun haben, die gleichen Maßstäbe anzulegen.

Auf Grafiken dazu muss ich leider heute verzichten, da Google irgendwie Schluckauf hat und ich nicht auf mein Datendokument komme… aber es hat sich da sowieso nicht viel getan, die Inzidenz bewegt sich kaum in irgendeine Richtung – nur die Zahl der Infizierten ist halt wieder auf dem Niveau von vor 3 Wochen.

Kommune Inzidenz Fälle insgesamt
 Buchholz i.d. Nordheide  60,4 592
 Elbmarsch  23,3 127
 Hanstedt  15,5 182
 Hollenstedt  59,8 183
 Jesteburg  116,7 232
 Neu Wulmstorf  51,8 493
 Rosengarten  73,1 185
 Salzhausen  27,6 205
 Seevetal  62,5 839
 Stelle  70,8 158
 Tostedt  30,1 364
 Winsen (Luhe)  51,1 578
Daten vom 18.02.2021, Quelle: Landkreis Harburg

Und auch die Aufschlüsselung nach Gemeinden zeigt wieder mal, wie vorsichtig man mit Inzidenzen sein muss. Die Elbmarsch war Anfang dieser Woche noch bei einer Inzidenz von 0, hat sich aber innerhalb von 3 Tagen auf über 23 gesteigert. Wie geht das? Sehr einfach: Mit drei (3) Infektionen binnen 7 Tagen.

Aussagekraft null.

Auf Kreisebene bezogen ist die Aussagekraft natürlich eine andere. Aber auch hier scheint mir, dass da viel überbewertet wird.

Und wenn man sich, siehe Beginn dieses Tagebuch-Eintrags, nur mal ansieht, was für irre Fehlentscheidungen Regierungen treffen, die jeder Grundschüler als solche erkennt, macht man sich irgendwie wenig Illusionen, was das wohl für Entscheidungen auf komplizierterer mathematischer Basis bedeuten könnte.

Vielleicht zeigt Corona uns auch einfach nur auf die harte Tour, dass es eine blöde Idee ist, die praktische Umsetzung von Demokratie nicht etwa von den Klügsten und Besten machen zu lassen sondern in erster Linie von denen, die mit ihrem Leben nichts weiter anzufangen wissen, als eine politische Karriere zu veranstalten, weil es dazu zufällig gerade noch so reicht.

Ein gewisses Maß an Regierendenverdrossenheit verspüre ich nun wahrlich nicht erst seit Corona unsere dortigen Mängel schonungslos offenlegt. Ich schreibe darüber in diesem Blog seit über 15 Jahren. Aber das Ausmaß an Idiotie hat entweder in dieser Zeit nur noch erheblich zugenommen oder es wird in der derzeitigen Extremsituation einfach öfter deutlich.

Selten habe ich mich auf Wahlen so sehr gefreut, wie jetzt und auch schon in den letzten Monaten. Ja, ändern werden die auch nichts. Aber es wird trotzdem Spaß machen, das Kreuz nicht bei einer die Regierung stützenden Partei zu machen.

Ich wünsche dem gesamten Bundeskabinett, der EU-Kommission und auch der Landesregierung sowas von von Herzen baldige Arbeitslosigkeit, das kann man sich nicht vorstellen. Jeder Imbissbudenkoch (und die haben grade massenweise Zeit und bald wohl auch keinen Job mehr) bekäme besseres Krisenmanagement hin als diese Bande von Berufspolitikern, die diese Katastrophe epochalen Ausmaßes behandelt, als sei es Business as usual, für den man sich aus seiner bequemen Komfortzone keinen Milimeter herausbewegen müsste.

Und diese Scheißegal-Einstellung nervt und widert mich immer mehr an.