Corona-Tagebuch: Monatelang Einsamkeit für 3% weniger Corona-Tote

Mehr als 18.000 weltweite Studien zu den Folgen der Pandemie hatten die Forscher untersucht und nur die heraus gefiltert, die sich mit der Übersterblichkeit durch Covid-19 beschäftigen. Ganze 0,3 Prozent weniger Tote ist danach die Bilanz für Zeiten totalen Lockdowns mit Ausgangsbeschränkungen. Masken bei Mitarbeitenden dagegen haben die Zahl der Toten um knapp 24 Prozent reduziert, geschlossene Bars noch einmal 15 Prozent.

Die Anordnung, dass sich nur wenige Menschen treffen dürfen, zählt mit drei Prozent, wie ARD-Korrespondent Arthur Landwehr in Washington weiter aus der Studie berichtet. Geschlossene Schulen dagegen hatten so gut wie keinen Effekt, nämlich 0,1 Prozent, bei geschlossenen Grenzen konnten die Forscher überhaupt keine Auswirkung messen.

Quelle: Fernsehen

Es geht dabei übrigens ausdrücklich um die erste Welle und den ersten Lockdown. Also den einzigen, während dem wir wirklich alle ungeimpft und damit gefährdeter denn je gewesen sind.

Mir ist nicht ganz klar, wie diese schlechte Zusammenfassung (es ist halt nur Tagesschau) wirklich zu lesen ist, weil ich jetzt so auf Anhieb geschlossene Bars für einen Teil des Lockdowns halten würde. Aber wenn ich es so lese, dass Ausgangsbeschränkungen also so gut wie gar nichts gebracht hätten (nämlich 0,3%), dann deckt sich ja durchaus mit dem, was auch diverse Gerichte seinerzeit festgestellt hatten, gepaart damit, dass das dann auf jeden Fall nicht verhältnismäßig sein kann.

Dass die heftigen Kontaktbeschränkungen (wir erinnern uns: Man durfte allenfalls zu zweit mal was machen, drei waren schon einer zu viel, sofern aus anderen Haushalten) die Übersterblichkeit um lächerliche 3% verringern halfen, fühlt sich wie ein Schlag in die Magengrube an. Denn das war wohl die mit Abstand härteste Maßnahme, unter der sicher jeder, der sich dran gehalten hat, heftig gelitten haben dürfte. Es wäre zwar zynisch, aber durchaus spannend, daraus resultierende Suizide einfach mal gegenzurechnen.

Ich habe auch damals schon festgehalten, dass diese vermaledeiten Kontaktbeschränkungen damals auch noch Wochen, vielleicht Monate länger galten, als unbedingt nötig gewesen wäre. Denn diese endeten erst Ende Juni als es zum Beispiel im Landkreis Harburg in Summe 15 Corona-Fälle gab. Nachdem es Anfang Juni phasenweise sogar nur sechs waren. Man hätte spätestens im Mai wenigstens einige Regelungen und auf jeden Fall diese superkrassen Kontaktbeschränkungen deutlich lockern können. Zum Beispiel Treffen im Freien erlauben können. War damals mein Gefühl, zumal das Wetter teilweise sensationell war – jetzt haben wir es wissenschaftlich durch die Johns Hopkins Universität untersucht, schwarz auf weiß, dass das wochenlange Fortsetzen dieser zwangsweise verordneten Einsamkeit mutmaßlich kein einziges Menschenleben gerettet haben wird und völlig für die Katz war.

Erkenntnisse, die uns jetzt natürlich auch nichts mehr nützen und dass man zu dem Zeitpunkt lieber übervorsichtig war, verstehe ich nach wie vor. Trotzdem scheiße gelaufen.

Der 30. war ein Sonntag, die beiden Tage danach waren Ferien.

Dass diese Studie gerade jetzt die Runde macht, ist eigentlich ganz passend, denn schon bald wird sich zeigen, ob wir diesen Fehler wiederholen. Die Beschränkungen sind natürlich nicht so heftig wie damals, glücklicherweise. Aber die „Winterruhe“, die eigentlich nur bis Anfang Januar gelten sollte, wurde jetzt wieder verlängert. Während bei uns im Landkreis die Zahlen doch bereits leicht besser werden.

Wirklich nur leicht: Die Inzidenzkurve stagniert und die Zahl neuer Fälle ist an den letzten beiden Tagen im Januar auf unter 200 gesunken. Da waren nämlich Ferien.

Ja, Corona wird nämlich inzwischen nur noch durch Schüler getrieben. Und dann ist mal Wochenende gefolgt von zwei Tagen Ferien und schon erholt sich die Situation dramatisch.

Seit Anfang dieses Jahres (Stand gestern: 1. Februar!) gab es hier im Landkreis Harburg 10.641 festgestellte Coronafälle. Von insgesamt, also über die gesamte Dauer der Pandemie, also seit März 2020 insgesamt 23.199.

Oder einfach ausgedrückt: Jeder zweite Fall von Corona im Landkreis Harburg jemals wurde in den letzten vier Wochen festgestellt!

Ich habe das mal visualisiert:

Die rohen Zahlen: 3023 Fälle 2020, 7618 Fälle 2021 und 10641 Fälle nur im Januar 2022.

Die Inzidenzen sind seit dem 7. November letzten Jahres dreistellig. Damals war der Stand 121 Tote. Bis Weihnachten kamen 15 hinzu.

Seit Weihnachten – also den ganzen wirklich krassen Zeitraum mit richtig hohen Zahlen hindurch – kamen genau zwei Tote dazu.

Ja, auch hier gilt wieder mal, dass die Leute natürlich erst Wochen nach der Erkrankung in Lebensgefahr geraten und sterben. Ist klar. Aber auch die Zahl der aktuellen Corona-Fälle auf Intensivstationen kann man ja sehen. Und da zählen wir im gesamten Landkreis Harburg derzeit: 3. Davon scheint einer in einem kritischen Zustand mit Beatmung zu sein.

Es ist also nicht zu erwarten, dass in den kommenden Tagen dutzende neue Coronatote hinzukommen werden.

Verteilung der aktuellen Fälle nach Altersgruppen. Ü60 ist zumeist immunisiert, U60 wird sowieso nur selten krank.

Aber das ist auch deshalb nicht zu erwarten, weil die Altersgruppen, die schwer erkranken könnten, inzwischen fast alle geboostert sind, was offensichtlich auch vor schweren Erkrankungen trotz Omikron-Variante schützt.

Und nicht zuletzt ist das auch deswegen nicht erwarten, weil die meisten Coronafälle in Altersgruppen auftreten, die ohnehin nicht zu schweren Verläufen neigen – wobei ja Omikron nach allem, was man weiß, seinerseits ebenfalls in der Regel viel schwächere Verläufe verursachen kann, als wir das von den früheren Varianten kannten.

Insofern prophezeie ich wieder mal ein baldiges Ende dieser Pandemie. Die Zahlen sprechen alle dafür. Schon wieder.

Mutig? Blödsinnig?

Überflüssig. Prophezeiungen in Corona-Zeiten sind nach wie vor tunlichst zu ignorieren. Aber trotzdem sehen wir ja, dass viele Länder um uns herum im Anschluss an ein Abebben der Omikronwelle gewaltig lockern. Dänemark tut das bei einer landesweiten Inzidenz von über 5000.

Angenommen, der sicherlich ferien-induzierte Rückgang der Fallzahlen bei uns im Landkreis verstetigt sich und wir haben wirklich das Schlimmste hinter uns, was jedenfalls Inzidenzen und Fallzahlen betrifft (so wurde es wohl seitens der Kreisverwaltung gegenüber dem Kreistag jüngst kommuniziert), warum sollte man dann nicht den Beispielen diverser Länder um uns herum schon bald folgen können?

Natürlich mit typisch deutschem Sicherheitsabstand. Sprich: „nicht vor Ostern“. Wie es jetzt schon wieder zig Regierungen rausblöken. Das wäre dann also Mitte/Ende April und jedenfalls nach der aktuellen Gemengelage müsste man da aber auch echt so gut wie alles an Maßnahmen streichen, wenn nicht alle jetzt lockernden Staaten komplett auf dem Holzweg sind.

Oder wir warten wieder bis zur nächsten Variante und quälen unsere Bürger unnötig lange mit Maßnahmen, solange sie eigentlich nicht nötig sind, damit sie noch mehr die Schnauze voll haben, wenn eventuell neue Maßnahmen getroffen werden müssen. Auch eine Möglichkeit.

Ich schließe allerdings – wir haben ja Wahljahr – überhaupt nicht aus, dass diese „nicht vor Ostern“-Ansage eventuell doch noch durch „vielleicht doch schon Mitte März“ ersetzt werden könnte, wenn die Zahlen jegliche drastischeren Beschränkungen lächerlich erscheinen lassen werden.

Am vergangenen Wochenende war übrigens wieder Mal Faslam oder das, was Corona davon übrig gelassen hat. Das war jetzt, verglichen mit den üblichen Feiereien im Hoopter Januar, eher wenig. Aber, verglichen mit dem vergangenen Jahr, dann doch ein recht guter Fortschritt. Denn es haben sich eben doch ein paar Leute lustig angezogen den Deich lang marschierend auf die Umzugsroute begeben und wir waren später mit ein paar Leuten noch gemeinsam Kegeln. Bis zu 10 Personen dürfen das derzeit und das hat gut hingehauen und Spaß gemacht und auch wirklich gutgetan.