Corona-Tagebuch: Ernstfall

Corona war jetzt über Jahre immer da und regelmäßig ganz in der Nähe. Seit heute habe ich es im gleichen Haus und das ist neu. Zum Glück ist es warm genug, um ständig alle Fenster aufzuhaben und auch sonst sind genügend Möglichkeiten da, um mich hinreichend zu isolieren. Also, ob die wirklich genügen weiß natürlich niemand aber jedenfalls ziehe ich alle Register.

Der Zeitpunkt ist ausgesprochen scheiße, aber das wäre er ja sowieso immer. Dass ausgerechnet meine Mitbewohner hier plötzlich Verständnisprobleme dafür haben, was eine nachgewiesene Coronainfektion bedeutet, kommt etwas überraschend. Das wird sich wohl noch geben, schätze ich. Bisher ist es auch nur ein positiver Schnelltest – aber davon halt auch direkt zwei.

Prophylaktisch trinke ich deutlich mehr heißen Tee, als sonst, vielleicht killt das ja ein paar Viren im Halsbereich. Sofern welche da sind. Maske im eigenen Haus ist auch neu für mich.

Vielleicht klingt das alles viel panischer, als es sich für mich anfühlt. Ich bin höchstens besorgt – nicht so sehr um meine eigene Gesundheit, sondern darüber, was eine Infektion insgesamt eben einfach bedeuten würde für mein Leben in den kommenden Tagen. Aber natürlich auch darüber, was eine Infektion für andere bedeuten kann, die sich vielleicht nicht einer normalerweise schockierend stabilen Gesundheit erfreuen, wie es bei mir der Fall ist.

Nach fast 1000 Tagen Pandemie ist jetzt eben dann doch noch für mich plötzlich erstmals der Ernstfall da. Keine Warn-App hat mir das angekündigt und auch mein eigenes Verhalten wird hier nicht das Problem gewesen sein, falls es mich in welcher Form auch immer erwischen sollte.

Und damit läuft es eigentlich genau so, wie ich es sowieso schon lange erwarte: Man kann eh machen, was man will, es wird halt irgendwann kommen.

Jetzt versuche ich es dennoch zu vermeiden, so gut es geht. Es müssten an sich jetzt PCR-Ergebnisse organisiert werden, aber ich hab nicht den Hauch einer Ahnung, wie das aktuell eigentlich zu bekommen ist und recherchiere das also nun erst mal.

Gleichzeitig ist es schon erstaunlich, dass sich die Modalitäten und Testorte inzwischen so häufig verändert haben, dass man solche doch eigentlich sehr wichtigen Dinge einfach nicht so wissen kann. Ich bin ein Internetmensch, ich finde das raus. Was machen andere? Wild rumtelefonieren? Ignorieren?

Ja, man könnte sich auf den Standpunkt stellen, dass Corona jetzt vorbei genug ist, dass man das eigentlich auch nicht mehr so superernst nehmen muss alles. Und da ist sicherlich auch einiges dran. Jedenfalls im Allgemeinen.

Nur: Wenn man weiß, dass man positiv ist, dann sieht ja die konkrete Sachlage plötzlich ganz anders aus und dann wäre man ja komplett irre, sich nicht vernünftig zu verhalten. Und zwar, selbst wenn man, wie ich, normalerweise nicht zum Krankwerden neigt. Mir ist relativ egal, ob ich krank werde oder nicht, ich möchte bereits verhindern, positiv zu werden – und erst recht möchte ich verhindern, überhaupt Gefahr zu laufen, eventuell irgendwen anzustecken. So einfach ist das.