Corona-Tagebuch: Das Fallen der Masken, der Zahlen – und der Relevanz des Themas Pandemie

Die Relevanz von Corona fällt nicht nur, weil die Zahlen fallen und die Maßnahmen weitestgehend gefallen sind, sondern sicherlich auch wegen diesem Krieg, den Russland nach Europa gebracht hat. Das ist nachvollziehbar und verständlich und wenn wir uns die Zahlen ansehen auch angemessen. Denn das, was Wirtschaft, Gesellschaft und Politik bestimmt, das ist dieser Krieg, das ist schon lange nicht mehr im Wesentlichen Corona, auch wenn nach wie vor ständig Zahlen über das Radio durchgegeben werden.

Unser Landkreis hingegen hat jetzt seit einer Woche keine Zahlen mehr veröffentlicht. Jedenfalls nicht auf den eigenen Seiten. Das sind aber die, die ich immer gecheckt habe (wenn auch in den letzten Monaten immer seltener). Und aus denen ich diese lustigen Kurven immer generiert habe. Die werden jetzt nur noch einmal die Woche veröffentlicht, sie sind offensichtlich nicht mehr so wichtig.

Ich nehme das mal zum Anlass, die Zahlen des Jahres 2022 nach den ersten vier Monaten genauer unter die Lupe zu nehmen.

Was besonders auffällt, ist die große Menge der Fälle. In den letzten vier Monaten hatten wir im Landkreis etwa 50.000 Coronafälle. Das ist schon eine hohe Zahl. Sie wirkt aber noch höher, wenn ich daran erinnere, dass es bis Jahresende 2020 ziemlich genau 3000 gewesen sind und bis Jahresende 2021 dann gute 12.000.

Sprich: 2021 hatten wir vier mal so viele Fälle, wie 2020, 2022 bisher dann noch mal ungefähr vier mal so viele, wie 2021 – nur, dass das bloß das erste Drittel des Jahres gewesen ist.

Verwundert ja auch nicht, denn die meiste Zeit lag die Inzidenz jenseits der 1000. Oft genug deutlich darüber, auch wenn wir die 2000 auf Kreisebene nie gerissen haben. Also, bisher.

Im gleichen Zeitraum gab es aber auch nur 50 Coronatote. Was angesichts dieser Zahlen auf jeden Fall nach wie vor eine gute Nachricht ist, so blöd das auch klingt. In Summe waren es dann jetzt 187 Coronatote im Landkreis bis Ende April 2022.

Es fallen übrigens nicht nur die Zahlen, sondern auch die Masken. Bisher habe ich beim Einkaufen nur sehr wenige Leute ohne Maske gesehen – bis ich in dieser Woche mal nach 21 Uhr beim Rewe war. Da war dann auf einmal niemand mit Maske, obwohl das in dem gleichen Laden zu anderen Uhrzeiten ganz anders aussieht. Natürlich hatte ich eine auf. Und auch dieses Mal konnte ich wieder nicht nachvollziehen, was das besorgte Gerede sollte, dass man sich ohne Pflicht seltsam fühlen könnte, wenn man als einziger eine trägt. Ist nicht so – und ich neige jetzt normalerweise nicht dazu, krampfhaft lustig auffallen zu wollen im Alltag. Es fühlte sich absolut in Ordnung an, als einziger eine Maske zu tragen und ich wurde weder dumm angelabert, noch dumm angeguckt. Es hat einfach keine Sau interessiert – so wie mich nicht interessiert hat, dass sonst keiner eine auf hatte. Was sollte bloß dieses blöde Gerede über die Maskenpflicht und die seltsamen Weltuntergangsversprechungen für den Fall ihres Fallens?

Insgesamt spürt und sieht man überall, dass das Leben wieder anläuft und Corona zunehmend keine Rolle mehr spielt. Und das, obwohl inzwischen ständig irgendwer im Freundes- oder Bekanntenkreis darunter leidet. Und teilweise wirklich leidet, im Sinne von dass es ihn richtig fertigmacht, auch wochenlang.

Die Pandemie als solche ist vorbei. Haben will man den Scheiß immer noch nicht. Vermeiden wird man eine Infektion aber wahrscheinlich auch nicht.

Das ist, wie sich das Coronathema momentan anfühlt. Plus, dass das Thema mich selber zunehmend mehr langweilt, weil es inzwischen selbst von den Behörden offensichtlich als weitgehend irrelevant eingestuft wird.

Die Zahlen beim Landkreis sollen eigentlich jeden Donnerstag aktualisiert werden. Heute ist Donnerstag. Es ist fast 16 Uhr. So irre wichtig scheint das nicht zu sein.