Corona-Tagebuch: Covidiotendemo mit Reichstagssturm

Die Demo in Berlin ist jetzt schon über eine Woche her aber trotzdem noch lange nicht aus den (a)sozialen Medien verschwunden.

Dort haben ein paar komplett Verblendete ernsthaft versucht, den Reichstag zu stürmen. Passenderweise mit Reichsflaggen (die in besagten asozialen Medien regelmäßig fälschlicherweise als „Reichskriegsflaggen“ bezeichnet werden) ausgestatten. Die Bekloppten wünschen sich ein Kaiserreich, weil man in der Merkeldiktatur nämlich keinerlei Meinungsfreiheit hat und so weiter. Auf die Idee muss man erstmal kommen: Man darf auf ner öffentlichen Demo ganz offensichtlich den blödesten Scheiß rumtrompeten, bis hin zur wirren Ansage, US-Präsident Trump sei soeben in Berlin gelandet, um das Kaiserreich auszurufen (oder so ähnlich) aber es gibt natürlich nicht genügend Meinungsfreiheit. Weswegen man also dringend eine Diktatur braucht.

Die ganze Nummer war einer zwar ebenfalls bekloppten Bewegung aus Stuttgart, die einen Teil der Demo organisiert hat, so peinlich, dass sie künftige Demos lieber nicht mehr in Berlin veranstalten möchte. Da wirklich vorher absehbar war, was für Knalltüten dort auflaufen würden, frage ich mich allerdings, warum sie auf die Idee nicht schon früher gekommen sind. Und beantworte sie mir mal selber mit: Hat man halt in Kauf genommen, weil man ein paar Leute mehr auf der eigenen Seite stehen haben wollte.

Youtube ist voll von komplett Verrückten, die auf der Demo ihren Quatsch von sich geben. Teilweise hysterisch geschrien. Es wirkt ähnlich wie die Bekloppten von 2015 mit ihren „Absaufen“-Sprüchen – nur einfach noch etwas hysterischer.

Schon bei der Anreise sollen die Covidioten kreativ gewesen sein. Um den ach so schlimmen Maskenzwang in der Bahn zu umgehen, haben sie sich einfach ein Bier aufgemacht. Offenbar darf man zum Trinken die Maske abnehmen und wenn man einfach die ganze Zeit Bier säuft, kann man natürlich die ganze Zeit unmaskiert bleiben. Die Idee könnte ja fast von mir sein…

Denn auch ich bin nach wie vor kein Fan dieser Masken, es fällt mir schwer, ihren Sinn zu erkennen. Auch wenn ich durchaus anerkenne, dass es natürlich klar ist, dass Aerosole sich weit weniger intensiv verteilen, wenn man sowas auf hat.

Aber: Mit Maske hält kein Mensch Abstand, weil er denkt, er wäre Superman. Und natürlich kann man die Frage stellen, wie relevant die Maskierung ist, wenn kaum jemand infektiös ist. Und natürlich stellt sich die Frage danach, wie gefährlich diese Krankheit ist, an der zwar immer noch einige erkranken und mit der eine gewisse Anzahl infiziert wird. An der aber so gut wie niemand mehr verstirbt.

Man kann da viele gute Fragen stellen. Und ich glaube, es wäre sogar gut, diese Fragen zu stellen. Das Problem ist: Man steht sofort mit einem Bein auf der Seite der durchgeknallten Covidioten, die in Kreischton in jede Handykamera keifen, dass Merkel weg muss und Bill Gates uns alle totimpfen will.

Man kann über den Sinn von Masken überhaupt keine sachliche Diskussion führen, weil die Masken längst zum reinen Symbol degradiert worden sind – und zwar auf beiden Seiten der Debatte.

Und beides finde ich ungefähr gleich bescheuert. Das Masken, als die Infektionszahlen zeitweise albern niedrig waren, wirklich nur noch den Sinn hatten, die Leute jeden Tag daran zu erinnern, dass Pandemie ist, wurde ja teilweise auch sehr offen gesagt. Ich fand und finde das äußerst fragwürdig. Aber die Politik traute sich einfach nicht zu, die Maskenpflicht abzuschaffen, wenn man sie einige Wochen später eventuell wieder einführen müsste. Ich finde das fürchterlich eierlos und daneben, ja geradezu volksverdummend.

Vielleicht ist es die Frage nach der Henne und dem Ei aber wenn die Politik die ganze Zeit so tut, als seien die Bürger dumm wie Bohnenstroh, dann kann es sicherlich passieren, dass die diese Erwartung zunehmend erfüllen – und/oder äußerst angesäuert auf so eine Behandlung reagieren, weil sie spüren, verarscht zu werden.

Den wenig transparenten Umgang seitens der Regierungen mit der Pandemie, dieses arrogante Dummhalten des Souveräns, den man damit eigentlich fast schon zum Untertan degradiert, habe ich schon sehr früh in dieser Pandemie gespürt und immer wieder kritisiert. Die Covidiotenaufläufe von Berlin, die wohl demnächst auch anderswo im Bundesgebiet stattfinden werden, sich vielleicht auch noch weiter ausbreiten, sind sicherlich nicht allein auf diesen sehr unglücklichen Umgang der Regierungen mit der Pandemie zurückzuführen. Aber schon auch.

Während in Berlin der Reichstag gestürmt wurde, plätscherte die Entwicklung bei uns im Landkreis weiter so vor sich hin. Nach einem neuen Höhepunkt der Wohl-doch-nicht-zweiten-Welle von 55 Infizierten vor exakt einer Woche, der schon am nächsten Tag auf 22 Infizierte fiel, ist bis heute wieder auf 41 Infizierte angestiegen. Ob der drastische Rückgang am 1. September real ist oder ein Rechenspielchen, weil eben rechnerisch mal kurz über die Hälfte der als infiziert geführten wieder als gesundet galt – keine Ahnung. Da mich das für meine kleine Statistik aber auch sonst nicht weiter interessiert hat, nehme ich das einfach mal so hin.

Dr. Drosten hat unterdessen nach Monaten mal wieder einen Podcast veröffentlicht. Der ging ewig, ich habe vermutlich nicht die ganze Zeit wahnsinnig aufmerksam hingehört.

Erwähnenswert finde ich aber, dass er sich vergleichsweise optimistisch geäußert hat, was das Ende der Pandemie betrifft. Zuletzt hatte er ja vor Monaten gemeint, dass er davon ausgeht, dass bis zum Sommer 2021 das Wesentliche vorbei ist. Was mir seitdem sehr optimistisch vorkommt, weil ich gar nicht weiß, warum das so sein sollte. Ja, wenn diese Impfstoffgeschichte hinhaut, dann kann das so sein. Das konnte man damals aber noch weniger absehen als heute.

Heute sagt Dr. Drosten sowas wie dass er sich vorstellen kann, dass zum Jahresbeginn 2021 alles in geregelte Bahnen kommt, vielleicht sogar früher. Entweder habe ich verpennt, dass er erklärt hat, wie genau das denn gehen wird oder er hat es wirklich nicht erwähnt…

Ich mache mir darum auch nicht allzu viele Gedanken. Wenn es so kommt, dann ist ja gut. Wenn nicht, dann entspricht das halt meinen laienhaften aber weniger optimistischen Erwartungen. Es ist nunmal eine Pandemie, sowas kann dauern. Muss nicht, aber kann.

Schon länger nicht mehr hier behandelt: Die bundesweite Situation. Weil langweilig und irrelvant, wie man sieht.

Aktuell beginnt die Auszahlung des Corona-Kinderbonusses. Einer Gescchichte, die ich bis heute nicht verstanden habe. Es wird halt eine Art zusätzliches Kindergeld ausgezahlt. Warum und wieso? Keine Ahnung. Sieht für mich aus wie eine Art Schweigegeld für Eltern, die nachvollziehbarerweise von dem Homeschoolwahnsinn in der ersten Jahreshälfte wenig begeistert gewesen sind. Aber wenn die Politik alles mit einer solchen Prämie vergüten möchte, was sie den Bürgern an Generve aufbürdet, wird das echt teuer…

In Süddeutschland und insbesondere in Bayern explodieren die Zahlen derzeit ein wenig. Das ist gut, denn das dürfte einen Bundeskanzler Söder bis auf Weiteres verunmöglichen.

Die Infektionszahlen bundesweit gehen tendenziell wieder etwas nach oben aber im Großen und Ganzen nicht in katastrophalem Tempo. Was nicht viel heißen muss, exponentielles Wachstum ist ein Arschloch, das sich immer erstmal langsam anschleicht.

Aber vor allem im Süden explodieren die Zahlen teilweise tatsächlich und mit Landshut hat ein Landkreis bereits die 50er-Marke überschritten. Und generell steht ausgerechnet Bayern, wo der Ministerpräsident sich gerne aufführt, als wäre er sowas wie der Bundescoronaminister, der den übrigen Ministerpräsidenten immer wieder einbläuen müsste, wie wichtig ein möglichst krasses und strenges Vorgehen gegen Corona doch sei, besonders schlecht da. Schon wieder.

Bei der März-Welle konnte man es ja noch irgendwie mit Skiurlaubern erklären. Das wird jetzt kaum damit gelingen, es auf die Ferienreisenden im Sommer zu schieben, denn an Nord- und Ostsee sind wirklich massenweise Leute aus ganz Deutschland gefahren und da wurde garantiert auch so manche Infektion verbreitet. Und trotzdem auf einem ganz anderen Niveau, als im Corona-Katastrophengebiet Bayern, in dem der Ministerpräsident zwar viel tut aber offenbar nicht viel wirklich Richtiges.

Naja. Zumindest bleibt der Knilch uns damit wohl als Bundeskanzler erspart. Seine komische Selbstinszenierung als Deutschlands geilster Corona-Ritter jedenfalls wirkt vor dem Hintergrund seiner Infiziertenzahlen nur noch lächerlich.