Corona-Tagebuch: 2G in der Praxis

Vorletztes Wochenende habe ich mal 2G in der Praxis ausprobiert. Ich war in Hamburg, denn nach 2 Jahren kann man ja mal gucken, ob die Stadt auf der anderen Elbseite überhaupt noch steht.

Hamburg war Vorreiter bei 2G aber das klingt wirklich fortschrittlicher, als es ist. Die Realität hat absolut gar nichts mit dem Hamburg zu tun, wegen dem man normalerweise da hin will, wenn wir über Kneipen reden.

Der Plan war, mal im Goldenen Handschuh vorbeizugucken. Einfach, weil wir den Film gesehen hatten, ich auch schon ziemlich lange nicht mehr da drin und vage interessiert war, wie das da wohl mit Corona so ist und meine Freundin dort sowieso noch nie gewesen ist. Also rein da, oder was?

Aber halt, stopp! So einfach geht das natürlich nicht!

Sondern man nähert sich dem Laden und stellt erstmal fest, dass da jetzt eine ständig verschlossene Tür ist. Man kann da nicht einfach so rein. Man tritt an die Tür, hofft, dass man gesehen wird UND auch ein, bzw. zwei, bzw. genügend Plätze frei sind. Sitzplätze wohlgemerkt. Jeder Gast braucht einen Sitzplatz. Im Goldenen Handschuh. Also das alleine reicht eigentlich schon, um sich jeglichen Kneipenbesuch zu sparen, denn Kneipe mit Sitzplatzzwang ist einfach albern.

Hier jedoch geht der Quatsch erst richtig los. Denn wenn genug Sitzplätze frei sind und man rein darf, muss man natürlich zunächst mal sein Impfzertifikat zeigen und auch den Luca-Checkin nachweisen. Dann darf man rein und dann wird einem ein Platz zugewiesen.

Witziges Highlight: Bedienung ist dann am Platz. Bedienung am Platz. Im Goldenen Handschuh. Okay.

Das ist kurz witzig, bis das dritte Mal in 5 Minuten einer auf Klo will und zusammengeschissen wird, weil er halt im Suff vergessen hat, seine Maske dabei aufzusetzen. Und so ist es dann eben die ganze Zeit. Bis der Laden um 23 Uhr schließen muss. Um 23 Uhr! Ne Kiez-Kneipe!

Ich bin sicher, dass 2G für Restaurants eine tolle Sache ist, auch in der hier geschilderten Umsetzung vermutlich kein Problem. Und auch für den Handschuh ist die Regelung bestimmt insofern gut, als dass er so ja wenigstens überhaupt öffnen kann – der Laden ist winzig und Abstände daher sowieso unmöglich.

Die Kneipentour möchte ich unter solchen Umständen aber wirklich nicht machen. Das macht keinen Spaß, ist bestenfalls unfreiwillig komisch und hat absolut nichts mit dem zu tun, was man eigentlich erleben möchte, wenn man einen dreistelligen Betrag auf den Kopf zu hauen bereit ist, den so eine Tour nun mal kostet.

Schleswig-Holstein hat unterdessen ein ernstgemeintes 2G eingeführt: Wo 2G gemacht wird, fallen sämtliche anderen Regeln weg. Inklusive Masken.

Was für Deutschland geradezu revolutionär wirkt, ist rings um uns rum seit vielen Wochen längst etabliert. Nur bei uns macht man noch soviel Gewese um Regelungen, die rein logisch schon lange niemandem mehr einleuchten.

Meine These ist ohnehin, dass da nach der Bundestagswahl einiges passieren wird. Und vorher eben einfach überhaupt nicht, weil diese Bundesregierung komplett mutlos ist und Politikermikado spielt: Wer sich bewegt, verliert.

Ob das wirklich so wäre, weiß ich gar nicht. Wirklich alles deutet darauf hin, dass die Pandemie auf ein beherrschbares Maß zusammengestaucht wurde. Dank der Impfung. Man wird die Impfungen sicherlich noch ein paar mal wiederholen müssen aber auch das kriegen wir schon hin.

Sonntag ist Wahl. Es wird sicherlich Monate dauern, bis es danach eine Regierung gibt. Ich glaube nicht, dass man ganz so lange wird warten können aber je nach Gemengelage wird das hoffentlich auch nicht nötig sein.