Roku Express

Seit jeher bin ich großer Fan des Google Chromecast, mit dem ich am liebsten Filme oder Serien auf den Fernseher bringe. Bis jetzt. Ebenfalls gerne nutze ich Amazons Fire TV Stick (auch wenn es mich wahnsinnig macht, dass in der Bezeichnung die Bindestriche fehlen). Bis jetzt.

Seit ein paar Tagen gibt es allerdings auch auf dem deutschen Markt die Geräte von Roku. Roku ist in Amerika seit langem eine große Nummer und verfügt dort über mehr Marktanteile, als Amazon mit dem Fire TV oder Apple mit dem Apple TV. Weil ich komplett bescheuertneugierig auf neue Technik bin, hab ich mir den Roku Express 4K einfach mal spontan bestellt. Ohne auch nur den Hauch einer Notwendigkeit dafür zu haben, eh klar.

Aber sie hatte mich letztlich mit ihrer Grundphilosophie: Roku will dir nichts verkaufen, sondern dir so bequem wie möglich das zeigen, was du schon hast. Eben deine abonnierten Dienste und deren Inhalte – und wo da was gegen Aufpreis zu haben ist, kriegt man das zwar auch als Option angezeigt und über die hinterlegte Zahlungsmethode kann man das dann auch via Roku kaufen. Aber das ist alles so dezent, dass es offensichtlich ein untergeordnetes Geschäftsmodell für den Hersteller zu sein scheint.

Das Teil ist fix eingerichtet. Das nervigste ist, dass man das WLAN-Passwort selbst via Fernbedienung eingeben muss. Das ist wirklich nervig. Vor allem, wenn man ein sicheres, sprich: langes Passwort nutzt. Was ich tue.

Den Roku-Account habe ich mir vorab über den Rechner angelegt, womit ich mir offenbar erspare, das auch noch mittels Fernbedienung tun zu müssen. Was ein echter Krampf gewesen wäre, denn für diesen Account nutze ich nicht nur ein genauso langes Passwort, sondern auch eins voller kryptischer Zeichen…

Aber: ähnlich simpel wie der Login zu Roku mittels Handy und QR-Code funktioniert, funktioniert auch die Einrichtung aller Streamingdienste. Für Youtube, Netflix und Amazon sind keine Eingaben nötig, sondern man scannt einfach mit dem Handy einen Code und hat seinen Account anschließend in der kleinen schwarzen Roku-Kiste. Dass ausgerechnet der jüngste dieser Dienste, Disney+, das nicht bietet, sondern mein mir leider unbekanntes Passwort haben will, wirkt an der Stelle nicht besonders sympathisch aber da kann Roku offensichtlich nichts zu.

Gut. Also die wichtigen Sachen (wer braucht schon Disney+) laufen nach erfreulich schneller und einfacher Einrichtung. Die Apps starten flott und man kann auch noch diverse andere Kanäle draufpacken. Profanes wie ARD oder ZDF, komischerweise nicht Arte – aber auch Sachen wie Spotify oder das obligatorische Kaminfeuer. Sogar Blödsinn wie Sat 1 oder Pro 7 steht zur Verfügung. Warum auch immer es das beides überhaupt noch gibt.

Fürs Handy gibt es auch noch eine App, die dann wie die normale Roku-Fernbedienung funktioniert – nur noch ein paar Funktionen mehr bietet. Umgehauen hat mich, dass es einen Modus gibt, mit dem man den Ton über das Handy ausgeben kann. So eine Funktion habe ich noch nie gesehen. Wozu das gut ist, fragst Du Dich? Naja, zum Beispiel, um sehr einfach Kopfhörer an den Fernseher anzuschließen – indem ich sie eben an mein Handy anschließe, mit dem alle meine Bluetooth-Kopfhörer ja sowieso gekoppelt sind und was erheblich einfacher ist, als irgendwas an den Fernseher direkt anzuschließen, zum Beispiel. Ja, ich könnte jetzt TV gucken und mir den Sound über Kopfhörer holen!

Nicht, dass ich das gebraucht hätte. Aber wenn es danach ginge, hätte ich den ganzen Roku nicht gebraucht.

Aber der ist halt auch nicht besonders teuer mit seinen 29 Euro. Die mögen ein Einführungsangebot sein, das ist möglich. Aber jedenfalls bewegt er sich damit auf einem Niveau wie Amazons Sticks – nur ohne, dass der ganze Amazon-Spionagekram drinsteckt (und der ist krass, wirklich krass – was ich weiß, weil ich einen Pi Hole habe, der das Zeug abfängt und mitzählt, weswegen ich weiß, wie heftig so ein Fire TV die ganze Zeit zuhause mitteilt, was wir so treiben…).

Und auch technisch kann Roku mindestens soviel, wie der Fire TV Stick. Seine Oberfläche ist nur deutlich angenehmer und aufgeräumter, eben weil Roku uns nicht die ganze Zeit Sachen verkaufen will.

Ein paar Nachteile sind mir allerdings aufgefallen. Keine schlimmen, glaube ich. Aber sie sind da:

  • Roku hat eine gute Auswahl an Channels, die man hinzufügen kann und viele wichtigen sind dabei. Arte aber zum Beispiel nicht und es ist eben nicht das Gleiche, wie ein Amazon Fire TV Stick, auf dem die stinknormalen Android-Apps laufen, weswegen man dafür natürlich alles Mögliche kriegt. Das ist hier nicht so. Das wichtigste ist sicherlich da aber man wird wohl nie alles bekommen können.
  • Die Fernbedienung hat keine Spracheingabe. Workaround: Die Smartphone-App hat eine.
  • Die Fernbedienung kann den Fernseher zwar einschalten, hat aber keinen Ausknopf (ausschalten geht aber übers Menü des Roku). Ebenso gibt es hier keine Lautstärketasten. Das ist wirklich schade, denn dadurch macht es mein eigentliches Ziel, nur noch eine Fernbedienung zu benötigen, kaputt.
  • Auf der Fernbedienung sind vier vordefinierte Tasten für Spotify, Netflix, Apple TV+ und, äh, „Rakuten TV“, wtf? Ich finde solche Buttons sowieso überflüssig und bescheuert. Okay, sie finanzieren den Bums vermutlich. Aber sie sehen auch wirklich scheiße aus. Und das ich jetzt anfange, ständig Spotify über meinen Fernseher zu hören, wird nicht passieren – dass ich jemals Rakuten TV abonniere, weil ich einen Knopf dafür habe, noch weniger. Und diese Knöpfe lassen sich offenbar auch nicht einfach so umprogrammieren.

Unter dem Strich begeistert mich das Teil aber sehr, besonders aus folgenden Gründen:

  • einfache, aufgeräumte Oberfläche (der Grund, aus dem mich Amazons Stick nervt und Google Chromecast so begeistert)
  • Geile Smartphone-App
  • einfache Einrichtung
  • flotte, schnörkellose Funktion
  • im Lieferumfang ist nicht bloß ein Netzteil enthalten (auch das ja keine Selbstverständlichkeit mehr), sondern auch ein HDMI-Kabel!
  • ein absolut fairer Preis. Die reguläre HD-Version kostet keine 30 Euro, die 4K-Version keine 40 – und wenn man will, kriegt man das Gerät auch in Form einer Soundbar für irgendwas über 100 Euro.
  • Bauform: Es ist kein Stick, sondern eine kleine Kiste. Woraus folgt, dass man sie unterschiedlich positionieren kann. Was gut ist, weil das Ding ja über WLAN gut erreichbar sein soll und man bei einem Stick schlimmstenfalls den Fernseher umzubauen hätte. Hier können wir es halt hierhin oder dorthin stellen. Roku liefert auch noch einen Klebestreifen mit, falls wir das Ding irgendwo festmachen wollen.

Es mag eine spontane Schnapsidee gewesen sein, das Teil zu kaufen. Aber nun wird es wohl trotzdem das Ding werden, über das ich ab sofort meistens Filme und Serien streame.