Dass ich die neueste Star-Trek-Serie insgesamt leider nur so mittel finde, habe ich anhand einer einzelnen Episode, die mich teilweise wirklich geärgert hatte, ja neulich schonmal verdeutlicht.
Nun ist auch die letzte Folge der ersten Staffel on air gegangen, so dass man nun ein Fazit zur kompletten Serie geben kann.
Und naja: Ich bin nach wie vor eher enttäuscht, würde sie aber trotzdem unter gewissen Vorzeichen empfehlen.
Was besonders nervt, ist ein unbestreitbares Zuviel an In-your-face-Fanservice. Es will zwar nett wirken, wirkt aber meistens einfach nur stumpf und „Hallo, wir haben Star Trek auch gesehen!“
An mindestens so vielen anderen Stellen beweisen die Macher dabei, dass sie das eigentlich gar nicht nötig hätten, weil auch wahnsinnig viele weniger offensichtliche Anspielungen stattfinden, für die man wirklich Nerd sein muss (oder, wie ich, einen guten begleitenden Podcast hört, der einem das erklärt). Hier wäre es cooler gewesen, wenn man den offensichtlichen Fanservice deutlich zurückgefahren und auf gewisse Momente des Wiedersehens reduziert hätte. Hätte ja völlig gereicht und man hätte obendrein genügend gutes Zeug für die Trailer gehabt. Stattdessen hängt man eine ganze, auch noch vergleichsweise lange Folge mit Familie Riker ab, um nur mal das nach wie vor krasseste Beispiel zu nennen.
Ähnlich genervt bin ich vom eigentlich ausgelutschten Thema der Serie. Denn es geht um künstliche Intelligenz. Künstliche Intelligenz war doch grade erst in Discovery das Thema. Und in Matrix, Terminator und einer Million anderer popkulturell bedeutsamer Produktionen. Musste das hier unbedingt wieder sein? Ich verstehe, dass es sich als Plot rund um Data irgendwie anbot. Aber trotzdem. Ich weigere mich zu glauben, dass da nicht irgendwas Interessanteres und Innovativeres machbar gewesen wäre.
Na gut. Angenommen, man ist bereit, diese Nachteile in Kauf zu nehmen, was spricht dann dafür, sich den Kram trotzdem zu geben?
Ich bereue es nicht, die Serie geguckt zu haben und ich werde mir auch die nächste und übernächste Staffel reinziehen, gar keine Frage. Es gibt wesentlich schlechtere Serien.
Gleichzeitig hat „Picard“ aber wirklich auch seine guten Seiten. Es ist gut produziert, es sieht alles gut aus, gute Effekte, coole Kamerafahrten, nette Sets. Man guckt sich das optisch gerne an.
Die musikalische Untermalung, die immer wieder Anspielungen an irgendwas aus 40 Jahren Star Trek gekonnt einflechtet, macht Spaß.
Der schon erwähnte eher subtile Fanservice macht die Serie trotz allem irgendwie cool, auch wenn Leute wie ich sie ohne Erläuterung überhaupt nicht bemerken oder verstehen.
Generell kommt die Serie mit einer gewissen philosophischen und literarischen Tiefe, die selbst die Ausgelutschtheit des KI-Themas wenigstens ein bisschen ausgleichen kann.
Und ja, auch wenn der krasse offensichtliche Fanservice einerseits nervt, ist es andererseits natürlich auch nett, dass man all diese legendären Figuren noch einmal wiedersieht.
Mein Fazit wäre nun Folgendes: Wenn Du jemand bist, der in den 90ern Star Trek gerne im TV angesehen hast, dann wirst Du wahrscheinlich diese Serie sehen wollen. Du wirst teilweise denken, wie ich und Dich über ähnliche Dinge ärgern aber Du wirst sie einfach trotzdem sehen wollen. Wenn Du das mit diesen meinen Warnungen im Hinterkopf tust, wirst Du vielleicht sogar nicht allzu enttäuscht sein.
Betrachte sie als großen, hübsch gemachten Fanservice und Du bekommst gute Unterhaltung.
Erwarte aber nicht, dass die Serie in Sachen Storyqualität sowas wie die Essenz aus den besten Folgen aus 7 Staffeln The Next Generation geworden wäre. Ist sie nicht. Wollte sie wohl auch nicht.