Herr Dings von der Jungen Union macht sich einen Namen

Herr Dings. Foto: Olaf Kosinsky / Wikipedia
Herr Dings von der Jungen Union – Foto: Olaf Kosinsky / Wikipedia

Die Junge Union ist normalerweise ziemlich unpolitisch. Man versteht sich als Mitgliederwerbemaschine für die Mutterpartei und füllt in deren Auftrag und nicht selten auch auf deren Rechnung junge Menschen solange mit Freibier ab, bis sie einen Mitgliedsantrag unterschreiben. Ansonsten bejubelt man einfach alles, was die Mutterpartei so fordert und versucht, nicht weiter aufzufallen.

Hin und wieder bringt man allerdings irgendein plakatives Aufregerthema, damit die Leute nicht völlig vergessen, dass es die JU gibt. Bei Philipp Mißfelder waren das die künstlichen Hüftgelenke, die er „zu alten“ Menschen nicht mehr finanziert sehen wollte, bei seinem Nachfolger, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe, ist es nun die Forderung nach einer Art Strafsteuer für Kinderlosigkeit, mit der dann eine einmalige Wurfprämie von 1000 Euro für jedes Kind gezahlt werden soll.

Und das sind dann wieder so Ideen, bei denen man gar nicht weiss, wo man anfangen soll, die Gegenargumente aufzuzählen. Ich versuchs trotzdem mal:

  1. Es geht den Staat absolut NICHTS an, wie sich eine Gesellschaft demographisch entwickelt. Er hat darauf gegebenenfalls zu reagieren, dies aber absolut nicht in irgendeiner Form zu beeinflussen oder zu lenken.
  2. klingt es für mich wie eine besonders listige Form des Kindesmissbrauchs, aus dem eigenen Nachwuchs auch noch irgendwie Kapital schlagen zu wollen. Wer Kinder aus finanziellen Gründen bekommt und nicht, weil es einfach schön ist, Kinder zu haben, sollte meiner Meinung nach um Himmels Willen niemals Kinder bekommen!
  3. wird Kinderlosigkeit längst massiv steuerlich bestraft – nur nicht ganz so direkt, wie hier gefordert. Aber: Kindergärten, Schulen, Schülerbeförderung, Kindergeld, Elterngeld, das sind alles Dinge, die sehr wohl auch Kinderlose finanzieren müssen – obwohl sie absolut nichts davon haben.
  4. wird einem immer wieder vorgerechnet, dass das derzeitige Rentensystem angeblich darauf angewiesen ist, dass der demographische Wandel nicht stattfindet. Das mag sogar stimmen. Aber an diesem Wandel etwas zu ändern, dazu ist es wohl mindestens Jahre, eher Jahrzehnte zu spät. Und selbst wenn man daran noch etwas ändern könnte, wäre es schlicht unfair, Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen keine Kinder haben (Unfruchtbarkeit, Partnerlosigkeit, Homosexualität, finanzielle Situation oder schlichtweg ein Lebenswandel, in den Kinder nicht reinpassen), dafür irgendwie haften zu lassen.
  5. sollte man, wenn denn die bescheuerte Staatsrente das Problem ist, dieses verdammte Problem lösen, statt irrwitzige Reparturversuche zu unternehmen, in dem man die Leute durch den Staat zum Kinderkriegen zu erziehen versucht.

Alles in Allem ist das also mal wieder großer Schwachsinn gewesen. Wahrscheinlich findet nicht einmal die JU selbst das wirklich sinnvoll, immerhin dürften deren Mitglieder größtenteils noch keine Kinder haben. Unter dem Strich wollte Herr Dings, dessen Name mir, wie gesagt, schon wieder entfallen ist, einfach nur mal wieder in die Zeitung, damit jetzt endlich mal jeder seinen Namen kennt.