Hamburger Regierung schlägt Kennzeichnungspflicht für Instagramfilter vor

Diese Idee zeigt weniger, wie autoritär irgendwer ist, als vielmehr, wie wenig technisches Verständnis und praktisch nicht vorhandene Durchdringung des Mediums Instagram dort offenbar besteht.

Denn es ist von Anfang an die Idee von Instagram gewesen, stark verfälschte Abbilder der Realität zu präsentieren. Deswegen hat Instagram selbst bereits diverse Filter eingebaut.

Natürlich ist es aber gar nicht nötig, die zu nutzen, weil es solche Apps wie Sand am Meer gibt und Dinge wie Photoshop sind ja auch nicht erst seit dem Smartphonezeitalter ein Massenphänomen geworden.

Ich nutze Instagram auch gerne mal für selbst erstellte Grafiken – an denen ist dann 100% künstlich.

Ohnehin stellt sich die Frage, wo man eigentlich anfangen will. Denn tonnenweise Filtertechnik und andere „Verschönerungssoftware“ kommt ja bereits in der Kameraapp zum Einsatz – viel davon auch so automatisch, dass man es kaum verhindern kann. Das ist einfach, wie diese winzigen Kameras arbeiten, um vergleichsweise fantastische Bilder zu erzeugen. Das hat mit einem klassischen Lichtbild nicht mehr viel gemeinsam. Effektiv dürfte so gut wie nie jemand ein 1:1 völlig ohne jegliche Software optimiertes Foto online nutzen, weder für Instagram noch sonst irgendwo. Auch das obige Zeitungsfoto wird digital ver- und vielleicht sogar aktiv bearbeitet worden sein.

Nachdem also auf jeder Website ein in jeder Hinsicht überflüssiger Cookiehinweis prangt, kommt demnächst noch die nicht minder überflüssige Warnung hinzu, dass wir es dort mit digitalen Fotografien zu tun haben, die die Realität so darstellen, wie die verwendete Software sie interpretiert und nachdem gefühlt jeder zweite Instagrampost darauf hinweist, dass die zufällig im Hintergrund sichtbare Flasche Bier unbezahlte Werbung darstellt. Super.

Das Ansinnen dahinter finde ich gar nicht mal falsch. Aber – ähnlich wie bei der Impfpflichtdebatte – sucht man sich hier eine vermeintlich einfache Lösung, die nur leider absolut nicht das anvisierte Ziel zu erreichen helfen wird.

Echte Lösungen sind natürlich schwieriger. Deswegen scheut man sie. Eine entsprechende Medienerziehung könnte zum Beispiel helfen. Aufklärung darüber, was digitale Bildverarbeitung tut und tun kann und dass sie natürlich manipulativ sein kann und faktisch auch oft genug ist.

Aber das haben weder klassische Medien, noch die Politik, geschweige denn die Masse der Eltern und Lehrer bereits selber so gut durchdrungen, dass sie diese Kenntnisse kompetent weitergeben könnten. Man sieht ja, was in Alteleutemedien wie Facebook täglich an Mist und Bildfälschungen unterwegs ist, die man superleicht erkennen könnte, wenn man nur ein bisschen kritisch auf Medien blicken würde.Das Problem geht soviel tiefer, als dass man ihm mit simplifizierenden Warnhinweisen ansatzweise beikommen könnte – selbst wenn das technisch in irgendeiner Weise sinnvoll wäre.