Corona-Tagebuch: Science Fiction für Oma

Ich habe für Oma einen Echo Show 8 bestellt. Mal gucken, wie ich den in ihrem WLAN in Betrieb kriege, ohne ihre Wohnung zu betreten. Aber so hat sie wenigstens eine Chance, uns mal ab und zu zu sehen. Mal gucken, wie sie das findet. Den normalen Echo kennt sie schon aber mit Bild wird sich für sie wie Science Fiction anfühlen.

Spannend ist, dass die Lieferung erst am 7. April kommen wird – in über einer Woche also. Als Prime-Lieferung eines Amazon-Produktes. Vor Corona war das spätestens am nächsten Tag da, vielleicht am selben. Es ist nicht schlimm, dass es länger dauert aber es verdeutlicht, dass nichts mehr ist wie es mal war.

Die Maskendebatten greifen um sich. Maskenpflicht hier, Warnung, dass durchgefeuchtete Masken das Gegenteil von gut sind dort. Nichts Genaues weiß man nicht. Wissenschaftlich belegt ist der Nutzen so nicht. Einzig, dass man wahrscheinlich weniger Viren überträgt als Maskenträger scheint halbwegs gesichert. Man kann allerdings keine kaufen und wenn man sie selber basteln will, kommt man auch immer schwieriger an die Bauteile dafür.

Warum ein Centartikel wie dieser nicht massenweise irgendwo vorrätig lagert für den Katastrophenfall ist eine Frage, die die Runde macht. Weiß ich auch nicht. Alle hundert Jahre haben wir hier mal ne Sturmflut, die den Deich sprengt aber trotzdem üben wir alle paar Jahre kreisweit Deichverteidigung, trotzdem liegen zigtausende Sandsäcke bereit, trotzdem werden für viel Geld Füllmaschinen angeschafft.

Die aktuelle Corona-Pandemie ist mindestens die zweite wirklich schlimme Pandemie in ca 100 Jahren, wobei zwischen der spanischen Grippe 1918 und 2020 auch 1957 eine heftige Grippe-Pandemie die Welt in den Ausnahmezustand versetzte und auch die letzte SARS-Welle kurz davor war, zur Katastrophe zu werden. Man kann sich sicherlich nicht auf alles vorbereiten, was theoretisch passieren kann. Aber ein paar Millionen Masken bereitzulegen wäre sowohl finanziell als auch logistisch kein besonders großes Problem gewesen, sollte man meinen.

Am Samstag wird Telebier 3 stattfinden. Wie es scheint, werde ich das jeden Samstag machen, den man ansonsten nichts machen kann, bzw. darf. Habe aber beschlossen, sie ab jetzt eben fortlaufend durchzunummieren, damit man mal so ein bisschen auf dem Schirm behält, wie lange dieser eigentlich unglaubliche Zustand denn schon dauert.

Hätte mir vor einem Jahr jemand prophezeiht, dass ich meine Wochenenden damit verbringen würde, alleine zuhause vor dem Rechner sitzend literweise Bier zu trinken, hätte ich ihn für bescheuert erklärt und mich dann gefragt, wie zum Teufel es zu diesem traurigen Zustand kommen konnte. Die Realität ist eigentlich weniger traurig, als das Szenario klingt, denn das macht so, wie wir das machen, ja wirklich Spaß. Fragt sich nur, wie lange dieses Konzept noch trägt

Auch immer noch trägt irgendwie der Gedanke, dass die Dimensionen der aktuellen Ereignisse es spielend mit den Umwälzungen aufnehmen können, die die Wiedervereinigung oder sogar der Zweite Weltkrieg so mit sich gebracht haben. Man erlebt hier ganz bewusst Geschichte. Keine schöne zwar aber immerhin etwas, das ewig in den Geschichtsbüchern auftauchen wird – in welcher Form auch immer, da ist ja noch vieles offen.

Da kann man sich nichts von kaufen und es verbessert an der Situation überhaupt nichts. Aber wenn man will, kann man sich kurz damit ablenken, dass man sich fragt okay, wie werden die Leute in fünfzig oder hundert Jahren wohl auf uns hier heute und unsere Entscheidungen zurückblicken?

Was wahrscheinlich nicht passieren wird ist, dass irgendwer so weit in der Zukunft diese Zeilen hier lesen kann. Außer, ich drucke sie aus und packe sie irgendwie gut weg. Vielleicht sollte ich das tun. Also, vorausgesetzt, mir fallen irgendwann noch mal interessante Dinge zum Schreiben über diese Zeiten ein und nicht der belanglose Scheiß, den ich hier heute so verzapfe.