Corona-Tagebuch: Waschanlagen schließen, Baumärkte öffnen

Das dritte, eigentlich sogar vierte Corona-Wochenende neigt sich dem Ende.

Es ist das dritte, seit es weitreichende Beschränkungen des öffentlichen Lebens gibt, aber das vierte, seit wir nur noch über Corona sprechen. An Wochenende 1 fand noch unsere Weihnachtsfeier vom Faslamsvorstand statt (aus naheliegenden Gründen machen wir die nicht um Weihnachten rum, sondern erst nach Faslam und das bedeutet eben irgendwann zwischen März und Mai). Bei der wir schon hart überlegt hatten, ob wir sie noch machen sollen oder nicht. Haben wir dann und war rückblickend auch gut so. Wir waren und sind alle noch gesund und so habe ich etwas, auf das ich zurückblicken kann, was einfach die letzte normale Party gewesen ist, seit wir uns alle zuhause einigeln.

Gestern fand Telebier 3 statt, das dritte Mal, dass wir uns via Videokonferenz gegenseitig vorführen, wie wir uns betrinken. War wieder witzig. Aber es zeigt sich auch, dass sowas nicht bis in die Puppen trägt. Irgendwann reicht es eben. Vielleicht müssen wir uns mal um ein paar neue Leute kümmern, die was Neues zu erzählen haben. Denn wir erleben aktuell nunmal alle nicht so wahnsinnig viel Interessantes unter der Woche.

Nächste Woche wirds wieder ein Telebier geben. Eventuell in einem für mich etwas anderem Rahmen. Mein Bruder will ein bisschen Feuertonne anmachen, wenn es schon kein Osterfeuer geben kann. Und da wir Familie sind und es mehr oder weniger ein Haushalt ist, kann man das schon mal machen. Wenn es bei dem Plan bleibt, sitze ich eben mit Laptop an der Feuertonne beim Telebier. Stelle ich mir ganz witzig vor.

Als ich gestern so um 18 Uhr rum in unseren bewährten Telebier-Raum ging, war da ein „Tobi“ drin. Frechheit! Aber damit nicht genug: Er warf mich sofort raus und installierte ein Passwort. Gut, dachte ich, an dem blöden Raum hängt jetzt nicht wirklich mein Seelenheil, mach ich nen neuen auf und nachher gucken wir mal, ob „Tobi“ immer noch da ist oder ob der Raum wieder offen ist. Teilte das meinen Mitstreitern sicherheitshalber aber schonmal mit, inklusive des Ausweichraumes.

Wenig später rief mich einer meiner Telebierbuddies an und meinte fröhlich, er hätte den Raum grade zurückgekapert, weil „Tobi“ das irrsinnig einfallsreiche Passwort „Bier“ genutzt hätte, was er schnell erraten, den Raum betreten, blitzartig „Tobi“ rausgeworfen und das Passwort geändert hätte. Stabile Aktion, würde ich sagen. Telebier 3 fand somit im altbekannten virtuellen Raum statt.

Ein anderer Telebierbuddy hat unterdessen eine eigene Jitsi-Instanz auf seinem Server zum Laufen gebracht und womöglich werden wir den alten Raum sowieso nicht mehr nutzen. Aber es ging jawohl irgendwo ums verdammte Prinzip!

Wie es aussieht, werde ich mit meiner Freundin zusammen das erste Mal Star Wars gucken. Also, für sie das erste Mal, ich kenn den schon. Ebenfalls per Videokonferenz. Fernbeziehungen sind in Coronazeiten eben auch anders als gewohnt.

Zur allgemeinen Lage sei festgestellt, dass jetzt anscheinend wirklich alle paar Tage die Regeln geändert werden. Ich habs noch nicht überprüft aber angeblich sollen nächste Woche zum Beispiel Buchläden öffnen dürfen. Ich finde das nicht falsch, ganz im Gegenteil. Aber eine ernsthafte Strategie dahinter will mir bisher nicht auffallen. Gestern (ausgerechnet auf einem Samstag) haben sie die Baumärkte und Gartencenter wieder öffnen lassen, dafür die Waschanlagen geschlossen und übrigens stellenweise auch touristische Hot Spots wie schöne Ecken am Elbdeich oder so. Und dann machen sie jetzt die Buchläden auf. Okay.

Auch Willkür (und sei es nur gefühlte Willkür, die in Wahrheit aus gut begründbaren Maßnahmen besteht) kann den nötigen Frust befeuern, der dieses ganze Konzept, dass man sich an die Kontaktfreiheit hält, kaputtmacht. Vielleicht dient das dazu, zu testen, wie gut Abstandhaltung an den jeweiligen Orten wirklich funktioniert, keine Ahnung. Aber von außen sieht es wie Willkür aus und das ist echt nicht gut.