Die Temperaturen sinken und erwartungsgemäß kehrt damit auch die Diskussion um Luftfilteranalgen insbesondere in Schulen zurück. Sie wird jetzt mindestens zum dritten Mal geführt, wahrscheinlich sogar zum vierten Mal, weil schon kurz nachdem das alles losging mal kurz die Erkenntnis aufflammte, dass gute Lüftung übrigens hilfreich sei gegen Viren in der Luft (nein, doch, oh?).
Und ich bin genervt. Weil die Diskussion eigentlich jedes Mal mit der Erkenntnis endet, dass das eine gute Idee sei. Und dann passiert halt nichts. Mich beeindruckt zwar irgendwo dieser schier unerschütterliche Optimismus, dass das dieses Mal vielleicht doch anders ausgehen könnte.
Aber langsam wird es ja sowieso sinnlos. Wer krank werden könnte, ist geimpft, sodass man an sich auch diese Lüfterei und damit auch das Frieren der Kinder genauso gut seinlassen könnte. Aber selbst wenn man das für nach wie vor alternativlos hielte, ist doch fraglich, wozu man jetzt noch mal wieder über die Anschaffung solcher Geräte diskutieren will, denn die kämen dann vielleicht mit Glück rechtzeitig zum nächsten Winter mal.
Die Luftfilterfrage wurde mal wieder so richtig deutsch versemmelt. Das können sich die Beteiligten in den Kreistagen und Landesparlamenten jetzt einfach mal eingestehen und dann ist auch gut. Da ist wirklich nichts mehr zu retten. Auch wenn natürlich gute Luft auch ganz ohne Pandemie eine feine Sache ist, die dem Lernerfolg garantiert dient. Aber wir sehen ja auch, dass der Anlass für die Diskussion ganz einfach nur wieder die kühleren Temperaturen sind – und natürlich auch die steigenden Zahlen.
Die steigen erwartungsgemäß und überhaupt nicht überraschend. Es ist glücklicherweise auch kein Problem, dass sie steigen. Die Inzidenz beispielsweise hat sich in den letzten paar Wochen mal eben verdoppelt – nur haben sich Hospitalisierung und Intensivbettenbelegung im gleichen Zeitraum halbiert.
Jaja, die Leute werden immer erst mit einigen Wochen Verzug krankenhausreif krank, ich weiß. Trotzdem: Die Inzidenz ist ja mit ihren aktuell 76 immer noch überschaubar, wenn man sich klar macht, dass sehr viele Beschränkungen einfach gar nicht gelten.
Okay, es ist jedenfalls im direkten Vergleich zum Vorjahr erheblich höher, denn am 24. Oktober 2020 hatten wir eine Inzidenz von 44,8, die 70 wurde erst ne Woche später geknackt. Ab November war dann aber der sogenannte „Novemberlockdown“, der ja bekanntlich bis Juni währte – während aktuell nicht mal ernsthaft erwogen wird, einen Lockdown zu veranstalten (höchstens einen exklusiv für Ungeimpfte – viel Spaß dabei, das durchzusetzen, übrigens).
Ihre Höhepunkte erreichte die Inzidenz im letzten kühlen Halbjahr dann erst im Dezember, dann im Januar und später sogar im März noch mal. Immer auffällig im Takt der Schulferien. Ist irgendwie auch logisch. Wenn man das aber schon im Lockdown nicht abstellen konnte, sollte man es vielleicht ohne Lockdown gar nicht erst versuchen, es wird ja doch nicht funktionieren.
Weiterhin offen bleibt die Frage, wann wir eigentlich das Äquivalent zu den 40% doppelt geimpften Dänen erreichen, bei dem in Dänemark zum Beispiel die Maskenpflicht abgeschafft wurde. Allmählich habe ich den Verdacht, wir warten hier auf Inzidenz null (Deutschland muss ja immer perfekter als perfekt sein und so), sprich: Die bleiben halt für immer.
Insgesamt scheint sich die Politik mindestens auf Landesebene wunderbar in der Pandemie einzurichten und man gefällt sich darin, alle paar Wochen relativ sinnfrei ein paar Regeln zu verändern, die schon lange niemanden mehr interessieren.
Was bleibt, ist die Hoffnung, dass mit einer neuen Bundesregierung dieser Blödsinn einfach aufhört, weil auch die Länder das alles nicht mehr rechtfertigen können, wenn am 25. November die Pandemie vom Bund beendet wird und 1-2 Wochen später dann eine neue Regierung sie auch nicht wieder einführt.
Sofern das denn alles so kommt.