Corona-Tagebuch: Ich habe praktisch Einkaufsverbot

Ist eigentlich auf den Bus warten noch legal? Ich sah grade fünf Personen im Bushäuschen sitzen. Eine sechste näherte sich. Ohne Maske. Darf man das?

Zuhause angekommen hörte ich von irgendwo aus der Nachbarschaft die Worte „so, wir fahren dann mal wieder.“ Mindestens zwei Leute waren also irgendwo zu Besuch. Hier bin ich einigermaßen sicher, dass das nicht hätte sein dürfen.

Am kommenden Wochenende wäre hier Faslam gewesen. Ich habe gestern in einer längeren Googelei versucht rauszufinden, ob man denn wenigstens alleine auf dem Deich stehen und ein Bier trinken darf. Im Dezember war das illegal. Ich glaube, diese (sowieso schwachsinnige) Regelung wurde gerichtlich kassiert. Auf den Seiten des Landes fand ich nichts darüber. Da ging es immer nur im Alkoholausschank.

Das sind jetzt einfach nur mal so beiläufige Coronasachen, die mich in den letzten 24 Stunden so „beschäftigt“ haben. Sie zeigen zweierlei:

  1. findet auch jemand wie ich, dem nicht alles scheißegal ist und der sich für halbwegs informiert hält, schon lange nicht mehr durch die Regeln durch, die sich zu allem Überfluss auch noch permanent ändern.
  2. scheißen Menschen auf die Regeln – und zwar aus den blödesten Anlässen.

Dass sich im letzten Jahr so lange so gut an alle möglichen Regeln gehalten wurde, war offensichtlich keine Selbstverständlichkeit. Es setzte voraus, dass die Leute die Regeln wenigstens ansatzweise verstehen – und, dass sie sich an die Regeln halten wollten.

Beides schwindet. Auch bei mir. Und mit jedem neuen Bockmist hat man weniger Lust, sich zumindest an den offensichtlich schwachsinnigen Teil der Regelungen zu halten, wie zum Beispiel, dass jetzt nur noch FFP2-Masken zulässig sind, während man fast ein Jahr lang Bußgeld zahlen musste, die neuerdings zu Abfall erklärten Stoffmasken nicht trug, weil man dann nämlich die Gesellschaft gefährdet und so weiter.

Und weil diese Hannoveraner Elfenbeinturmbewohner in ihrer Bräsigkeit dermaßen wenig Vorlauf ließen, sind meine FFP2-Masken übrigens immer noch in der Post. Ich kann also immer noch nicht einkaufen. Ganz Deutschland hat wahrscheinlich letzte Woche versucht, massenweise Masken zu ordern. Es war klar, dass das zu Verzögerungen führt.

Deswegen habe ich die Dinger bereits während der Pressekonferenz bestellt, quasi in der Minute, in der das verkündet wurde. Aber WARUM diese Regelung jetzt nicht noch 1-2 Wochen hätte warten können, wo man fast ein Jahr lang keine Notwendigkeit gesehen hatte, FFP2 zu verordnen, ist eines dieser Dinge, die mir nicht in den Kopf gehen.

Wie vielen mag es jetzt ähnlich gehen, dass sie einfach nicht mehr einkaufen oder Busfahren dürfen, weil die Scheißmasken nicht an den Laden kommen? Wie viele haben sich in ihrer Verzweifelung vielleicht welche in der Apotheke geholt für albern hohe Preise für diesen Centartikel?

Solche Sachen nerven!

Und gleichzeitig hört man von Bund und Land jeden Tag neue Storys, die wirken, als wäre denen komplett egal, dass man inzwischen den Eindruck hat, sie hätten am liebsten für immer Pandemie.

Heute gab es zum Beispiel eine Pressekonferenz vom Krisenstab, der darauf hinwies, dass die voraussichtlich übermorgen startende Impf-Anmeldung sowieso überlasten würde, man könnte schließlich keine Hotline schalten, die in der Spitze 200.000 Anrufe abarbeiten könnte. Das ist der Teil, für den ich noch Verständnis hatte.

Das parallel fertig werdende Onlinetool jedoch könnte dies angeblich auch nicht. Und bei so einer Aussage platzt mir der Arsch.

Denn wir haben 2021 und selbstverständlich können Onlinetools theoretisch mit so ziemlich jedem Ansturm fertigwerden. Aber mit ein paar hunderttausenden Zugriffen sowieso. Dazu ist es lediglich nötig, diese verdammte Website so zu bauen, DASS DAS GEHT.

Mir ist schleierhaft, warum jedes kleine Startup das hinbekommt aber das mit Milliarden Euro um sich werfende Land Niedersachsen nicht. Aber das war ja auch schon so, als das Homeschooling irrwitzigerweise für alle gleichzeitig laufen sollte. Komisch, komisch aber auch da reichten die Kapazitäten bei weitem nicht und niemanden, wirklich niemanden hat es ernsthaft überrascht.

Man erwartet mittlerweile wirklich gar nichts mehr vom Staat. Nichts als neue Verbote und Schikanen mit zweifelhaftem Sinn.

Wir geraten gerade in die Situation, dass der Staat den Bürger nicht als Verbündeten im Kampf gegen diese Pandemie betrachtet, umgekehrt aber auch der Staat vom Bürger immer weniger als Verbündeter in diesem Kampf gesehen werden kann.

Und das halte ich beides für sich genommen eigentlich schon für toxisch genug für unsere Demokratie. Aber beides gleichzeitig?

Das ist mindestens vom Staat aus gesehen völlig verantwortungslos. Vielleicht auch einfach nur weltfremd. Jedenfalls eine Katastrophe in der Katastrophe – auch wenn ich hoffe, dass es einfach nur scheiße aussieht und ansonsten keine bleibenden Schäden hinterlässt. Aber darauf wetten würde ich nicht.

Es ist übrigens 15.30 Uhr und die Zahlen für heute sind immer noch nicht online. Muss man sich sorgen machen, dass das Faxgerät kaputt ist?

Aber gut, nehmen wir das Fehlen der ganz aktuellen Zahlen mal zum Anlass, die ganze Kurve seit dem letzten Jahr zu betrachten. 45 Wochen Corona im Landkreis Harburg:

Zur Erinnerung: Seit dem 1. November ist Lockdown. Der hat offenbar das erste Hoch da abgefangen – aber das war es dann auch. Ansonsten stagniert es auf lange Sicht einfach nur. Auf dem Niveau der ersten Welle im letzten Jahr, sogar ein wenig höher als die.

Und das, obwohl fast jede Woche irgendein neues Verbot nachgeschoben wurde, so wie jetzt die FFP2-Pflicht.

Hinterfragt man das, kommt einfach nur die patzige Antwort „ja aber was wenn man das nicht gemacht hätte.“

Ja, weiß ich auch nicht. Aber etwas mehr als das als Antwort erwarte ich dann doch. Zum Beispiel eine Evaluation der Verbote und Maßnahmen. Sie werden garantiert nicht alle nötig sein, warum prüft das keiner? Und vielleicht sind andere Maßnahmen dafür auch einfach nicht restriktiv genug? Auch das ist ja möglich.

Möglich ist aber auch, dass sich die Ausbreitung eines Virus vielleicht einfach nicht durch Verbote aufhalten lässt und wir es hier nur wieder mal mit einer Überschätzung staatlicher Macht zu tun haben.

Das Dumme ist, dass es egal ist, ob diese These zutreffend ist. Wenn – hoffentlich ab April – der Frühling kommt und die Zahlen besser werden, werden die unverbesserlichen Staatsgläubigen es auf die doch ganz tolle Wirksamkeit irgendwelcher Verbote schieben.

Die gleichen Leute haben ja offenbar bis Herbst auch nicht damit gerechnet, dass diese Pandemie wirklich noch mal so heftig wird.

Staatsgläubige sind fürchterlich naiv, oder?