Corona-Tagebuch: I am not a cat

Dieses Video geht seit einig.en Tagen um die Welt und sorgt für große Heiterkeit. Und das völlig zurecht. Gleichzeitig gibt es dem ganzen Corona-Wahnsinn zur Abwechslung mal eine komische Seite. Und ohne Corona gäbe es garantiert keine Online-Gerichtsverhandlungen, auf denen ein verzweifelter Anwalt beteuern muss, er sei wirklich keine Katze, sondern ein Anwalt.

Das Ding ist wahrscheinlich schon jetzt ein unsterblich gewordenes Meme. Aufgezeichnet hat es übrigens ausgerechnet der Richter. Den sieht man oben links, beziehungsweise sieht man ihn dort eben nicht, weil er sich grade schrottlacht und das dem Rest der Welt grade nicht zeigen wollte. Der Katzenmann hingegen nimmt es wohl auch gelassen und freut sich selber, der Welt einen so großartigen Real-Sketch geschenkt zu haben.

Eine Sitcom ganz anderer Art hatte währenddessen die CSU in München geplant. Denn während sie das normalerweise dieser Tage dort stattfindende Starkbierfest nach wie vor und seit dann jetzt einem Jahr bereits untersagt – natürlich wegen Corona – war für nächste Woche dort einen Parteitag mit 100 Personen angedacht. Nichts Besonderes, nichts, was man nicht auch anders machen könnte, sondern man wollte einen Bezirksvorsitzenden und seinen Stellvertreter nachbesetzen. Im Sommer wären dann übrigens bereits reguläre Wahlen drangewesen, was die ganze Geschichte noch beknackter aussehen lässt.

Die Typen haben ein paar Tage miese Presse gekriegt und dann drei Stunden vor dem Parteitag das Ganze per E-Mail an die Delegierten abgesagt.

Und liefern mir mit dieser ganzen Nummer einmal mehr ein erschreckendes Beispiel dafür, dass weite Teile des Politikbetriebes sich in einer Art Parallelgesellschaft befinden, in der sie diese ganze Pandemie offenbar völlig anders wahrnehmen, als der Großteil der Bevölkerung. Dass das bis auf die kommunale Ebene streut, überrascht dann doch etwas.

Andererseits – ich kenne das ja von hier vor Ort – werden diese 100 Delegierten sicherlich auch zu einem großen Teil eher wenig begeistert von der ganzen Geschichte gewesen sein.

Das Paulaner auf dem Nockherberg, wo der Parteitag wohl hätte stattfinden sollen, entschuldigt sich übrigens bis heute auf ihren Seiten für die Verschiebung des Starkbierfestes 2020(!), was dem Ganzen auch noch mal seine ganze eigene Komik gibt.

Für uns Normalbürger finden derartige Feste nun schon lange und fast schon normal nur noch Online statt. Vergangenen Mittwoch durfte ich zum Beispiel an einem Online-Biertasting des Round Table Winsen teilnehmen, dass der Verein bei einem Laden namens Heimathaven in Oldenburg gebucht hatte. War eine sehr coole Veranstaltung, auch wenn die meisten Fakten und Storys für mich jetzt nicht so neu waren. Aber sie wurden unterhaltsam präsentiert. Und weil ich an einem Mittwochabend keine fünf Bier in mich reinkippen wollte (die meisten davon deutlich über 5%), hatte ich meinen Vater mitgeschnackt, der in dieser Woche wahrscheinlich die ersten IPAs seines Lebens probiert hat. Zitat: „Da ist kein Bier.“ Na gut, aber wichtig ist ja, dass man es versucht…

Jedenfalls habe ich mir heute relativ spontan noch mal ein Tasting geklickt. Diesmal von der „Alten Posthalterei“ in Lingen (dieses Tasting hier) am 6. März. Da sind jetzt keine fünf, sondern gleich acht Biere drin und weil ich völlig bescheuert bin, habe ich auch noch das angebotene „Zwischenbier“ geordert. Aber es ist ja auch ein Samstag. Und ehrlich gesagt finde ich dann 32 Euro für neun Biere inklusive Versand völlig in Ordnung. Zumal ich bei den Lingenern sowieso schon lange mal mittrinken wollte. Reingeschaut habe ich in so einen Stream öfter schon. Die machen das nämlich anders und streamen einfach für jeden sichtbar auf Facebook, sozusagen als Massenevent aber wer Mittrinken will, muss sich halt dieses Päckchen ordern. Mal gucken, wie das so ist. Ich finde die Typen eigentlich recht unterhaltsam.

Heute kann ich auch wieder ein paar Kurven präsentieren, die das Infektionsgeschehen hier im Landkreis beschreiben. Es hatte übrigens nicht Google Schluckauf, sondern ich irgendein Browser-Plugin aktiv, dass mir den Zugriff auf mein Tabellendokument kaputtgemacht hat. Und weil ich bescheuert bin, bin ich darauf erst Tage später gekommen. Aber nun funktioniert es.

Macht die Zahlen aber nicht besser. Wenn wir pessimistisch sein wollen, könnte es sein, dass wir am vorvergangenen Montag mit den 110 Infizierten den vorläufigen Tiefststand erreicht haben und nun die nächste Welle anrollt. Offenbar sind immer mehr Infektionen in Niedersachsen durch die neue Virusvariante ausgelöst worden und die lässt die Zahlen im Moment vielerorts wieder steigen.

Die Inzidenz im Landkreis zeigt sich davon bisher eher unbeeindruckt aber nach wie vor sind wir hier im Moment der 60 näher als der 50 und die 35 wirkt komplett illusorisch. Auch, wenn man sich den Verlauf insgesamt ansieht.

Der einzige echte Ausweg heißt natürlich nach wie vor Impfen. Und nach wie vor passiert das in nicht zu entschuldigender Zeitlupe.

Inzwischen gibt es ja den zweiten Impfstoff von Astra Zeneca in Hülle und Fülle. Aber weil es ein paar schräge Presseberichte dazu gab, will sich mit dem wohl kaum jemand impfen lassen. Der war je zugelassen für Menschen unter 65 und wurde daher für Klinikpersonal, Altenpfleger etc. wie verrückt verimpft. Bis die Leute angefangen haben, einfach zu den Terminen nicht mehr zu erscheinen aufgrund eben dieser Berichte.

Was sagten diese Berichte aus? Sie berichteten von Nebenwirkungen. Nebenwirkungen der Art, wie man sie bei jeder Impfung haben kann, nichts wildes – aber wenn man es gut genug aufbauscht, drehen halt Leute durch.

Es ist absurd, wie viel Massenhysterie da draußen inzwischen herrscht. Es gibt ja neben der neuen jetzt auch noch die Hysterie gegen den Biontech-Impfstoff (weil neue Technologie und sowas hat es in Deutschland bekanntlich immer extrem schwer), es gibt ohnehin diese ganze Impfgegnerbewegung, die ich ja zugegebenermaßen vollständig für unzurechnungsfähig halte. Es gibt auch noch die Oberidioten um Hirsehitler & Co, auch wenn man von denen grade nicht mehr soviel hört. Und die Querdenker sind auch noch da, haben sich aber inzwischen darauf verlegt, Demos mit Autos zu veranstalten.

Mittlerweile wird es immer offenbarer, dass die Pandemie als solche mit all ihren Folgen für die Gesundheit der Betroffenen und Hinterbliebene von Verstorbenen sowie für das Gesundheitssystem insgesamt lediglich ein Aspekt der ganzen Sache geworden ist.

Die immensen wirtschaftlichen Folgen, die sich die meisten von uns immer noch nicht so ganz klargemacht haben (und die auch noch lange nicht sichtbar geworden sind), sind der zweite Aspekt.

Diesen zweiten Aspekt habe ich persönlich aber ja seit März letzten Jahres stets im Hinterkopf gehabt und der erste ist ohnehin der völlig offensichtliche.

Was aber diese beiden Umstände an Hysterien ausgelöst haben und fortgesetzt auslösen, war für mich nicht so direkt absehbar.

Das sich so Grüppchen wie die Querdenker bilden, das schon. Das es die ganz Gestörten gibt, die es ins Extrem treiben wollen, ebenfalls. So etwas haben epochale Ereignisse immer mit sich gebracht und es wäre eher überraschend gewesen, wenn die Bekloppten dieser Welt dieses Mal durch rationales Handeln aufgefallen wären.

Aber diese ja zumindest augenblicklich massenhafte Ablehnung eines speziellen Impfstoffs, der noch vor Tagen als der selbst unter Impfskeptikern harmlosere galt, zeigt, mit was für krassen Fliehkräften wir es zu tun haben und wie die Idiotie aufgrund einiger weniger Schlagzeilen auf relativ breite Bevölkerungsteile übergreift.

Und das überrascht mich dann doch etwas und lässt mich etwas besorgt und ratlos zurück.

Sicherheitshalber habe ich zwischenzeitlich wieder mit dem Bierbrauen losgelegt. Wenn schon alle bekloppt werden, ist es wichtig, sich hin und wieder sinnstiftend zu beschäftigen.

Und warum dann nicht mit dem ältesten Handwerk der Menschheitsgeschichte?