Freitag saß ich mit ner Handvoll Bierfreunde an der Elbe am Strand. Es war nicht der erste dafür geeignete Tag in diesem Jahr aber der erste, an dem man das legal machen konnte, denn seit vergangenem Montag ist es endlich wieder erlaubt, mit mehr als einer Person zur Zeit (nämlich mit bis zu 10 Personen) Zeit zu verbringen. Und das haben wir bei dem wirklich geilen Wetter, das wir Freitag hatten, gern genutzt. Es wurde ein ziemlich langer Abend, bei dem wir diverse Bierspezialitäten genossen haben.
Währenddessen sind die Coronafälle im Landkreis wieder bei 6 angekommen. Das ist jedenfalls der Stand von Freitag. Mittwoch und Donnerstag standen wir sogar schon bei 5, was der bisher tiefste Stand gewesen ist. Mal sehen, wie die Zahlen Montag aussehen. Offenbar aktualisiert der Kreis die Zahlen inzwischen am Wochenende nicht mehr. Kann ich auch verstehen, die Situation ist offensichtlich weit genug von akut entfernt, als dass man für dieses Zahlenwerk irgendwen am Wochenende arbeiten schicken müsste.
Aber wie man jetzt an der Kurve der jeweils noch aktiven Fälle sieht, haben wir wohl jetzt diese Pendelbewegung um die 10 Fälle herum. Mal so aus der Hüfte geschossen würde ich sagen, dass das für einen Landkreis, durch den diverse vielbefahrene Autobahnen gehen, wo massenhaft Pendler nach Hamburg fahren, wo es ein großes Amazon-Lager gibt, zu dem viele Leute auch aus Hamburg pendeln, in dem generell sehr viel Logistik ist, also Fahrer von sonstwo her aufschlagen und eventuell noch mal ne Infetion mitbringen, also unter all diesen Aspekten würde ich sagen, dass das eine Vertretbare Zahl ist und solange sie darum pendelt, ist das Problem ja auch offensichtlich irgendwie im Griff.
Auch bundesweit ist es irgendwie im Griff. Es gibt zwar zur Zeit immer noch täglich 573 Neuinfektionen im 7-Tage-Durchschnitt. Aber davon kommen 305 aus Nordrhein-Westfalen und dort zum größten Teil aus den bekannten Problemzonen im Umfeld dieser Fleischfabrik. Denkt man sich diesen Sondereffekt weg, sieht es sogar in NRW vertretbar aus.
„Flatten the Curve“, der Slogan aus den Anfangstagen dieser ganzen Geschichte, ist jedenfalls erreicht worden. Es wird immer Infektionen geben, das ist klar. Aber wir haben jetzt offene Schulen, Kitas, man darf sogar privat wieder Leute treffen. Und auch Urlaub wird offenbar massenweise gemacht. Ja, Normalität ist immer noch was Anderes aber zumindest ist eine ganze Menge möglich und trotzdem explodieren abgesehen von wenigen Ausreißern nirgendwo die Infektionen.
Verschiedene Dinge gehen aber nach wie vor nicht. In der vergangenen Woche fand noch einmal wieder eine Beerdigung in meinem weiteren Bekanntenkreis statt, bei der auch wieder nur wenige Trauernde anwesend sein durften. Ich glaube, es war ein Enkel des Verstorbenen, der das Ganze kurzerhand über Youtube live gestreamt hat, was ich eigentlich ganz gut fand, aber ohne Corona vielleicht ein völliges No-Go geblieben wäre.
Eine andere coronabedingte Erfahrung ist mir knapp noch mal erspart geblieben, denn fast hätte ich Donnerstag einen Besuch in einem Krankenhaus gemacht. Das funktioniert nach wie vor mit namentlicher Anmeldung, Maskenpflicht und so weiter. Nervig aber verständlich. Wie gesagt: Normalität ist was Anderes. Aber man kommt einigermaßen damit klar, finde ich.
Ebenfalls „erspart“ geblieben ist mir eine Fischmarkttour, die die Feuerwehr eigentlich heute vorgehabt hätte. Überhaupt versorgt mich mein Kalender weiterhin ständig mit der traurigen Information, was normalerweise heute wieder los gewesen wäre aber nicht ist.
Für mich steht außer Frage, dass die Freiheiten, die jetzt neu gewonnen werden konnten, auf jeden Fall so oft es geht genutzt werden. Sprich: Sofern das Wetter stimmt, wird sich mit ein paar Leuten irgendwo im Garten getroffen und genutzt, dass man das endlich wieder darf. Denn wer weiß, ob das nicht aus irgendwelchen Gründen plötzlich wieder verboten wird?