Corona-Tagebuch: Der erste Restaurantbesuch seit einem halben Jahr

Gestern war ich das erste Mal seit März wieder in einem Restaurant. Ich war nicht essen, sondern habe nur etwas getrunken und das eigentlich auch nur wegen einer Jahresmitgliederversammlung, die normalerweise auch schon im April hätte stattfinden sollen und die aus bekannten Gründen eben jetzt erst abgehalten wurde.

Es war, um es mit einem Wort zu beschreiben: befremdlich. Man muss vor der Tür den Mundschutz anlegen (unklar, ob man es bereits vor Betreten des zur Außenterrasse umfunktionierten Bürgersteiges hätte tun müssen aber das fiel mir erst später ein), geht dann rein, geht 3 Meter zu seinem Platz und nimmt die Maske wieder ab. Der Rest verläuft eigentlich wie immer. Es sei denn, man muss die Toilette aufsuchen, denn dann gilt wieder Maskenpflicht, ebenso beim Bezahlen und beim Verlassen des Lokals.

Ob das medizinisch in irgendeiner Art und Weise Sinn macht, erschließt sich mir absolut nicht. Ist mir auch einfach egal im Moment. Aber es wirkt durchaus albern, so alles in allem. Zumal wenn das Lokal auch nicht riesengroß ist und die Leute eigentlich sowieso fast alle draußen sitzen (nur wir mit unserer Versammlung nicht – wäre das keine Versammlung gewesen, sondern ein normales Treffen ohne Formalitäten, hätten wir das wohl auch draußen gemacht).

Neben der bei solchen Versammlungen üblichen Anwesenheitsliste durfte ich als Schriftführer dann nun auch noch die Anwesenheitsliste für das Restaurant aufnehmen. Die fand ähnlich rotzig, wie ich das selber gerne handhabe, auf einem blanken Stück Papier statt. Aufnahme via einzelner Formulare oder gar elektronisch kennt man hier auf dem Dorf wohl eher nicht. Solange man das tischweise regelt, macht das datenschutztechnisch an sich aber ja auch nichts.

Bei Arztbesuchen läuft es momentan noch etwas strenger ab. Da hat man die Maske vom Eingang bis zum Ausgang durchgängig auf (es sei denn, es ist ein Zahnarzt oder so, klar), trägt sich am Eingang auf ein abwischbares, laminiertes Formular ein, dass dann vermutlich gescannt und gereinigt wird und der Stift kommt in den Behälter mit kontaminierten Stiften, um desinfiziert zu werden. Man selber muss sich natürlich acuh die Hände desinfizieren, bevor man mit der Schreibarbeit loslegt. Etwaige Begleitpersonen werden bei der Gelegenheit auch direkt nach draußen auf den Flur verbannt.

Etwas lockerer scheinen die Regeln beim Einkaufen geworden zu sein. Das jeder einen Wagen braucht, scheint inzwischen nicht mehr so zu sein. Keine Ahnung, seit wann, da habe ich nie drauf geachtet aber jedenfalls sieht man ständig mehrere Leute mit einem Wagen durch die Gegend schieben. Früher bin ich gerne ganz ohne Wagen rein und habe entweder meine eigene Tasche oder so einen Korb genutzt, wenn ich nicht grade mehrere Kisten Bier oder so kaufen wollte. Das traue ich mich noch nicht wieder, ehrlich gesagt. Und da ich mir im Zuge dieser Pandemie einen Schlüsselanhänger besorgt habe, der für mich diese sowieso lächerliche Einkaufswagenchipproblematik gelöst hat, ist mal eben nen Wagen holen für mich auch etwas einfacher geworden. Solange ich meinen Haustürschlüssel dabei habe, komme ich einfach immer an einen Wagen und muss auf keine Notlösungen mehr zurückgreifen.

Soweit mal ein paar zufällige Geschichten aus dem Pandemiealltag im August 2020. Es macht nach wie vor keine Freude aber man arrangiert sich irgendwie. Es nützt ja doch nix. Klar bleibt für mich allerdings: Wenn irgendwie vermeidbar, werde ich auch künftig Besuche in Lokalen vermeiden. Es nervt einfach und fühlt sich einfach durch und durch bescheuert an. Ich akzeptiere, dass es ist, wie es ist. Aber ich werde das garantiert nicht als Normalfall betrachten. Blöd für Restaurants, weiß ich auch. Aber so ist es dann eben.

Getestet wird weiterhin wie bekloppt. In Woche 33 (das ist die vergangene Woche) waren wir bei 875.000 und das ist einfach extrem viel mehr als jemals. An der Positivrate erkennt man aber auch, dass die sich nicht großartig bewegt hat in den letzten drei Wochen. Wenn auch mit leichter Tendenz nach unten. Die wiederum konnte ich ja aktuell für meinen Landkreis auch feststellen, auch wenn wie immer fraglich ist, ob das nur ein kurzer Ruck oder eine echte Tendenz ist.

Warum so viel getestet wird, ist eigentlich auch klar: Man hat Angst, dass es wirklich eine zweite Welle wird. Das RKI meldet so viele tägliche Neuinfektionen wie seit April nicht mehr und das ist schon alarmierend – auch wenn der Vergleich hinkt, denn im April wurde weniger als halb soviel getestet und gleichzeitig lag die Positivrate eben nicht bei unter 1%, sondern bei 4-9%.

Aber eine klare Beschleunigung der Infektionen ist jedenfalls zu beobachten. Und während jetzt eine ganze Weile die „Genesenen“-Entwicklung fast paralell zu Infektionen lief, steigt letztere Kurve seit einer Weile schneller an als die der Genesung.

Und auch das deckt sich mit der Entwicklung hier im Landkreis und meinen eigenen mitgeschriebenen Kurven.

Allerdings ist die Kurve eben immer noch recht moderat ansteigend. Sie explodiert nicht – und das, obwohl die Zahl der Tests in den letzten drei Wochen um 300.000(!) erhöht wurde. Und das kann man dann doch als gute Nachricht verbuchen. Die Situation ist nicht mit der Situation Ende März vergleichbar und somit ist es immer noch nicht seriös, von einer zweiten Welle zu sprechen.

Und wie auch in den letzten Wochen sieht es eigentlich danach aus, dass das einzig und allein der Urlaubseffekt ist, der sich auswirkt. Ob das so ist, wird sich zeigen.

Wie gehe ich mit der Situation um? Mit Abwarten & Bier trinken, wie üblich.

Abwarten und Bier trinken. Am besten mit: FILTERS BIER™

Und da ich zwar am letzten Wochenende Einiges an Bier unter die Leute bringen konnte, aber immer noch ziemlich viel rumstehen habe, habe ich mir für das Wochenende mal ein paar Leute eingeladen, um mir beim Austrinken zu helfen. Mal sehen, ob da was weggeht.

Zudem habe ich gestern auch noch mal wieder 10 Liter abgefüllt. Es nimmt kein Ende. Aber alternative Freizeitaktivitäten sind ja nunmal auch eher spärlich gesät.