Corona-Tagebuch: Das zweithärteste Weihnachten seit Kriegsende oder so

Man sollte niemals nie sagen, aber diese Binse gilt in einer Pandemie ja sogar noch viel krasser. Und man hätte meinen wollen, dass diese Lektion irgendwann mal gelernt worden wäre in den Chefetagen der Republik.

Jetzt kommt der zweite Lockdown, obwohl sowohl nach dem ersten als auch nach dem zweiten und vor allem der Impfkampagne ein solcher ausgeschlossen wurde.

Ironischerweise während sinkender Zahlen. Aber Omikron.

Okay, es wird gemeinhin als „Lockdown-Light“ geframed, was da kommt. Meinen Frust kann man vielleicht daran erkennen, wie schnurz mir die konkreten Regelungen inzwischen geworden sind. Gemerkt habe ich mir: Bis zu 10 Geimpfte dürfen sich treffen. Okay. Ungeimpfte haben übrigens wieder „Lockdown-hard“, wie im letzten Jahr und dürfen 1 Person treffen. Was mir egal ist, weil ich sowieso keine näheren Kontakte mit Ungeimpften habe und da die sich das so ausgesucht haben, finde ich dort diese Beschränkungen auch nicht weiter erwähnenswert.

Dass Lockdowns für Geimpfte ausgeschlossen worden sind und jetzt dann doch relativ weitgehende Beschränkungen kommen, ist allerdings irgendwo ein Dealbreaker und als solcher auch nicht der erste in dieser Pandemie. Ja, man kann sowas machen. Man zeigt damit, dass man sich halt geirrt hat. Kann ja passieren.

Nur passiert das mittlerweile ständig und oft ist das Problem, dass man sich irgendwann mal bei absoluten Aussagen etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt hat, seitens irgendeiner Regierung.

Weitere aktuelle Ärgernisse: Die Impfsituation ist kaum besser geworden. Noch immer ist man beim Finden eines Impftermins auf gute inoffizielle Informationen angewiesen, weil die regulären Impfzentren nach wie vor erst nach persönlichem Erscheinen sowas ähnliches wie einen Termin vergeben und man bei Ärzten Glück haben muss, einen Termin zu erwischen.

Dessen ungeachtet empfiehlt die STIKO seit gestern überraschenderweise, dass man sich lieber nach 3 Monaten Boostern lassen sollte. Bis dato hört man übrigens immer noch von genügend Fällen, wo Leute ungeboosterterweise an Impfzentren abgewiesen werden, weil sie „erst“ seit 4 oder 5 Monate ihre letzte Impfung hatten.

Ganz neu ist, dass Leute aus allen Wolken fallen, weil man offenbar ohne FFP2-Maske in manche Läden nicht mehr reingelassen wird. Im Januar habe ich mich in dieser kleinen Artikelreihe noch darüber mokiert, dass ich praktisch Einkaufsverbot habe, weil die Regierung lässig 2 Tage Zeit eingeräumt hat, um sich mit FFP2-Masken zu versorgen, denn ab da waren die Pflicht. Entweder, diese Pflicht wurde irgendwann aufgehoben, was ich in meinem Pragmatismus (wozu sollte ich jetzt noch irgendwas anderes aufsetzen oder auch nur rumliegen haben wollen als FFP2?) entweder nicht mitbekommen oder einfach ignoriert hatte. Andere nicht, die dachten sich cool, schmeiße ich FFP2 wieder weg und nehme die anderen – und laufen jetzt eben in dieses Problem.

Nur um das klarzustellen: Da hält sich mein Mitleid durchaus arg in Grenzen. Aber es zeigt, wie verwirrend die ständigen Regeländerungen eben sind und sich auswirken.

Die Republik streitet derweil, ob es toll ist, einen „Lockdown-light“ nach Weihnachten zu machen. Ob einer vorher nicht besser wäre. Ich denke mir so: Ey, Keule, es ist der 22.12., Leute haben seit Wochen für die Runde an Weihnachten teuer eingekauft, weil da eine gewisse Knappheit an beispielsweise hochwertigem Fleisch prophezeit war und ihr glaubt, wenn ihr 1-2 Tage vorher noch mal irgendeine Regel ändert, wo die Leute auch so schon nicht mehr mitkommen, schert sich da irgendwer drum?

Wie auch immer: Das Jahr endet nur unwesentlich schöner, als es begonnen hat. Okay, man darf in kleinerer Runde ein wenig feiern. Ich bin nicht sicher, ob mich interessiert hätte, hätte man es nicht gedurft. Aber davon abgesehen macht sich doch längst wieder dieses Gefühl breit, dass dieser Winter auch wieder lang und eher einsam werden wird.

Vielleicht wäre er genauso lang und einsam geworden, hätten wir beizeiten (also spätestens im August) mit dem aktuellen Tempo geboostert. Aber das hätte dann zumindest viele Leben gerettet. Während man jetzt wieder diffus das Gefühl hat, die ganze Last dieser Pandemie tragen zu müssen, während die Regierungen sich einen Fehler nach dem anderen leisten und sehr, sehr große Fehler, wie das fehlende Terminbuchungstool für Impfungen, einfach auch nach Monaten nicht korrigieren mögen.

Diese lächerliche Kombination aus Durchhalteparolen, Staatsversagen, ständigen Regeländerungen und immer neuen Einschränkungen, nachdem man diese so deutlich ausgeschlossen hatte, ist zermürbender, als alles andere an dieser beknackten Pandemie und nervt allmählich noch härter, als die ganzen Covidioten zusammen.

Die gehen übrigens jetzt zu tausenden auf die Straße, weil sie keine Impfpflicht wollen. Weiß ich jetzt auch nicht, ob das sich-versammeln in vieltausendfacher Anzahl pandemietechnisch so gut ist, dass man das mit dieser ganzen Impfpflicht-Diskussion überhaupt provozieren musste.

Mir ist übrigens egal, ob es eine Impfpflicht gibt. Mir persönlich sowieso, weil ich nicht bescheuert bin und mir meine Impfungen halt hole. Dass eine Einführung einer Impfpflicht diese Pandemie beendet glaube ich hingegen nicht im Geringsten, dass sie irgendeinen Hohlkopf überzeugt, dass er sich impfen lassen sollte, auch nicht.

Gefühlt hat das Ganze eher Nachteile, so insgesamt gesehen. Müsste ich es entscheiden, wäre ich vermutlich dagegen, solange mir keiner vernünftig vorrechnet, dass ein solcher relativ harter Einschnitt in die individuelle Freiheit sich vorteilhaft auswirkt. Mir scheint, dass Impfpflicht-Anhänger eine Impfpflicht mit Impfungen verwechseln. Die denken, dass eine Impfpflicht bedeutet, dass Leute dieser Pflicht dann einfach so nachkommen. Ich glaube, dass das eine sehr naive Sichtweise ist und es so einfach keinesfalls laufen wird.

Aber wie gesagt: Im Prinzip ist es mir egal und mir fehlt ohnehin der Zugriff auf die Daten, die nötig wären, um sinnvoll beurteilen zu können, ob die Vorteile den Nachteilen überwiegen würden.

Mich irritiert allerdings nach wie vor, dass wild von Impfpflichten geredet wird, statt erstmal alles zu tun, um ein adäquates Impfangebot zu schaffen. Das passt absolut nicht zusammen, egal, wie man zu einer Impfpflicht stehen mag.