Corona-Tagebuch: Cheesburger und Sombreropflicht

Hat, Striped, Colombia, Sombrero

Man kann über amerikanische Fastfood-Ketten ja denken, was man will aber eines haben sie drauf: Sich auch noch in den Dümmsten hineinzuversetzen und sein Handeln so zu lenken, dass es korrekt ist.

Normalerweise führt dass dazu, dass die Kundschaft dazu gebracht wird, noch etwas mehr Kohle auszugeben. In Coronazeiten stellen sich natürlich noch ganz andere Herausforderungen.

Ich war gestern mal bei McDonalds. Jeder Dödel weiß eigentlich, dass da aktuell nur der Drive-In-Schalter in Betrieb ist. Trotzdem wurde der Haupteingang kreuz und quer mit Baustellen-Flatterband verziehrt, so dass diese Tür wirklich jedem zu verstehen gibt, dass es hier nicht rein geht.

Beeindruckender fand ich aber noch, dass auch der Parkplatz komplett mit Flatterband abgesperrt war. Denn es gibt ja diese 50-Meter-Regel und der Parkplatz befindet sich vermutlich deutlich innerhalb dieses Umkreises. Auf dämliche Schlagzeilen, in denen hungrige Teenager auf McDonalds-Parkplätzen zu hohen Bußgeldern verknackt werden, legt man verständlicherweise eher keinen Wert – also sperrt man alles weiträumig ab, so dass man gar nicht erst auf die Idee kommt, als nach der Passage durch den ansonsten wie üblich funktionierenden Drive-In umgehend das Weite zu suchen.

Und so bewahrt man eben auch noch den dümmsten Kunden vor albernen Bußgeldern. Zugegebenermaßen hatte ich grade von McDonalds auch nichts Anderes erwartet. Einerseits. Andererseits ist es für mich immer noch eine ungeklärte Frage, ob man denn nicht im Auto sitzend mit geschlossenen Scheiben seinen bescheuerten Cheeseburger auch innerhalb dieser 50-Meter-Bannmeile hätte genießen dürfen, weil man jawohl in dem Moment nach menschlichem Ermessen wirklich für niemanden eine Infektionsquelle darstellen dürfte.

Eine weitere gute Idee zur Verhinderung von Infektionen kam mir heute morgen – nach nur zwei Bier beim allerersten Telebier-Frühschoppen.

Während man sich als Normalbürger wundert über diverse neue Regelungen, beziehungsweise Lockerungen, die Fragen über gewisse Prioritäten aufwerfen (man diskutiert im Ernst, ob nicht langsam mal die bescheuerte Bundesliga wieder losgehen sollte), man sich gleichzeitig aber natürlich auch fragt, wie sich wohl die bisherigen Lockerungen in Verbindung mit epic fails wie der Maskenpflicht so auswirken würden, sind jedenfalls die Zahlen der aktiv Infizierten in meinem Landkreis ohne weiteren Todesfall ein gutes Stück runtergegangen.

In meinem Landkreis haben wir damit nun so wenig Infizierte wie seit dem 31. März nicht mehr.

In Zahlen haben wir seit gestern 0 neue Infektionen, 0 neue Tote – und 19 weitere Genesene. Nachgewiesen infiziert sind nun noch 172.

Auch bundesweit sieht es eigentlich nach einer sehr guten Entwicklung aus. Aber: das ist natürlich alles immer noch der Stand von vor Einführung der Maskenpflicht, seit der die Leute nirgends mehr Abstand halten. Es ist der Stand, bevor überall wieder Schulen aufgingen. Und Friseure und alle möglichen anderen Dinge.

Und wenn man sich die Zahlen in diversen Nachbarländern ansieht, wird deutlich, dass Normalität noch immer ein gutes Stück entfernt bleiben wird, selbst wenn es in Deutschland überall so gut weitergeht, wie es aussieht.

In Schweden gibt es aktuell im Verhältnis zur Bevölkerung doppelt so viele Infizierte wie in Niedersachsen. Es gab dort bereits jetzt erheblich mehr Tote als zum Beispiel in Bayern, in dem aber 13 Millionen Menschen leben, während es in Schweden knapp 10 Millionen sind.

In Großbritannien gibt es über 180.000 Infizierte – bei 65 Millionen Einwohnern. Deutschland mit seinen gut 80 Millionen hatte 165.000. Großbritannien hat gleichzeitig auch bereits mehr als vier mal mehr Tote zu beklagen, als Deutschland.

Ich wage mal die Prognose, dass wir von Normalität – im Sinne von alles wieder wie vorher, inklusive Großveranstaltung und offener Grenzen – eher Jahre als Monate entfernt sind. Und zwar unabhängig davon, ob Deutschland jetzt dann eine zweite Welle mit zweitem Lockdown erlebt oder nicht.