Ich habe in meinem selbstgebastelten Diagramm für aktive Fälle im Landkreis eine Linie hinzugefügt, die den Mittelwert der letzten 7 Tage zusammenfasst. Auf diese Weise kann man die langfristigere Entwicklung besser erkennen. Und die zeigt inzwischen deutlich in eine gute Richtung.
Spannend wird es in 2-3 Wochen, wenn wir sehen, wie sich die Lockerungen ausgewirkt haben werden. Und dann kann man auch halbwegs einschätzen, ob das jetzt eine gute oder schlechte Idee war, rein infektionstechnisch.
Aber selbst, wenn es sich als miese Idee herausstellen sollte, bliebe die Frage: Wie sonst soll es denn laufen? Jeder Blödi sieht, dass man nicht auf Dauer so weiter machen kann. Finanziell nicht, aber eben auch verfassungstechnisch nicht. Die wirklich massiven Einschränkungen (und davon gelten nach wie vor genug) müssen in unserem Staat glücklicherweise verflucht gut begründet werden – und das wird eben zunehmend schwieriger. Von den 214 Infizierten Mitte April sind wir Stand heute bei 154 Infizierten angekommen. Ein Rückgang um ein gutes Viertel also – bei weiterhin gutem Trend.
Rückblickend denke ich, dass man Mitte April, als die Infiziertenzahlen zurückzugehen begannen, damit hätte beginnen sollen, Lockerungen zu veranlassen – aber sehr viel feiner dosiert, als das jetzt passiert. Jetzt wird gefühlt alles gleichzeitig wieder aufgemacht. Was davon eine Scheißidee ist, wird sich kaum feststellen lassen. Warum hat man nicht einfach in der ersten Aprilhälfte, als die Zahlen stagnierten und sogar schon etwas zurückgingen, von mir aus die Spielplätze einfach mal aufgemacht und die Woche drauf mal geguckt, wie sich das entwickelt? Und danach vielleicht Friseure, dann Restaurants und so weiter.
Jetzt vergehen vielleicht 4-5 Tage, bevor man beschließt, dass irgendwas öffnen soll. Jeder weiß, dass das zu kurz ist, um die Auswirkungen zu sehen. Ja, die Konsequenzen werden genau so zeitversetzt eintrudeln – aber dann haben wir halt auch schon wieder 10-14 Tage irgendwas Dummes gemacht.
Entsprechend groß sind die Zweifel an dieser „Strategie“ natürlich. Und die addieren sich zu den ganzen anderen kleinen und sehr großen Zweifeln.
Aber eigentlich ist ja sowieso das wesentliche Problem, das keiner so wirklich irgendwas weiß und alle, von der Wissenschaft über die Politik bis hin zu jedem Bürger im Wesentlichen beobachten und Schlüsse ziehen.
Die unterscheiden sich entsprechend teilweise massiv und das wird gefühlt auch wirklich immer schlimmer.
Ich bin schon gespannt, wie die AFD diese ganzen Bekloppten integrieren wird. Bisher verhielt sie sich verblüffend besonnen – mit wenigen Ausnahmen. Aber bisher war diesen Leuten ja nie etwas zu blöde, um es nicht irgendwie für sich auszuschlachten und insofern ist es nur eine Frage der Zeit, bis die AFD komplett auf den Bill-Gates- will-uns-alle-umbringen-Schwachsinn aufspringt.
Zumal nächstes Jahr ja Wahlen geplant sind (noch).