Corona-Tagebuch: 2 Kommunikationsfails

Die Krisenkommunikation von Bund und Ländern ist ja mal wieder völlig daneben. Erfolg ist, dass die Leute komplett verwirrt sind, weil:

1. irgendeine „Leopoldina“, von der man bis dato nie was gehört hat, irgendwelche Regeln verkündet, die demnächst bundesweit gelten sollen,

2. die Bundesregierung einen Tag, bevor über diese Vorschläge überhaupt von den zuständigen Entscheidern beraten wird so tut, als wäre dass das, was nun gilt,

3. die Besprechung bis irgendwann abends dauert, dann wieder vom Bund ein Ergebnis verkündet wird, das von 1. und 2. natürlich abweichen kann,

4. die Länder am Ende selbstverständlich wie unsere Verfassung es vorsieht, die Entscheidungen fällen, die zwar 1.-3. zur Grundlage haben aber natürlich im Detail davon abweichen.

5. setzen dann noch die Landkreise hier und da einen drauf und erteilen Betretungsverbote für diesen oder jenen Ort, so dass man also auch hier immer mal wieder gucken muss, was eigentlich aktuell noch legal ist.

Es geht mir ja schon aus ordnungspolitischen Gründen auf den Sack, dass der Bund die ganze Zeit um Aufmerksamkeit buhlt, obwohl er für viele Fragen einfach nichts zur Sache tut. Und eigentlich auch mit seinen eigentlichen Aufgaben, zum Beispiel zu gucken, dass wir irgendwann nach Corona noch ein paar Arbeitsplätze übrig haben und so, ausgelastet sein sollte.

Aber wenn man zusätzlich zu dem ganzen Koller, den die Leute grade erleben, zusätzlich zu den wirklich heftigen Einschränkungen, inklusive der faktischen Abschaffung und nachhaltigen Gefährdung vieler Arbeitsplätze, sowie dem kompletten Stilllegen unser aller Privatleben nun auch noch derart fahrlässig bei nicht ganz unwichtigen Fragen eine solche Verwirrung stiftet, darf man sich nicht wundern, wenn die Leute da irgendwann keinen Bock mehr drauf haben.

Wie es aussieht, werden wir diesen Spaß noch Monate, vielleicht Jahre erleben. Wie wäre es, wenn man das Frustpotenzial nicht schon jetzt, ganz am Anfang bis zum Getno ausreizen würde?

Weitere Meldungen: Ich habe beschlossen, nach Jahrzehnten(!) mal wieder unsere Stadtbücherei auszuprobieren. Weil das grade gratis geht, wenn auch nur digital. Aber ehrlich gesagt interessieren mich die Angebote auf Papier sowieso nicht.

Alles sehr verwirrend. Es gibt haufenweise Kategorien von Medien, die so ihrer eigenen Logik folgen. Das Problem ist, dass es anscheinend mehrere parallel laufende Kataloge gibt. Ich hatte so eine Art Amazon erwartet, in dem ich erstmal alles finden kann, wo dann aber steht, was grade nicht verfügbar ist, weil ich dazu in die Bücherei selbst müsste, was nunmal illegal wäre und deswegen nicht geht und ansonsten halt digital geklickt werden kann, was halt digital les- oder hörbar ist.

Stattdessen entfaltet sich nach und nach folgende Usability-Hölle: Man geht auf die offizielle Website der Stadtbücherei, die sich als Jimdo-Page entpuppt. Was interessant aber ja erstmal nicht schlimm ist. von dort klickt man sich entweder zu externen Angeboten wie Munzinger, TigerBooks, Duden oder auch zu „NBib24“ was anscheinend irgendeine landesweite Geschichte ist. Oder in den Onlinekatalog.

Aber alles davon sind nur Weiterleitungen auf irgendwelche anderen Seiten. Der Onlinekatalog findet auf bibkataloge.de statt, TigerBooks ist irgendwas für Kinder, Duden und Munzinger sind Angebote der genannten Firmen. Zu allem Überfluss bringen einen Klicks im Onlinekatalog ohnehin zu NBib24. Dort kann man dann alles Mögliche ausleihen. Aber zum Angucken braucht man irgendeine Spezialsoftware von Adobe, im Browser läuft das nicht. Vor dem Ausleihen muss man zwei Kontrollkästchen abhaken und zig mal klicken.

Für das Ausleihsystem gibt es auch noch eine Android-App. Die ist sicherheitshalber nirgendwo verlinkt. Vermutlich kann auch die nur die Ausleihe organisieren aber das Medium nicht wiedergeben, so dass ich mir selbst diese weitere Enttäuschung erstmal ersparen möchte.

Ich habe die Bücherei zuletzt als Schüler benutzt und fand das ganze Procedere schon damals so viel nerviger, als einfach ein Buch zu kaufen und zu lesen. Ich muss jetzt feststellen, dass die Digitalisierung das alles noch komplizierter gemacht hat. Muss man auch erstmal hinkriegen.

Das Ärgerliche ist, dass die für alles davon wahrscheinlich auch noch gut Geld an die jeweiligen Firmen oder Betreiber zahlen.

Ich habe fürs erste die Lust verloren, mir was auszuleihen. Okay, ich habe anscheinend irgendwas ausgeliehen aber mit der runtergeladenen Datei kann ich auf meinem Chromebook nichts anfangen. Keine Ahnung, ob ich da irgendwann noch mal mehr Lust zu habe, mich damit zu beschäftigen. Aber es tut schon irgendwie weh, sowas zu sehen.