Nachdem ich die meiste Zeit meines Computerlebens gar nicht auf die Idee gekommen wäre, dass ich mit MacOS arbeiten wollen könnte, einfach, weil ich dazu keinerlei Notwendigkeit gesehen habe, zeichnete sich die letzten Jahre bereits ab, dass die Dinger zunehmend interessanter für mich wurden. Warum? Na, ganz einfach: AppleSilicon ist das Stichwort.
Natürlich sprachen auch davor eine Reihe von Gründen für Apples Computer. Zum Beispiel, dass sie, im Gegensatz zur ordinären Windows-Kiste hübsch aussehen, auch von außen, dass aber auch im System selbst Wert drauf gelegt wird, optisch ansprechend zu sein und auch, dass es von der Nutzung her intuitiv sei.
Letzteres war mehr eine Behauptung, als dass ich das für mich jemals als Vorteil gesehen hätte. Meine wenigen Feldversuche in dieser Richtung sagten eigentlich das Gegenteil, denn wenn man das System nicht kennt, ist da erstmal überhaupt nichts intuitiv, sondern man muss sich hart umgewöhnen, was etliche lang erlernte Fertigkeiten betrifft. Und was die Optik des Systems betrifft, war das für mich ehrlicherweise immer zweitrangig und eher nice-to-have – allerdings muss man sagen, dass die Windows-Welt über die Jahre eben auch etwas ansehnlicher geworden ist, sodass das für mich wirklich keine akute Baustelle gewesen ist. Das Äußere der Gerätschaften interessierte mich sogar noch weniger, auch damit haben sie mich nie gekriegt.
Die Preise waren dafür durchweg erheblich höher als das, was ich für die Sorte Rechner ausgegben habe, die für mich absolut ausreichend waren. Das Thema Softwarekompatibilität war gleichzeitig eines, dass mich immer gestört hat. Wenn meine Sachen da nicht laufen, dann kann und will ich es halt nicht nutzen. Und wenn es dann auch noch mehr Geld kostet, dann zahle ich ja mehr und kriege weniger.
Kurz gesagt: Es war lange Jahre ein Nobrainer für mich, mir die Mac-Welt gar nicht erst näher anzugucken. Und wenn, dann aus technischem Interesse aber ohne jede Kaufabsicht.
Dieses technische Interesse sorgte natürlich dafür, dass mir die Entwicklung nicht verborgen blieb und seit die ersten Silicon-Geräte auf den Markt kamen, wuchs mein Interesse dann doch. Zu teuer fand ich die Hardware allerdings nach wie vor, eine echte Notwendigkeit bestand auch nie – von daher passte es einfach nicht.
Bis dann Ende des gerade erst vergangenen Jahres plötzlich der Mac Mini M4 vorgestellt wurde. Mein Computer war zu diesem Zeitpunkt bereits ein kleiner Mini-PC, den ich für sehr günstiges Geld geschossen und schnell liebgewonnen hatte. Theoretisch wäre ich mit dem auch noch sehr lange gut klargekommen.
Jetzt aber brachte Apple einfach so ein superkompaktes und wirklich hübsches Gerät auf den Markt, dass mal eben den krassesten Prozessor mitbrachte, den die Welt bis dahin im Consumerbereich gesehen hat (von seiner Pro-Variante mal abgesehen) – und bot das ganze zu einem an Frechheit grenzenden Preis von um die 600 Euro an.
Nach wie vor brauchte ich das Ding nicht wirklich. Also gingen ein paar Wochen ins Land, in denen ich immer wieder überlegte, ob ich das Abenteuer Mac nun wagen sollte oder nicht. Schlussendlich kam ich aber zu dem Ergebnis, dass das Preis-Leistungsverhältnis bei Apple selten, vielleicht nie so gut war und so schnell garantiert auch nicht wieder so gut werden würde, das Gerät jetzt nagelneu und frisch war und ich es mit Sicherheit bereuen würde, es vielleicht in zwei Jahren dann zu kaufen – vielleicht für nen Hunderter weniger aber dann wäre es ja auch nur noch das zweit- oder drittschnellste derartige Gerät auf dem Markt. Es half also nichts, ich musste es jetzt haben – und orderte es am Heiligen Abend, sodass es kurz nach Weihnachten da war.
Zwei Tage brauchte ich, in denen ich ganz viel las, auf Youtube schaute und ausprobierte, um mich mit dem System vertraut zu machen. Aber schon nach wenigen Stunden wusste ich: Am Ende der Lernkurve würde ich vermutlich nie wieder etwas anderes nutzen wollen, weil es diese verflucht vielen kleinen Gimmicks mitbrachte, an die ich mich garantiert schnell gewöhnen würde.
Und, weil ich auch sonst fast nichts vermisste. Selbst Spiele laufen dort. Natürlich bei weitem nicht alle aber für die übrigen gibt es Lösungen. Außerdem steht mein kleiner Mini-PC ja auch immer noch auf dem Schreibtisch und ist im „Notfall“ schnell am Start.
Das Ding ist jetzt fast eine Woche da und macht mich immer noch jedes Mal glücklich, wenn ich es einschalte. Die Zahl der kleinen Tobsuchtsanfälle, die ich bekomme, wenn ich wieder mal versuche strg+c zu nutzen, geht langsam zurück, ich erlerne die neuen Handgriffe so langsam.
Nach zwei Jahren Tuchfühlung mit dem iPad, dass ich privat nach wie vor kaum nutzen gelernt habe, auch wenn das weniger am Gerät liegt als daran, dass ich mit meinem Google-Handy viel zu zufrieden bin, als dass ich da auf andere Gerätschaften angewiesen wäre, bin ich mit diesem Schritt ein gutes Stück mehr in die Apple-Welt gerutscht. IPhone irgendwann in der Zukunft ist definitiv nicht ausgeschlossen (war es auch bisher nie) – aber der Schritt wäre ein dann doch sehr großer für mich aus vielerlei Gründen.
Das allerdings sind sowieso nicht die Kategorien, in denen ich hardwaretechnisch denke. Oberster Anspruch ist und war für mich immer, dass ich möglichst flexibel zwischen unterschiedlichen Geräten und Systemen Wechseln kann. Auch deswegen ist das Mac-OS-Experiment natürlich spannend.
Es vervollständigt auch mein OS-Portfolio. Denn (mehr oder weniger aktiv) in Gebrauch habe ich nun neben Android, Windows und ChromeOS auch noch ein Linux Mint und jetzt neben iPadOS eben auch noch MacOS. Ständig zwischen sechs verschiedenen Systemen zu wechseln, mag anstrengend klingen. Aber es hält geistig fit und ehrlich gesagt habe ich ja all diese Systeme nach und nach und in langen Jahren nutzen gelernt, sodass das alles halb so wild ist.
Es zeichnet sich allerdings ab, dass Windows und Linux mit dieser Neuanschaffung deutlich verlieren werden, was meine Nutzungszeit betrifft. Aber das macht ja nichts.
Vom magischen Moment des ersten Auspackens, dann des Anschließens (und des Bangens, ob denn meine Peripherie-Geräte, besonders Monitor und Eingabegeräte, vernünftig funktioneiren würden), bis dann zwei Minuten und einer kurzen Anmeldung später des ersten Nutzens und der folgenden Stunden des Sich-vertraut-machens war es genau die smoothe Nutzererfahrung, die ich von Apple erwartet hatte – und im Detail begeisterte mich das OS dann doch hier und da, sodass meine hohen Erwartungen insgesamt tatsächlich doch noch getoppt worden waren. Gerade heute zum Beispiel ergab meine sehr kurze Recherche zum Thema Icons ändern, wie supersimpel mal die Icons von Ordnern und Programmen individuell anpassen kann – und zwar sogar durch selbst angelegte Grafikdateien.
Kleinigkeiten – ja, klar. Aber genau solche Sachen sind es doch, die einen erst so richtig „zuhause“ fühlen lassen auf dem eigenen Rechner.
Hallo 2025 – hallo Jahr 1 in der Mac-Welt.