Neue Stadtbücherei: Musterbeispiel für die falscheste Umsetzung einer guten Idee

Meckern reicht nicht! Deswegen möchte ich in den Winsener Stadtrat – und bitte um Deine 3 Direktstimmen am 12. September. Du findest mich auf Platz 6 der Liste FDP.

Die Winsener Stadtbücherei habe ich schon immer als nicht besonders glücklich gelegen empfunden. Ich war da zugegebenermaßen zuletzt in der Schulzeit. Das hat verschiedene Gründe – aber definitiv ist einer davon die komische Lage.

Es ist ziemlich egal, was man irgendwo im näheren Umfeld des Rathauses zu tun hat, es nervt irgendwie praktisch immer. Jedes Mal fragt man sich, wo man da jetzt sinnvollerweise parken will, um, möglicherweise noch bepackt mit irgendwelchem Gedöns, dorthin zu kommen. Das gilt fürs Rathaus selbst, für den Schlossplatz, die Bühne, selbst für die FDP-Infostände, die ich die letzten 20 Jahre dort selbst veranstaltet habe. Jedes Mal nervt die Parkplatzfrage – und die ist gerade auch in den letzten Jahren eher komplizierter geworden als einfacher.

Und so ist es auch mit der Bücherei. Die hat keinen eigenen Parkplatz und in der näheren Umgebung gibt es auch so gut wie keine. Im Endeffekt parke ich dann im Zweifel am Kreishaus. Was bedeutet, dass ich zu Uhrzeiten, zu denen der Parkplatz dort meist voll ist, vorzugsweise gar nicht erst in die Stadt fahre und natürlich muss man einplanen, dass man ein paar Minuten zu latschen hat.

Ein wenig durch den Schlosspark spazieren ist natürlich durchaus nett. Am nicht besonders hübschen Kreishaus vorbei zwar weniger – aber egal, etwas Bewegung schadet nicht und macht mir auch nichts aus. Man muss allerdings zusätzliche Zeit dafür immer irgendwie einplanen. Dementsprechend nagt es an der eigenen Flexibilität und damit zwangsläufig an der Attraktivität auch der Bücherei. Wenn man vielleicht doch mal ein paar Bücher mehr abholen oder zurückbringen möchte, wirds irgendwann auch Schlepperei. Überhaupt, dass man für das Zurückbringen dann auch nicht einfach kurz vorfahren, die Bücher in nen Kasten werfen und wieder abdampfen kann, mag jetzt nicht das größte Hindernis der Welt sein – trägt aber sicher nicht zur Attraktivität des Standorts und der Bücherei bei. All diese Dinge hätte man bei einem Neubau wunderbar berücksichtigen und ausbessern können.

Schon als Schüler habe ich die Wahl des Ortes nicht so richtig verstanden habe. Wobei das nicht so ganz stimmt. Ich habe schon verstanden, dass der Marstall ein wunderbares und definitiv stadtbildprägendes Gebäude ist und fand es richtig gut, dass man dieses irgendwie sinnvoll nutzt. Und warum dann nicht als Bücherei? Das ist schon okay, wenn man nun grade nichts anderes hat, das dort untergebracht werden könnte. Damit habe ich mir die letzten Jahrzehnte erklärt, warum die Bücherei ausgerechnet dort, weit weg von jeder Schule und weit weg von jedem Parkplatz, angesiedelt worden ist. Denn das man das Ding selbst aus Sicht der eigentlichen Kernzielgruppe so richtig weit weg vom Schuss hinsetzt, wiegt ja eigentlich noch viel schwerer, als die nicht existenten Parkmöglichkeiten.

Man hat sich also seinerzeit den am weitesten von allen Schulen gelegenen Standort ausgesucht, der gleichzeitig aber auch noch möglichst weit von allen vernünftigen Parkmöglichkeiten entfernt ist. Okay und vertretbar, wenn das der Preis ist, dem historischen Marstall einen Sinn zu geben.

Als es aber hieß, dass die Bücherei einen neuen Ort bekommen würde, habe ich doch sehr darüber gefreut! Ich dachte: super, dann kommt die jetzt endlich an einen sinnvollen Ort! Vielleicht hole ich mir dann doch mal einen Ausweis und gucke, was es da so alles gibt? Zumal das Angebot ja auch noch ausgebaut werden soll. Wunderbar! Eine gute Chance für Winsen!

Ja, und dann beschließen sie, ein komplett neues Gebäude zu bauen – dieses aber direkt neben den alten Standort zu setzen. Nicht genug damit, dass dafür ein gutes Stück des Schlossparks (inklusive sechs seiner schönen Bäume) weichen muss, was an sich schon eine grenzwertige Idee ist. Aber auch das aktuelle Standortproblem wird dadurch ja gerade nicht gelöst. Effektiv ist es von allen Schulen sogar noch weiter weg, wenn auch nur ein paar Meter. Besser erreichbar wird sie nicht, dafür wird der Schlosspark kleiner. Loose-loose in Reinkultur aus meiner Sicht.

Dass man sich vis-a-vis zwischen Schloss, Marstall, Rathaus und in Sichtlinie zur Kirche dann einen hypermodernen Neubau hinstellen will, der nachher aussieht, als könnte er jederzeit abheben und zum Mars fliegen, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Vielleicht bin auch hier nur ich das Problem, weil ich von Architektur zu wenig verstehe.

Trotzdem: Man zerstört nicht nur ein Stück Stadtpark, man macht auch gleich noch den vielleicht schönsten Panoramablick der Winsener Innenstadt kaputt. Obendrein löst man das aus meiner Sicht zentrale Problem der heutigen Bücherei einfach gar nicht, nämlich ihren denkbar ungünstigen Standort.

Mein Fazit: So, wie es jetzt umgesetzt werden soll, hat man jede einzelne Teilfrage genau falsch entschieden. Falscher Standort, falsche Fläche, die dafür geopfert werden muss, falscher Baustil. Das einzige, was richtig ist, ist, dass es einen Neubau gibt. Aber ganz ehrlich: Bevor man den dann SO umsetzt, kann die Bücherei von mir aus dann doch bleiben, wie und wo sie ist.

Ich habe übrigens vor, mir trotzdem mal so einen Ausweis zu holen und die Bücherei zu nutzen. Ja, der Standortnachteil mag selbst für mich selbst kein schlagendes Hindernis sein, die Bücherei zu benutzen. Aber in meiner Welt überlegt man sich dennoch wenigstens fünf Minuten lang, wie man optimale Bedingungen für ein Angebot schafft, bevor man da ein paar Millionen Euro investiert. Das vermisse ich hier.