Gestern Abend begegnete mir aus heiterem Himmel eine Schlagzeile, die sinngemäß aussagte, dass unsere Gesundheitsministerin zurückgetreten sei. Da ich grade keine Zeit hatte, den zugehörigen Artikel zu lesen, ging ich zunächst davon aus, dass nun endlich jemand Verantwortung für all die schwerwiegenden Fehler, vor allem die rund um das Impfdesaster, übernommen hätte und freute mich, dass die Politik eventuell dann doch endlich ein Bewusstsein für die bisherigen Fehler entwickelt hätte.
Die Freude hielt nicht lange, denn nichts dergleichen ist passiert. Sondern Frau Reimann ist offenbar ernsthaft erkrankt und tritt deswegen zurück und nicht wegen all der schlimmen Fehler. Da ich niemandem etwas Böses wünsche, insbesondere gesundheitlich, tat mir meine anfängliche Freude aufgrund falscher Annahmen fast schon wieder Leid. Auf der anderen Seite lässt die Übernahme politischer Verantwortung für die Fehler auf diese Weise natürlich bis auf Weiteres auf sich warten und wer auch immer die Nachfolge antreten wird, wird es wohl eher nicht sein können, wenn man fair bleiben will.
Gut, dann bliebe immer noch der Ministerpräsident. Aber da in eineinhalb Jahren ohnehin Landtagswahlen stattfinden, wird auch der höchstens vom Wähler zurückgetreten werden. Ob die CDU der SPD dann die Staatskanzlei wird abjagen können, während sie als Juniorpartner mit in der Regierung sitzt, ist allerdings auch zweifelhaft. Die Fehler der SPD hat die CDU ja alle mit zu verantworten – vorneweg mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten, der gleichzeitig ausgerechnet Wirtschaftsminister ist und auch deshalb insbesondere die ganzen schlecht begründeten Schließungsorgien letztlich mitträgt.
Diskussionen über weniger Verbote wird es auch in dieser Woche in der Ministerpräsidentenkonferenz unweigerlich geben. Die Zahlen geben das zwar wirklich gar nicht her. Aber zur Abwechslung scheint dann doch mal der öffentliche Druck eine gewisse Rolle zu spielen. Und das ist auch nachvollziehbar.
Vier Monate Lockdown sind jetzt rum. Der Erfolg ist kaum messbar. Stand die Inzidenz am 1. November landesweit bei 70,irgendwas, steht sie jetzt bei 68,irgendwas. Zwischendurch auch schon mal höher, keine Frage. Ich will auch nicht aussagen, dass so ein Lockdown gar keine Auswirkungen hätte. Natürlich dämpft er Infektionen und ich will auch gar nicht behaupten, dass er völlig überflüssig sei.
Aber nach vier Monaten, bei denen man am Ende da steht, wo man am Anfang stand, könnte man doch vielleicht mal auf die Idee kommen, die Regeln endlich wissenschaftlich fundiert anzupassen. Zu öffnen, wo – natürlich mittels entsprechender Hygienekonzepte – keine Infektionsgefahren bestehen und zu schließen, wo das offensichtlich nicht geht.
Bezogen auf die Entwicklung im Landkreis sieht das auch nicht besser aus. Den ganzen Februar über stieg die Inzidenz einfach. Ohne, dass vorher irgendwas gravierend gelockert worden wäre. Vielleicht einfach nur, weil es arschkalt gewesen ist. Es wird jetzt wärmer, meine Erwartung wäre, dass die Pandemiesituation sich alleine deshalb tendenziell im März wieder etwas verbessern könnte.
Aber der Beitrag des Lockdowns zur weiteren Entwicklung? Leider zweifelhaft. Und das kann halt auch jeder sehen. Und deswegen ist die Forderung, jetzt endlich mal zu gucken, was der ganzen Verbote wirklich nötig ist und was nicht und ob Dinge wie die Öffnung der Schulen wirklich eine gute Idee ist, einfach nur richtig und offenbar jetzt auch langsam mal laut genug geworden, dass auch die Ministerpräsidentenkonferenz sie nicht überhören kann.
Ob das am Ende irgendwas für die Ergebnisse bedeutet? Man weiß es nicht, werden wir wohl morgen Abend besser einschätzen können.
Die 50. Woche Corona ist heute vorbei – diese meine Zählung beginnt aber am Tag des ersten Lockdowns (was ein Dienstag war), Corona war vorher aber schon Thema. In der Regel durch krasse Geschichten und Bilder aus dem Ausland, besonders China und später dann Italien. Und dann kamen die ersten Berichte von einzelnen Fällen in Deutschland, bis es dann kurze Zeit später richtig losging.
Es jährt sich in diesen Tagen also der Beginn der Coronakrise. Die Fotos, die mich daran erinnern, wie anders im letzten Jahr um diese Zeit noch alles war, werden in etwa zwei Wochen enden, denn danach war Lockdown – und der zieht sich seitdem mit Auf- und Abstufungen ja nunmal einfach so durch, Ende ungewiss. Dass wir nächstes Jahr um diese Zeit wieder unser Leben zurückhaben, ist alles andere als ausgemacht und wird sehr davon abhängen, dass die Regierungen endlich anfangen, ihren verdammten Job zu machen, was die Impferei betrifft.
Vom Staat als Problemlöser habe ich im Allgemeinen noch nie viel gehalten. Wie er mit Corona umgeht, werte ich inzwischen als Bestätigung dieser Einschätzung. Ich verfolge es nicht aktiv aber mir ist zum Beispiel bis heute kein einziger kritischer Artikel begegnet, der das Impfportal Schleswig-Holsteins für überlastet, kaputt, dämlich usw. erklärt. Die Terminvergabe dort organisiert nicht der Staat, sondern Eventim, ein privates Unternehmen, dessen Kernkompetenz genau so etwas ist, inklusive des Fertigwerdens mit größerem Ansturm auf Konzerttickets.
Das Einkaufen von Profis würde ich mir viel häufiger wünschen. Hätte man zum Beispiel bei der Beschaffung des Impfstoffs bereits tun sollen, statt dass einer Person zu überlassen, die noch nicht mal in der Politik jemals irgendwas gerissen hat, geschweigedenn irgendwo anders.
Die Priorität der Politik liegt in der Verwaltung der Verbote und des Impfstoffmangels. Das ist deutlich zu wenig, um eine solche epochale Krise zu lösen. Und deswegen, ich weiß, ich wiederhole mich, fällt es mir schwer zu glauben, dass die Lösung der Krise wirklich das Ziel der Regierungen in Bund und Ländern ist, denn diesen Eindruck habe ich einfach überhaupt nicht, auch wenn das einfach nur an der himmelschreienden Inkompetenz allerorten liegen könnte.
Vielleicht löst der Frühling das, was die Regierung nicht auf die Kette kriegt. Wie im letzten Jahr.
Es ist nach einer wirklich fast schon sommerlichen Phase in der letzten Woche zwar wieder etwas kühler geworden aber ich denke, der Winter endet hier gerade dann doch allmählich. Das ist gut für die Infektionszahlen und schlecht für mein Bedürfnis, mich mit Leuten zu treffen und Bier zu trinken.
Überhaupt nervt der Coronablues. Okay, diese Woche darf ich zum Ersten Mal seit dem Lockdown mal wieder zum Friseur. Ist etwas schade, dass die ganzen Coronafrisuren, die teilweise wirklich lustig sind (Spahn, de Maiziere sehen beispielsweise echt witzig aus) damit auch erstmal enden. Auf der anderen Seite war es wahrscheinlich auch Unsinn, Friseure zu schließen, wenn sowieso alle Beteiligten die ganze Zeit maskiert sind.
Am vergangenen Wochenende habe ich nach gut zwei Monaten mal wieder meine Freundin sehen können. Auch das ist Corona. Auch das sind so Dinge, die von einer Staatskanzlei aus betrachtet niemand auf dem Schirm hat.
Wie vertreibt man sich sonst so die Zeit? Für das kommende Wochenende habe ich mir noch einmal ein Online-Biertasting gebucht. Überhaupt werde ich wohl noch mal Bierbrauen, vielleicht am Wochenende. Und das Bier, das ich letzte Woche gebraut habe, wird allmählich fertig und verspricht eine extrem leckere Geschichte zu werden.
Aber damit habe ich dann auch wieder mal um die 40 Liter Bier parat, die ich weder alleine austrinken kann, noch will und also mit anderen teilen will in irgendeiner Form. Mal sehen, wie ich das anstelle. Neulich habe ich herausgefunden, dass es unter Umständen als Steuerhinterziehung ausgelegt werden kann, Anderen einfach selbstgebrautes Bier zu schenken. Aber wenn gemeinsames Biertrinken nur noch per Videokonferenz möglich ist, ist es ja anders kaum möglich, in Corona-Zeiten noch solche Mengen loszuwerden. Für kleinere Mengen müsste ich neue Gerätschaften anschaffen, was ich aber gar nicht will, weil ich keine Lust habe, den ganzen Aufwand zu betreiben und dann bloß 5 Liter Bier oder so zu haben. Zudem macht die Brauerei ja erst dann richtig Spaß, wenn man die Ergebnisse mit anderen Teilen kann.
Noch so ein Problem, dass in Hannover und Berlin sicherlich (zurecht) niemand auf dem Schirm hat, aber zur Gesamtgenervtheit einen kleinen Teil beiträgt.