Von all den vielen Fehlern, die sich Regierungen in Bund und Ländern im Zusammenhang mit der Coronabekämpfung zu schulden kommen lassen, ist das Impfversagen das miesteste und zugleich am wenigsten verzeihliche.
Dass Impfungen – und nur Impfungen – die Pandemie beenden werden, war früh genug klar. Man hätte sich spätestens ab vergangenem Sommer darauf vorbereiten können, zu impfen. Zum Beispiel, indem man Menschen mit Vorerkrankungen oder Pflegebedürftige oder die einfach nur sehr alt sind, schon mal sammelt, damit sie priorisiert geimpft werden können. Hat man nicht getan, stattdessen hat man sich darauf verlassen, dass es reicht, Pflegeheime abzufahren und dort zentral zu impfen. Dass verdammt viele aus den besonders gefährdeten Personengruppen vielleicht gar nicht in einem Pflegeheim untergebracht sind, ist eine Erkenntnis, die anscheinend jetzt erst in den Hauptstädten der Republik ankommt. Was schwer zu verstehen ist für den Normalbürger, der in seinem Umfeld viele Fälle von chronisch Kranken, die zuhause Leben, kennt, der weiß, dass man auch im hohen alter noch alleine zuhause klarkommen kann und der zum Beispiel Einrichtungen wie das betreute Wohnen kennt, das eben kein Pflegeheim ist und das von den Impf-Teams bis dato darum auch tendenziell ausgespart worden ist.
Leider ist diese Nachlässigkeit noch die harmloseste in all dem Impf-Versagen. Dass überhaupt so wenig Impfstoff vorhanden ist, ist natürlich der Kardinalfehler. Dieses Problem löst sich langsam von selbst, weil weitere Impfstoffe hinzukommen. Aber das führt leider auch nur dazu, dass die nächsten Nadelöhre auftauchen. Denn jetzt ist es eben die Terminfindung oder die Tatsache, dass Menschen zu Terminen nicht erscheinen. Wenn dann Impfstoff übrig bleibt, wird der aktuell kurzfristig an jeden verimpft, der gerade greifbar ist. Was ich pragmatisch und als Notlösung in Ordnung finde, nur passieren diese Fälle jetzt seit Jahresanfang und eigentlich hätte man doch endlich mal Leute sammeln können, die ggf. kurzfristig vorbeikommen können und trotzdem irgendwelchen Risikogruppen angehören. Aber nichts dergleichen gibt es bisher.
Jetzt hat man zwischen Tür und Angel mal kurz beschlossen, dass Lehrer vorrangig geimpft werden. Ein überraschender Move, wenn man bedenkt, dass Schulen bisher als Orte galten, an denen man sich doch gar nicht anstecken könnte. Vielleicht ist das wunderbar pragmatisch und gut so, ich weiß es nicht. Aber es wirkt wieder mal nicht sonderlich konsequent mit dem abgeglichen, was die Regierungen die letzten Monate so von sich gegeben haben.
Abgesehen von diesen Details, die ärgerlich genug sind, zeigt uns aber vor allem das Gesamtbild das ganze Ausmaß des Versagens, denn mittlerweile haben so Länder wie Marokko, Algerien oder Tunesien Deutschland mal eben im Impfen überholt. Offenbar nimmt man dort die Pandemiebekämpfung einfach ernst und macht sie zu jener Chefsache, zu jenem Apollo-13-Moment, von dem wir eigentlich alle dachten, dass unsere Regierungen hierzulande sie auch machen würden.
Marokko impft derzeit täglich 100.000 seiner Einwohner. Da wohnen 36 Millionen Menschen, also deutlich weniger als halb soviel wie in Deutschland.
Deutschland wird voraussichtlich am 23. Oktober 2023 gut zwei Drittel seiner Bevölkerung geimpft haben können. Oder wie Angela Merkel es ausdrücken würde:
„Ich glaube, dass im Großen und Ganzen nichts schiefgelaufen ist.“
Quelle
Läuft also alles wie geplant, laut Bundesregierung.
Wenn man es positiv sehen will, kann man bei all dem Mist wenigstens noch anmerken, dass zumindest die Impfgegner dadurch völlig irrelevant geworden sind, weil das mediale Blabla dadurch geprägt ist, dass die Leute der Regierung die desolate Impfsituation vorwerfen und gar kein Raum bleibt, Kritik am Impfen generell zu üben.
Aber diesen Idioten würde der Wind auch so aus den argumentativ sehr löchrigen Segeln genommen, indem die Realität die wilde These, Impfen sei so eine Art Massenmord, schlicht Tag für Tag einwandfrei widerlegt.
Aber genug davon. Gucken wir mal in die Zahlen aus dem Landkreis und ärgern uns ein wenig darüber.
Denn während selbst in Süddeutschland allerorten Inzidenzen unter 50 gemessen werden, kommt die Inzidenz hier nicht von der Stelle.
Geht man vom Zeitpunkt der ersten Lockdownregelungen hierzulande aus, befinden wir uns übrigens in der 50. Coronawoche. Golden Corona quasi.
Und immer noch werden Regelungen verschärft – wie zuletzt in Hamburg die Maskenpflicht einfach noch einmal ausgeweitet wurde. Einmal mehr fragt man sich, ob im Ernst irgendwer erwartet, dass das irgendeinen großartigen Unterschied machen könnte.