Erinnert Euch mal kurz an den Moment, in dem Ihr das allererste Mal Google Earth benutzt habt. Wie krass das war, dass man vom Weltraum bis praktisch vor seine eigene Haustür zoomen konnte – und einen Moment später am anderen Ende der Welt an einem beliebigem Ort das Gleiche tun konnte. Wenn wir heute Maps und ähnliche Software nutzen, ist das totale Routine und zwar immer noch irgendwie cool – aber beim ersten Mal? Für mich war das fast magisch. Vielleicht, weil ich schon immer gerne Landkarten angeguckt habe. Ich verfüge heute noch über eine kleine Sammlung von Atlanten. Google Earth ist letztendlich ja einfach die zeitgemäße Version eines Atlas.
Als die Netflix-Serie vor ein paar Tagen auf einmal online war, wurde sie mir recht schnell vorgeschlagen. Manchmal ist wohl sogar Netflix da einigermaßen zielsicher. Geschichtlich interessant plus Computernerdkram? Klar, ich wusste sofort, dass ich mir das früher oder später angucken werde.
Ich hab mir noch kurz durchgelesen, worum es ging. Überlesen habe ich da wohl, dass es sich um eine deutsche Firma gehandelt hat, die Anfang der 1990er das entwickelt hat, was man heute als Google Earth weltweit kennt. Dieser Punkt macht die Serie aber noch mal eine Ecke interessanter – was ich aber erst heute mitgekriegt habe, als ich die aktuelle Episode Logbuch Netzpolitik hörte – in der auf die Serie und ihren realen Hintergrund verwiesen wird. Denn der hat offenbar eine Menge mit dem Chaos-Computer-Club und auch namentlich Herrn Pritlove, der ja unter anderem Host von Logbuch Netzpolitik (und einem ganzen Sack voll anderer Podcasts, die ich regelmäßig höre) ist.
Ein echter Knaller ist auch dieses Video, das Tim Pritlove auf der Cebit 1998 zeigt, wo er den „Earth“-Großvater im Fernsehen vorstellt.
Während ich dies schreibe laufen die letzten Minuten von Folge 1 der Miniserie aber gehooked hat sie mich relativ schnell. An sich genügt ja schon das Grundsetting. Aber als sich die beiden Oberhacker über ihre Lieblingsliteratur unterhielten und als allererstes „Snow Crash“ genannt wurde, war ich endgültig drin (denn zum einen lese ich zufällig momentan grade „Corvus“ vom gleichen Autoren – und zum anderen schreibt der Mann ganz einfach die besten Romane der Welt).
Naja. Und jetzt lasse ich mich ein wenig in die Startupszene der 1990er entführen. Eine schöne Serie, die – auch wenn ich das hier ein wenig so abfeiere, als wäre das anders – auch nicht übermäßig nerdig daherkommt, dafür aber ein interessantes Bild der damaligen Zeit zeichnet. Und irgendwo auch ein Stück deutscher IT-Geschichte präsentiert, wenn auch mit reichlich künstlerischer Freiheit, was die Story betrifft.
Laut Tim Pritlove stellt die Serie die technischen Umstände aber durchaus einigermaßen realitätsgetreu dar. Die wahre Geschichte wird er wohl in der nächsten Folge CRE zusammen mit Pavel Mayer erzählen, die beide damals zusammen bei der echten Firma ART+COM an dem echten Terravision gearbeitet haben.