Ich finde es immer ein bisschen witzig, wenn Bierfreunde aus Bayern mit ihrer Herkunft prahlen und so tun, als hätte Bayern irgendwie das Bier erfunden. Ja sicher: Die heutige Bierkultur in Bayern ist aller Ehren wert und gefällt mir persönlich auch ganz wunderbar.
Aber sie ist vergleichsweise jung. Das sogenannte Reinheitsgebot, auf das viele Bayern, warum auch immer, heute noch total stolz sind, gibt es erst gute 500 Jahre. Relativ profane, aber heute untrennbar mit unserem Bier-Bild von Bayern verbundene Dinge wie Weizenbier, durften lange Zeit als sehr exklusives Privileg nur auf Sondergenehmigung der jeweiligen Herrscher gebraut werden und dieses Weizenbiermonopol wurde erst Ende des 18. Jahrhunderts aufgehoben. Bier aus Weizen ist aber auch keine Erfindung aus Bayern, sondern das kannten die Ägypter und Babylonier bereits vor tausenden Jahren. Und das Oktoberfest, was heute jedenfalls für uns hier außerhalb Bayerns das ist, was wir mit Bayern und Bier am ehesten verbinden (auch wenn das eigentlich unfair etwas blöde ist), gibt es zwar lange – aber eben auch „erst“ seit 1810.
Warum ich Dinge, die hunderte Jahre her sind, doch eher unter jüngerer Biergeschichte einordne? Na, weil Bier nicht nur die älteste Erfindung der Menschheit ist und die Biergeschichte daher nicht hunderte, nicht tausende, sondern mindestens zehntausende Jahre alt ist und deswegen selbst die letzten 500 Jahre eher so die letzten Entwicklungen umfassen.
Was für viele Betrachtungen (vor allem, wenn wir über die Entwicklung untergäriger Biere reden, die heute eben das sind, was wir alle hauptsächlich trinken) zwar völlig ausreicht. Aber eben nicht, wenn wir über Biertraditionen ganzer Landstriche reden.
Denn da war Hamburg eben schon lange, bevor man über Dinge wie Reinheitsgebote nachgedacht hat, die Bierstadt der Hanse. Und die Hanse war im deutschen Raum und darüber hinaus der mächtigste wirtschaftliche und politische Verbund, den es gab. Hamburg war damals so etwas wie die Bierhauptstadt – auch wenn das damalige Bier sicherlich eher oberärig war und geschmacklich auch etwas anders gewesen sein dürfte.
Wie das alles so war, wie man das gemacht hat, wie die Bierstadt Hamburg funktioniert hat, das erklärt aber im Detail diese schöne Podcast-Episode hier, die in Zusammenarbeit mit dem ohnehin sehr empfehlenswerten Museum für Hamburgische Geschichte entstanden ist.
Darin erfährt man übrigens unter anderem, dass die Hamburger den Markt für Weizenbier im Jahr 1233 bereits eroberten.