In Schottland wurde wohl, so melden die sozialen Medien jedenfalls, beschlossen, „Produkte der Damenhygiene“ gratis auf öffentlichen Toiletten oder auch z.B. in Schulen auszulegen. Mein erster Reflex war ein „wtf??“ dicht gefolgt von der Frage, ob man dann nicht lieber lebenswichtige Dinge wie Brot, Wasser oder Strom gratis verteilen sollte.
Auf den zweiten Blick verflüchtigt sich aber schnell dieser erste Anflug von Empörung angesichts einer nur vermeintlich wirren Idee. Denn worum es eigentlich geht ist eben nicht die Verteilung von Gratisprodukten, sondern darum, in unangenehmen und vermutlich auch ziemlich peinlichen Notfällen Hilfe anbieten zu können.
Die Befürchtung, dass deswegen fortan ein relevanter Prozentsatz aller Damen sich diese Produkte via öffentlicher Toilette besorgen werden, halte ich für in etwa so realistisch wie dass die Bevölkerung ihren Bedarf an Klopapier via Diebstahl desselben in öffentlichen Toiletten deckt: Ja, mag vorkommen, wird aber eher nicht der Normalfall werden.
Wenn man sich bei dieser Idee dann noch von dem Gedanken löst, dass dem – wie in Schottland – eine Vorschrift vorausgehen muss, findet man sie auch aus liberaler Sicht plötzlich gar nicht mehr abwegig. Als Anregung begriffen würde ich, hätte ich eine öffentliche Toilette betreiben, wahrscheinlich jetzt schon loslaufen und für ne handvoll Euro ein paar dieser Produkte anschaffen und dort einfach mal für alle Fälle parat legen.
Öffentliche Toiletten haben genau eine Aufgabe: Sie sollen Menschen in gewissen Nöten peinliche Situationen vermeiden helfen. Nicht mehr und nicht weniger. Die gleiche Aufgabe hätten ein paar bereit gelegte Tampons und Binden auf Damentoiletten. Die müssen nicht mal gratis sein, man kann ja dafür 50 Cent extra in den Teller am Eingang legen oder vielleicht gibt es dort eine Spardose dafür oder so.
Der große Fehler, der mich bei dieser Debatte sehr ärgert, ist der, dass das „gratis“ so dermaßen in den Vordergrund gestellt wird. Als würde es darum gehen, irgendwem irgendwas schenken zu wollen. In Wirklichkeit geht es bei dieser Idee um Verfügbarkeit im Notfall. Die kostenlose Abgabe hätte im wesentlichen den praktischen Grund, dass man niemanden hinsetzen muss, der kassiert. Sie ist aber jedenfalls nicht der eigentliche Grund für die Idee.
Nur: Darauf kommste als Kerl erstmal nicht, wenn groß gefragt wird: „Was halten sie denn davon, wenn Tampons verschenkt werden?“ Was soll man als Mann da schon von halten? Bestenfalls ist es einem egal, solange man nicht selber derjenige ist, der diese Geschenke dann auch noch zahlen soll – was im Fall öffentlicher Toiletten aber nunmal der Fall wäre.
Als jemand, der – obwohl durchaus in mancher Hinsicht zum Geiz neigend – noch nie Klopapierrollen von öffentlichen Toiletten für den Heimgebrauch hat mitgehen lassen, empfehle ich den Betreibern von öffentlich zugänglichen Toiletten (dazu zähle ich nicht nur die an Bahnhöfen oder richtig öffentlichen Etablissements, sondern vielleicht auch die in Schulen, Restaurants oder Kneipen) die paar Cent einfach mal auszugeben, um einen kleinen Notvorrat an Produkten zur Damenhygiene auf Damentoiletten auszulegen. Es kostet so gut wie nichts, auch auf längere Sicht nicht, kann aber sehr blöde Situationen genau so verhindern helfen, wie es das komischerweise nie in Frage gestellte gratis angebotene Toilettenpapier so selbstverständlich tut.
Nachtrag: Irgendwann sollten wir vielleicht noch mal mit Gratis-Tampon-Skeptikern über den Sinn dieser Gratis-Kotbeutelchen für Hunde reden, die es mittlerweile überall gibt, obwohl man als Hundehalter normalerweise nicht davon überrascht sein sollte, dass ein Hund im Freien sein Geschäft verrichten möchte…