Das hier enthält selbstverständlich Spoiler.
Was wäre, wenn die Sowjets in letzter Minute die Amerikaner überholt und 1969 als erste auf dem Mond gelandet wären?
Dieser Frage geht das Apple-TV+-Original „For all Mankind“ nach. Logisch, dass mich diese Serie seit ihrem Erscheinen interessiert hat. Vor einigen Tagen habe ich angefangen, sie zu gucken und nach einer halben Staffel reicht es wohl, um einen ersten Eindruck zu notieren.
Anfangs war ich gehooked und fand sie super. Es gab viele kreative und lustige Anspielungen an die reale Geschichte, reale Zitate und Redewendungen – nur eben in einem neuen Zusammenhang, weil ja nunmal die Geschichte anders lief, als in der Realität. Das gab der Serie einen authentischen Eindruck, der mir gut gefallen hat.
Später gab es dann so Szenen, in denen Wernher von Braun als Nazi gefeuert wurde. Nach dem Misserfolg hatte man die bis dahin geheimgehaltenen Gründe ausgepackt und ihn konsequenterweise vom Hof gejagt. Ja okay, dachte ich, kann man so machen. Fühlte sich aber seltsam an.
Fühlte sich an wie: In dieser Serie möchten wir uns selber irgendwie besser darstellen, als wir in Wirklichkeit waren. Dieses Gefühl war nur vage, nicht schlimm. Ich schlucke sowas, wenn der Rest unterhaltend genug ist. Leider ging es aber weiter und wurde intensiver.
Die Story geht so weiter, dass die Sowjets auf einmal eine Frau auf den Mond schicken, also müssen die Amerikaner das auch tun. Okay, warum eigentlich? In der realen Geschichte hatte sich die NASA die Mondlandung als Ziel ausgesucht, nachdem sie die Sowjets in Sachen Erdorbit nicht schlagen konnte. Man suchte sich ein Ziel, das so weit weg lag, so abgefahren, so mutig, so eine gewaltige Herausforderung war, dass der Startvorteil der Sowjets keine Rolle mehr spielen konnte. Und nun reagiert die gleiche NASA mit der Landung der ersten Frau auf dem Mond mit: Okay, schicken wir auch eine hoch? Ernsthaft?
Aber okay. In der Serie funktioniert es. In der Serie entfesselt das Frauenprogramm von Apollo eine richtigem Boom, der anscheinend größer ist als der, den die reale Mondlandung geschaffen hatte.
In der Serie erleben wir die üblichen Vorurteile gegenüber Frauen, wie wir sie uns zu der Zeit aus heutiger Sicht so vorstellen. Natürlich erleben wir auch die obligatorischen Superfrauen, die sämtliche Klischees brechen und mindstens genauso badass wie Armstrong und die anderen Männer sind. Wir sehen, wie sie sich natürlich großartig durch die Trainingsprogramme schlagen, wie immer wieder Männer versuchen, ihnen übel mitzuspielen, weil sie eigentlich keine Frauen im Programm wollen.
Naja und so weiter und so fort. Das alles tut nicht wirklich weh, es ist nur irgendwie auch etwas langweilig und vorhersehbar. Und halt bescheuert, weil wie gesagt schon die Idee, dass Frauen zum Mond zu schießen jetzt so das nächste große Ding nach der ersten Mondlandung sein soll, echt wenig Sinn macht.
Es tut auch deswegen nicht so weh, weil die Serie ansonsten einfach nett und interessant ist. Was aber auch bedeutet, dass dieser überwoke Scheiß wirklich nicht nötig gewesen wäre und das ärgert mich dann doch etwas. Egal.
Alles in allem kann man sich das gut angucken. Es ist eine interessante alternative Geschichte – und das mit hervorragendem Soundtrack aus Rocksongs aus der Zeit.
Es ist keine Kultserie, dazu fühlt es sich stellenweise dann doch zu generisch an. Aber es unterhält. Und es sind viele Raketen drin. Und besagte Rocksongs. Works for me.