Filtersche Biermanufaktur

Als Idee spukte die Brauerei logischerweise schon ewig in meinem Kopf herum, schließlich trinke ich schon ziemlich lange ziemlich gerne und oft genug auch ziemlich viel Bier.

Im April diesen Jahres fing ich nach einer Spinnerei mit Freunden an, mich verstärkt mit dem Thema zu beschäftigen. Kaufte ein Buch über das Bierbrauen, las Blogs, sah mir diverse Youtube-Videos an, abonnierte Podcasts, erweiterte unterwegs mein Wissen über Bier dermaßen krass, dass ich Bier insgesamt heute mit ganz anderen Augen sehe, als damals. Allein die Beschäftigung mit den diversen Bierstilen, die es so gibt, war komplett neu für mich, auch wenn mir natürlich immer klar war, dass es schon etwas mehr als Pils oder Weizen gibt.

Und ja, ich bildete mich auch trinkend fort. Was mir an interessanten Bieren in die Hände gerät, kaufe ich praktisch umgehend und trinke es spätestens Tage später dann auch aus. Ich bin dabei relativ schmerzfrei und experimentierfreudig. Manches trinke ich einmal und nie wieder, das meiste schmeckt aber auf seine Art dann doch irgendwie interessant. Und ganz Weniges kaufe ich einmal zum Testen und dann immer noch mal wieder, weil es irrsinnig geil schmeckt. Wir reden da natürlich niemals über die gängigen Fernsehbiere, sondern über Spezialbiere, die es manchmal auch nur ganz kurz zu kaufen gibt und dann vielleicht nie wieder, einfach, weil die entsprechenden Brauereien eben immer wieder was Neues machen. Auf diese Weise lernte ich aber dann diverse Bierstile erst so richtig kennen – und teilweise auch ganz neu schätzen. Im Craft-Bier-Bereich werden diese Stile wiederum gerne interessant gemixt, da hat man dann auf einmal ein Helles mit Pils-Einschlag oder ein Helles mit gestopftem Hopfen. Letzteres ist so eine Kombination ist, die ich inzwischen von verschiedenen Brauereien hatte und immer hat sie mir nicht nur verdammt gut geschmeckt, sondern auf gewisse Weise auch ein ganz neues Bieruniversum geschmacklich geöffnet. Faszinierend.

Im September machte ich dann relativ spontan ernst. Ich fand bei Ebay Kleinanzeigen einen relativ günstigen Einkocher, mit dem ich bis zu 30 Liter Bier brauen kann. Den holte ich mir. Und anschließend bestellte ich den ganzen Rest der Ausrüstung. Es war, als hätte jemand so einen Schalter umgelegt: Theorie reicht jetzt, nun muss mal Praxis her.

An dem Tag, an dem ich endlich alles zusammen hatte, was ich für den ersten Sud brauchte, fing ich auch direkt an. Etwas holprig, weil ich vor jedem Schritt aufmerksam in mein Buch guckte und zur Sicherheit nach jedem Schritt noch mal. Das halbe Haus roch schnell wie ein Brauhaus, so richtig schön malzig. 90 Minuten musste die Würze kochen. Beim der zweiten Hopfengabe – das ist die, die Geschmack geben soll – passierte es dann: Ich Depp hatte einfache Teefilter aus Papier genutzt. Weil mein tolles Buch die Dinger ausdrücklich vorgeschlagen hatte. Die Sache ist, dass man die weiteren Hopfengaben immer nur für kurze Zeit machen will, da sonst das Bier möglicherweise einfach nur bitter wird. Will man nur das Aroma haben, dann schmeißt man diese Hopfengaben nur für ein paar Minuten mit rein in den Sud. Blöd nur, wenn man anschließend das Säckchen kaum wiederfindet und sein Inhalt sich, weil es kaputtgerissen war, im Kessel verteilt hatte.

Meine Lösung war: Ich fischte so gut es geht sämtlichen Hopfen, der da so rumschwamm oder sich am Schaumrand am Kessel abgesetzt hatte, raus und hoffte, dass das Ergebnis schon irgendwie passen würde.

Dann dauerte es fast einen Tag, bis die Würze auf Zimmertemperatur abgekühlt war und ich die Dichte messen konnte. Das ist wichtig, um die Stammwürze zu bestimmen. Das Rezept hatte da eine konkrete Vorgabe und die wollte ich ja einhalten. Dazu fehlte aber noch viel Wasser, offenbar war mir beim Kochen auch viel zuviel verdunstet. Kann man aber alles relativ gut nachjustieren und das tat ich auch.

Als die Würze stimmte, kippte ich sie in meinen Gärtank. Auch der fasst maximal 30 Liter. Knapp 5 Tage später war dann Abfüllung. Und hier kam es zu ersten Ernüchterungen: 10 Liter sollten es eigentlich werden, ich bekam aber nur 16 Flaschen voll, hatte also nur 8. Bierbrauen auf niederstem Hobbyniveau ist offenbar keine exakte Wissenschaft.

Nach dem Abfüllen und nachdem ich dann gelernt hatte, wie das mit den Kronenkorken funktioniert, hatte ich nun mein erstes Bier gebraut. Das musste nun aber in den Flaschen noch ein wenig reifen.

Und zwar bis heute.

Gestern öffnete ich schon mal die erste Flasche. Denn die sah etwas dunkler aus und ich hatte den Verdacht, dass da viel Hopfen und Hefe mit hinein geraten war. So wirklich trinkbar würde es also ohnehin nicht sein, also schonmal testen. Kurz gekühlt, dann einfach mal eingegossen. Sah komisch aus. Sehr stumpfe Farbe, voller Schwebstoffe. Wenn man trank, bekam man auch viel Hopfen- und Hefereste zum Kauen. Das ist natürlich so semi-lecker. Aber: Die Flüssigkeit drumherum schmeckte dann doch überraschend gut. Ich stufte diese Generalprobe als erfolgreich ein.

Heute habe ich dann das erste „richtige“ Bier geöffnet. Und das hatte eine richtige Bierfarbe. Zwar sehr dunkel, wo mir noch nicht so klar ist, warum eigentlich (denn das Malzextrakt war eigentlich „Helles“, auch wenn es eine recht ähnliche Farbe hatte, wie das fertige Bier). Aber so kann Bier schon aussehen. Dazu kam ein wirklich beeindruckender Schaum.

Geschmacklich stufe ich das Ergebnis ein als ein Bier, dass jetzt nicht unbedingt mein Lieblingsbier gewesen wäre, das ich also nicht unbedingt im Laden noch ein weiteres Mal kaufen gehen würde. Das ich aber als Brauhaus-Bier in lustiger Runde wahrscheinlich literweise gerne trinken würde. Es schmeckt also nicht außergewöhnlich aber lecker.

Zum Glück schmeckt es nicht außergewöhnlich. Denn das Rezept könnte ich durch die misslungene Hopfengabe einerseits und meine anschließende Notfall-Hopfenamputation ja sowieso niemals wieder rekonstruieren.

Bier1 war damit also schon mal ein Erfolg. Bier2 ist mittlerweile auch in Flaschen abgefüllt und reift heran. Anfang November ist das soweit.

Mein Zwischenfazit ist aber jetzt schon: Bierbrauen ist auf jeden Fall ein interessantes Hobby und selbst wenn mal irgendwas schief geht, ist das Ergebnis nicht unbedingt Ausschuss. Ich freue mich auf den zweiten Versuch und plane schon, was ich als nächstes machen könnte. Die Filtersche Biermanufaktur hat ihren Betrieb somit erfolgreich aufgenommen.