Es ist noch nicht besonders lange her, dass ich relativ nahe die Umstände einer Trauerfeier einer Nachbarin mitbekommen habe. Wäre sie einige Tage vorher gestorben, wären bei der Trauerfeier maximal 10 Anwesende erlaubt gewesen. So waren es immerhin 20 und inzwischen sind wohl bis zu 50 erlaubt. 10 ist krass hart, da ist in vielen Fällen nicht mal die Familie komplett anwesend. 20 ist einigermaßen erträglich und 50 sollte genügen, um einen normalen Freundes- und Familienkreis angemessen einladen zu können, auch wenn es gerade bei Trauerfeiern natürlich mies ist, Leute ausschließen zu müssen.
Und ich verstehe gut, wenn das unter den vielen Corona-Beschränkungen das ist, was Betroffenen am meisten weh tut. Aber wenn dann jemand (auch noch ausgerechnet an Corona) stirbt und man sich aus diesem Anlass nicht nur mit wirklich nicht nötigen, übertriebenen 80 Personen versammelt, sondern einige davon wiederum Corona-positiv getestet worden sind, frage ich mich halt schon, was zur Hölle eigentlich in manchen Leuten vor sich geht.
So dumm und überflüssig diese Geschichte auch ist, eigentlich redet halb Deutschland aber grade eher über die Masseninfektion in einem Schlachtbetrieb, der über 650 positive Tests und noch viel mehr Quarantänen nach sich gezogen hat. Unvermeidlich die vielleicht grundsätzlich berechtigte aber in diesem Zusammenhang ja trotzdem unpassende Debatte um Arbeitsverhältnisse und Qualitätsmaßstäbe in Großschlachtereien auf der einen Seite. Auf der anderen Seite bedeutet eine solche Masseninfektion aber natürlich auch unweigerlich ein Zurück zum Lockdown. Eigentlich.
Um sich mal die Größenordnungen klar zu machen: Bei diesem einen Ereignis sind mehr Menschen infiziert worden, als es in meinem Landkreis über die gesamte Zeit positiv Getestete gegeben hat. Die Bedingung für Lockerungen jeglicher Art ist ein Ausbleiben von 50 Infizierten innerhalb von 7 Tagen und diese Grenze wurde hier mal eben um das 13-fache gerissen.
Auch dieser Fall stellt für mich erneut in Frage, was diese 50er-Regel soll, denn natürlich sieht man auch dieses Mal keinen Grund dafür, trotz dieser 13-fachen Überschreitung dieser irgendwo selbst ausgesuchten roten Linie den ganzen Landkreis zurück in den Lockdown zu versetzen. Was ja vernünftig ist. Aber meine These, dass das ja offenbar nie zum Einsatz kommen wird, wieder mal stützt. Außerhalb solcher zentraler Ereignisse mit vielen Infektionen können sich doch so viele Menschen eigentlich gar nicht infizieren, wie soll das gehen?
NRW-Virologe Streck rät in diesem Zusammenhang wunderbar unaufgeregt dazu, solche Vorfälle genau anzusehen und leitet für das Virus gewisse klimatische Bedingungen ab, unter denen es sich ausbreitet wie bekloppt, zum Beispiel Kälte.
Für mich erhärtet sich zunehmend der Eindruck, dass abseits von Großveranstaltungen, auf die wir wohl noch eine ganze Weile verzichten müssen werden, zumindest bei unseren sommerlichen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen hier das Infektionsrisiko mindestens im Freien relativ niedrig sein könnte. Und wir sehen ja in der Tat auch weiterhin nichts von massenhaften Infektionen nach den ganzen Demos der letzten Zeit. Ein halbwegs normales Leben – in gewissen Grenzen, eh klar – sollte eigentlich damit möglich sein, solange es sich vorzugsweise draußen abspielt.
Und das wäre dann immerhin ein Zustand, mit dem man eine ganze Weile klar kommen könnte, bis dieses Virusproblem auf irgendeine Weise gelöst werden kann.
Als aktuell wahrscheinlichste Lösung gilt natürlich ein Impfstoff. Vielleicht auch mit einer ordentlichen Portion Wunschdenken aber das ist ja irgendwo auch verständlich.
War das aber bisher ein eher abstraktes Versprechen, so werden da jetzt so langsam Nägel mit Köpfen gemacht. Der Bund hat sich soeben mal kurz mit fucking 300 Millionen Euro in einen Impfstoffhersteller komplett eingekauft. Man bestellt also als Staat nicht einfach einen noch gar nicht vorhandenen Impfstoff, sondern kauft den ganzen Laden stattdessen. Das zeigt vor alle, wie hart der Wettbewerb der Staaten um Lösungen wirklich ist und wie krass Angst man hat, dass andere einem das Zeug wegnehmen könnten.
Diese Angst ist mit Sicherheit berechtigt. Sie zeigt aber auch, wie „nützlich“ zum Beispiel so Vereine wie die WHO in diesen Zeiten, in denen sie eigentlich genau solche Vorkommnisse irgendwie verhindern helfen sollte, in der harten Realität wirklich sind.
Ich sehe ja so manche UN-Gruppierung eher kritisch. WHO war mir bis Corona kam eher egal, nie mit beschäftigt. Der UN-Menschenrechtsrat, den die miesesten Staatschefs dieser Erde, Schlächter, Antisemiten und sonstige Diktatoren immer lustig und gekonnt dafür benutzen, halbswegs integere Demokratien dumm aussehen zu lassen, kann zum Beispiel meiner Meinung nach schon lange weg – oder wenigstens um das immer noch verblüffend positiv empfundene „UN“ erleichtert werden.
Naja und in der WHO hat China eben dafür gesorgt, dass Taiwan rausfliegt. Auch hier sieht man also, dass der nach außen als friedlicher Staatenbund im Dienste der Menschheit dargestellte Verein selbstverständlich für knallharte politische Machtspielchen genutzt wird. Insbesondere bei der WHO hat man im Verlauf dieser Pandemie den Eindruck, dass sie eigentlich nur für solche Spielchen dient und keinen messbaren Beitrag auch nur zur Dokumentation der Pandemie, geschweige denn zu ihrer Lösung leisten kann oder will oder vielleicht sogar beides. Ich glaube, die WHO sollte man nach dieser Pandemie mal unter die Lupe nehmen und ggf. abschaffen und durch irgendwas Bauchbares ersetzen oder so.
Von der Weltpolitik zurück nach Deutschland: Die erst in dieser Woche gestartete App verzeichnete gestern bereits über 8 Millionen Downloads. Jeder zehnte Deutsche hat sich das Ding also bereits installiert. Ich glaube, dass kann man als Erfolg werten.