Diese Woche wird entschieden, wie wir Weihnachten zu feiern haben. Das ist keine übertriebene Formulierung, genau das beschließen die hohen Damen und Herren morgen und bereits heute, vor wenigen Minuten, wurde schon mal bekannt gegeben, was sie da beschließen werden. Nach wie vor erschließt sich mir der Sinn nicht, dass das alles immer schon vorher rausgedröhnt wird. Versuchsballons? Bewusste Bürgerverwirrung? Heranzüchten von weiteren Wahnwichteln und Covidioten?
Eine gewisse „Jana aus Kassel“ hat sich am Wochenende zum Horst gemacht, als sie in Hannover auf offener Querdenker-Bühne erklärte, sie sei quasi Sophie Scholl, weil sie auch 22 sei und auch Flyer verteilen würde. Es wird immer blöder. Die Frau ist nun bundesweites Gespött, nur bin ich nicht so sicher, ob sie das überhaupt wahrnimmt – oder begreift, warum alle über sie lachen.
Aber das nur am Rande. Wie sehen nun die Regeln aus, nach denen wir Weihnachten und auch Silvester feiern dürfen?
Angepeilt sind offenbar maximal 10 Personen, gerne auch aus unterschiedlichen Haushalten. Hat man da noch Worte?
Ende Oktober – das ist noch nicht so lange her – wurde sich hingestellt und gesagt Leute, wir müssen Lockdown machen. Damit wir Weihnachten bei ner Inzidenz von unter 50 sind. Damit man feiern kann. Bei einer Inzidenz von unter 50 darf man ja sowieso mit Leuten aus vielen Haushalten irgendwas machen. Es hätte also gar keiner besonderen Weihnachtsregelung bedurft.
Vielleicht wird diese Regelung auch noch der Inzidenzregel unterworgen aber aktuell sieht es mir danach aus, als würde man für Weihnachten und Silvester ernsthaft Ausnahmeregeln schaffen wollen.
Da kommen wir an einen Punkt, an dem Demokratie nervt. Denn nur, weil Weihnachten und Silvester offenbar die meisten Leute ansprechen, gibt es dafür plötzlich Sonderregeln. Das war für Ostern nicht drin, das war fürs Oktoberfest nicht drin, das ist auch für den Karneval nicht drin. Weihnachten und Silvester hat für jeden das Wichtigste im Jahr zu sein, so haben wir es jetzt beschlossen…
Böllern darf man übrigens auch. Das war die letzten zwei Wochen eine immer heftiger werdende Debatte. Warum auch immer. Gut, die Befürworter eines Verbotes fanden, dass es blöd wäre, die ganzen Bölleropfer auch noch in den Krankenhäusern zu haben. Das ist natürlich erstmal nicht falsch. Auf der anderen Seite holen sich die Böllerkids ihr Zeug bei einem Verkaufsverbot aber auf dem Schwarzmarkt – und zwar dann natürlich das geile Zeug, das man legal eh nicht kriegt. Verletzungsgefahr verfielfacht. Ob sich das für die Unfallstatistik wirklich rechnet?
Jetzt guckt man nur, dass Böllern an belebten Orten nicht stattfindet, damit sich keine Grüppchen bilden und sich gegenseitig ein frohes neues Jahr wünschen können.
Das ist schon wieder so eine famose Ironie: Jeder wünscht sich ein baldiges Ende dieses bescheuerten Jahres, jeder will das sicher auch möglichst groß feiern. Was nicht geht. Aber jeder möchte auch jedem ein viel besseres nächstes Jahr wünschen und selbst das wird nach Kräften verhindert.
Aus nachvollziehbaren Gründen, klar. Aber es ist trotzdem alles sehr ironisch grade.
Ansonsten sieht die Situation übrigens tatsächlich besser aus, als ich gedacht hätte. Der Lockdown funktioniert. Er funktioniert vielleicht nicht so durchschlagend, dass der Begriff „Wellenbrecher“ angebracht gewesen ist aber seit dem 13. November haben wir hier im Landkreis sinkende Fallzahlen – und zwar stetig.
Am 13. November hatten wir eine Inzidenz von über 98, mittlerweile stehen wir bei 62 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in 7 Tagen.
Am 15. November hatten wir innerhalb einer Woche netto eine neue Infektion, seither ist der Wert im jeweiligen Vergleich zur Vorwoche deutlich negativ.
Alles in allem läuft jedenfalls in meinem Landkreis alles besser, als ich erwartet hätte. Natürlich hätte es noch besser laufen können und ich bin immer noch nicht überzeugt davon, dass geschlossene Restaurants der wesentliche Grund für diese Entwicklung sein sollen.
Zumal jetzt davon gesprochen wird, die Schulferien zu verlängern und etwas früher beginnen zu lassen. Auch, um den Leuten eine Art Selbstquarantäne vor Weihnachten zu ermöglichen.
Der Plan läuft demnach vereinfacht gesagt darauf hinaus, dass man sich vor Weihnachten möglichst wenig in Kontakt mit Menschen begibt, damit man das Weihnachten bis Silvester praktisch unbegrenzt tun kann. Im Januar haben wir dann wahrscheinlich wieder total beschissene Zahlen und können unsere sehr abgespeckten und bescheidenen Faslamspläne, wie wir sie im Oktober mal erdacht haben, auch wieder komplett begraben.
Die sehen lediglich vor, dass Gruppen ein paar Skulpturen zusammenzimmern und an den Deich stellen sollen. Es geht uns darum, dass die Baugruppen nicht kaputtgehen, wenn sie zwei Jahre praktisch nicht zusammenkommen. Und natürlich wollen wir eben auch ein bescheidenes Bisschen Faslamsstimmung ins Dorf holen. Mehr nicht.
Dann kam der November-Lockdown, so dass sich bis heute keine Gruppe treffen konnte. Wäre auch aus Inzidenzgründen nicht gegangen. Geht mit Glück zwischen Weihnachten und Neujahr – aber danach? Wenn alle wild gefeiert haben?
Das könnte eng werden. Am Ende killt Weihnachten unseren Faslam.
Faslam hat in Berlin aber einfach auch wieder keiner auf dem Schirm. Hauptsache Weihnachten und Silvester. Kulturbanausen.